"Glaspalast": Neuers Villen-Bau sorgt für Unmut

Tegernsee - Für Fußball-Star Manuel Neuer wird es ein Traumhaus - für so manchen Tegernseer eher ein Alptraum. Während schon die ersten Fan-Busse an der Baustelle anrücken, sind andere weniger begeistert.
In der Corona-Krise 2020 verbringt Manuel Neuer die Zeit am Tegernsee - und zeigt ungewöhnlich offen, wie er dort lebt.
Es ist schon kurios: Da ist das Haus von Manuel Neuer (29) noch nicht mal fertig, schon karren Busse die ersten Fans zu dem Grundstück am Leeberg in Tegernsee. Eng geht es dann oberhalb des Sees zu, die Straßen am Leeberg sind eher steile Gässchen und bestehen vor allem aus Schlaglöchern. Passanten beobachten das Ganze kopfschüttelnd und bestätigen den fragenden Fans, dass hier seit April diesen Jahres tatsächlich Welttorwart und FC Bayern-Star Manuel Neuer baut. Am Tegernsee weiß das jedes Kind, schließlich ist die Baustelle selbst vom anderen Ufer aus nicht zu übersehen. Gefallen tut das, was dort oben entsteht, allerdings nicht jedem am Ort.
Manuel Neuer baut am Tegernsee nicht gerade unauffällig
Neuer baut sich einen "Glaspalast", hört man von Schaulustigen am Grundstück immer mal wieder. Viel zu hoch werde der Neubau, finden viele. Tatsächlich wird Manuel Neuers Haus am Tegernsee nicht gerade unauffällig. Neuer wird in Zukunft in einer dreistöckigen Villa leben - plus Tiefgarage. Wandhöhe auf der Seeseite: neun Meter am tiefsten Hangpunkt. Viel Glas soll verbaut werden. Und ein zwölf Meter langer Swimmingpool ist auch geplant. Bescheiden geht anders.
"Fremdartig" finden viele außerdem den Stil der Villa. Zu modern. Das Haus füge sich nicht in die Umgebung ein. "Viele haben sich die Pläne im Rathaus angeschaut und waren schockiert, dass so etwas genehmigt wird", erzählt eine Tegernseerin, die nicht namentlich genannt werden will. Mehr noch als die Optik sorgt allerdings die Lage des Neubaus für Stirnrunzeln. Schon die Baustelle offenbart, was die Gegend für Tücken mit sich bringt. Die Baufläche wurde förmlich in den Leeberg hineingeschnitten und rundherum betoniert. An einem Tag hätten 23 40-Tonner das abgebaggerte Erdreich weggefahren, berichtet die Tegernseerin.
Neuers Grundstück liegt in Georisikozone
Manuel Neuers Grundstück liegt in einer sogenannten Georisikozone, die das Landesamt für Umwelt festgelegt hat. Das bedeutet, dass bei starkem Regen dort die Gefahr besteht, dass der Hang abrutscht - samt aller darauf stehenden Gebäude. Der Seegeist, Kolumnist der Tegernseer Zeitung, schrieb dazu vor rund einem Jahr: "Wenn der Leeberg einmal zu rutschen anfängt, wird ihn auch der beste Torwart der Welt eher nicht halten können." Dem könne man sich nur anschließen, sagt Angela Brogsitter-Finck von der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal. "Da stand auch, dass der Bau wohl einiges Gottvertrauen erfordert. Das tut er tatsächlich."
Rutscht der Leeberg irgendwann ab?
Die Entscheidung des Stadtrats für die Baupläne habe die Schutzgemeinschaft überhaupt "fassungslos" aufgenommen - auch wegen der Optik. Schließlich werde die Villa an exponierter Stelle stehen. Oberhalb stehe der Paraplui, ein Pavillon mit gigantischer Aussicht auf den Tegernsee. Dort verläuft auch ein Wanderweg. "Jeder sieht das Haus."
Ob sich Manuel Neuer darüber so im Klaren ist, bezweifelt so mancher. Einige sagen sogar, der Bayern-Keeper habe sich das Grundstück aufschwatzen lassen - ohne zu wissen, dass er dort unter ständiger Beobachtung steht und Angst haben muss, dass ihm die Villa unter den Füßen davonrutscht. "Er kommt nicht von hier und ist noch sehr jung", sagt eine Passantin, die Neuer vor einigen Wochen an der Baustelle gesehen hat. Es klingt fast, als hätte sie Mitleid.