Wenn der Hund mit ins Wirtshaus kommt: Mehr Rücksicht gefordert

Corona hat die Zahl der Hundebesitzer nach oben schnellen lassen. Jetzt scheint die Pandemie vorbei, man geht wieder gern ins Restaurant. Viele mit dem Vierbeiner - das ist nicht immer unproblematisch.
Tegernseer Tal – Über Weihnachten und zum Jahresbeginn war Hochbetrieb im Voitlhof der Familie Bogner. „Und so ziemlich jeder zweite Gast hatte einen Hund dabei“, berichtet Senior-Chef Josef Bogner. In der historischen Gaststube wird’s da schnell eng. Es habe unschöne Situationen gegeben, berichtet der Wirt. Hunde, die sich unterm Tisch duellieren, kleine Kläffer, die Neuankömmlingen ordentlich Bescheid sagen. „Eine Katastrophe ist das“, sagt der Vorsitzende des Rottacher Verkehrsvereins auf Anfrage unserer Zeitung.
„Die Hunde haben doch Stress“
Bogner sieht ein Grundsatzproblem. „In keinen Metzgerladen oder Supermarkt darf der Hund mit rein, das regelt der Gesetzgeber“, meint Bogner. Schließlich gebiete das Lebensmittelrecht, dass Hunde aus hygienischen Gründen dort nicht sein dürften, wo offen mit Speisen hantiert werde. Was beim Metzger selbstverständlich ist, würde sich Bogner auch für die Gastronomie wünschen: ein Hundeverbot. „Aber da traut sich die Politik nicht dran.“ Freilich könnte er als Hausherr für seinen Betrieb ein Hundeverbot aussprechen, weiß Bogner. Aber das ist nicht sein Weg: Der Gast ist König. Wobei Bogner auch um der Tiere selbst willen ein generelles Verbot in Gaststuben begrüßen würde: „Die Hunde haben doch Stress.“
Tierschutzverein: Hunde besser zuhause lassen
Ein Punkt, bei dem ihm Johanna Ecker-Schotte als Vorsitzende des Tierschutzvereins Tegernseer Tal zustimmt. Mancher Hund liege vielleicht entspannt unterm Tisch. „Aber viele werden in der Situation unsicher“, meint die Tierschützerin. Sie empfehle, Hunde bei Restaurantbesuchen besser zuhause oder eventuell auch im Auto zu lassen, um ihnen Stress zu ersparen. Dies sei aber nur dann ein guter Rat, wenn der Hund ohne Verlustängste allein bleibe: „Die einzig richtige Lösung gibt es nicht.“ Ein generelles Hundeverbot in der Gastronomie ist in ihren Augen aber nicht der richtige Weg. Schließlich kämen viele Urlauber mit Hund gern an den Tegernsee, weil sie dort mit ihrem tierischen Begleiter viel unternehmen können, meint Ecker-Schotte: „Das soll auch so bleiben.“
Bräustüberl-Wirt hat „nullkommanull“ Probleme mit Hunden
Im Tegernseer Bräustüberl, der Heimat des Wirtshaus-Zamperls „Buzi“, gehören Hunde absolut dazu. „Wir haben da nullkommanull Probleme“, versichert Wirt Peter Hubert. Wenn mal einer belle, störe das nicht. Manche Gäste fragten per E-Mail an, ob sie ihren Hund mitbringen dürften, aber das sei nicht nötig. „Der Hund ist ja ein Familienmitglied.“
Problematische Situationen mit Hunden in der Gaststube erlebt aber nicht nur Bogner. „Gefühlt haben wir manchmal mehr Hunde als Menschen zu Gast“, berichtet Moritz Hardieck, Geschäftsführer von Gut Kaltenbrunn. Aus hygienischer Sicht bedeute das vor allem im Winter, wenn der Außenbereich nicht nutzbar ist, einen deutlich erhöhten Aufwand. „Da müssen wir schon zweimal mehr wischen“, meint Hardieck. Ein Verbot wünscht er sich trotzdem nicht: „Damit täte man unserer Branche keinen Gefallen.“ Viele Menschen betrachteten den Hund als vollwertiges Familienmitglied, darauf müsse sich die Gastronomie einstellen.
Appell: „Das Einmaleins des guten Benehmens beachten“
Was für Hardieck gar nicht geht: dass Hunde auf der gepolsterten Bank sitzen, im Weg liegen, andere Gäste behelligen oder leinenlos durchs Restaurant rennen. Eigentlich selbstverständlich – aber offenbar nicht für alle. Er könne nur an Hundebesitzer appellieren, das „Einmaleins“ des guten Benehmens zu beachten, sagt der Geschäftsführer.
Handtaschen-Hunde, denen Häppchen vom Teller gereicht werden, bereiten auch Alwin Gericke vom Wiesseer Terrassenhof Unbehagen. „Wir haben kein Problem mit Hunden, aber mit manchen Hundehaltern“, sagt er. Gut erzogene Vierbeiner, die artig unterm Tisch liegen, seien immer willkommen.
Kein Verbot, aber mehr Rücksicht
Rücksichtsvolles Verhalten, das wünscht sich auch Florian Riethmüller, Betreiber des Tegernseer Seehotels Zur Post. „Manche haben den Hund neben sich auf der Bank und schieben ihm vom Teller Pommes ins Maul“, berichtet er. Dann müsse er die Gäste auffordern, das Tier auf den Boden zu setzen, was für alle unschön sei. Er überlege gerade, einen humorvoll gehaltenen Benimmkatalog für Hunde zu entwerfen, um ihren Besitzern klar zu machen, was nicht geduldet werden kann. „Das Thema Hund ist heikel“, weiß Riethmüller.
Ein Verbot würde er nicht befürworten, obwohl er schon „extreme Geschichten“ erlebt habe. Viele Urlauber wollten ihren Vierbeiner nun mal immer bei sich haben, erklärt Riethmüller: „Manche kommen mit dem Kinderwagen, und da sitzt der Hund drin.“