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So hart trifft das Coronavirus die Gastronomen im Tegernseer Tal

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Von: Gerti Reichl

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So hart trifft das Coronavirus die Gastronomen im Tegernseer Tal
„Die Lage ist brutal hart und einfach nur traurig“: Salvatore Rizzi musste seine beiden Lokale Rosso und La Vela vorübergehend schließen. © Thomas Plettenberg

Coronakrise und Auflagen treffen am Tegernsee besonders Restaurants und Lokale. Jetzt hat nicht nur Bräustüberl-Wirt Peter Hubert entschieden: Wir machen dicht.

Tegernseer Tal – Er habe die Entwicklungen akribisch verfolgt, nun gehe er über die Verfügung der Staatsregierung hinaus, lässt Gastronom Peter Hubert gestern Nachmittag wissen: Ab heute, bis vorerst 30. März, wird das Bräustüberl geschlossen. „Wenn es wichtig ist, dass die Menschen zuhause bleiben, darf man nicht erlauben, dass Lokale und andere Einrichtungen geöffnet sind“, heißt es in einer Pressemitteilung. Hubert sieht sich seinen 140 Mitarbeitern verpflichtet, die hier ihren Lebensunterhalt verdienen und deren Kinder, Partner oder Eltern zum Teil im Ausland leben. Aus diesem Grund sei es unerlässlich, besonnen vorzugehen. Wie es nach dem 30. März weitergehe, werde nach Lage entschieden.

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So hart trifft der Coronavirus die Gastronomen im Tegernseer Tal

Die Coronakrise ist eine harte Nuss für die Gastro-Szene am Tegernsee. Sie trifft große Häuser – und kleine, wie das Lokal Rosso in Gmund. Pächter Salvatore Rizzi hat einen Kloß im Hals, seine Stimme klingt zittrig. Schon am Sonntag hatte der 34-jährige Italiener beschlossen, das Rosso zu schließen. „Ich bin ganz ehrlich“, sagt Salvatore, „ein Mitarbeiter hatte Fieber, dann hab’ ich ihn nach Hause geschickt. Er wurde getestet und ist positiv.“ Was das heißt, war klar: Nicht nur das Rosso musste dichtmachen, auch das Lokal La Vela, das im vergangenen Jahr im Wiesseer Yachtclub eröffnet wurde. Jetzt sitzen Salvatore und seine elf Mitarbeiter zuhause und warten stündlich auf das Ergebnis ihrer Corona-Tests.

Was nach der Quarantäne sein wird, kann der Gastronom noch nicht abschätzen. Öffnungszeiten von 6 bis 15 Uhr und 1,50 Meter Abstand zwischen den Gästen – diese Anordnung ist im Rosso nicht machbar. Es lebt vom Abendbetrieb, von der gemütlichen Enge an den Tischen. Genau das lieben die vielen Stammgäste. „Wir haben so gekämpft bisher, haben uns gefreut, dass es wieder draußen losgeht, und jetzt das. Es ist brutal hart und einfach nur traurig.“

Auf der anderen Seite der Tegernseer Straße versuchen Martina und Alois Gartenleitner die Corona-Regeln bestmöglich umzusetzen. Geöffnet bis 15 Uhr, nicht länger. Auch die Vorgabe, dass nicht mehr als 30 Gäste rein dürfen, versuchen die Wirtsleute vom Gasthof Maximilian einzuhalten. „Wir zählen ab und setzen die Leute weit auseinander“, sagt Gartenleitner. Schwierig werde es aber dann, wenn Familien kommen. „Die kann man doch nicht auseinandersetzen, das muss dann jeder für sich entscheiden.“ 21 Mitarbeiter, inklusive Aushilfen, halten normalerweise den Betrieb am Laufen. Die Mannschaft wurde schon reduziert. „Ich lasse die Mitarbeiter Überstunden abbauen und Urlaub nehmen“, erklärt Gartenleitner. Auch mit einer kleineren Auswahl müssen sich die Gäste zufrieden geben. Immerhin läuft der Betrieb. Noch.

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Auch in Bad Wiessee sind die Hotels leer

Im Gasthof zur Post in Bad Wiessee, wo zum Lokal auch ein Hotel gehört, ringt Kurt Geiß um Fassung. „Ich habe in meinen 50 Berufsjahren ja schon viel mitgemacht, aber das noch nicht.“ Das Hotel ist leer, alle Buchungen wurden storniert. Er dürfe nur noch Geschäftsreisende unterbringen, „doch auch die gibt es nicht mehr“. Im Lokal hat der 72-jährige Vollblut-Gastronom inzwischen locker bestuhlt, „doch wir messen auch nicht nach, wenn Gäste kommen“. Kurt Geiß spricht von einer „harten Prüfung“ für ihn und seine 34 Mitarbeiter. Weil alle Kosten weiterlaufen, zieht er eine komplette Schließung in Betracht. „Diese Woche schaue ich mir das noch an, dann entscheide ich, was wir tun. Vielleicht fahren wir mit der Schließung sogar günstiger.“

Schon kurz vor der Anordnung der Regierung hatte Felix Leibold freiwillig entschieden, sein Café an der Tegernseer Kaffeerösterei in Weißach für zwei Wochen zu schließen. Und das, obwohl am vergangenen Wochenende dort noch Hochbetrieb herrschte. Leibold hat noch Glück, denn zum Café gehört eine Rösterei. Zudem ist er mit einem Online-Shop gut aufgestellt. Kunden können auch direkt zum Anlieferungstor an der Rösterei kommen. „Wir haben eine Schleuse eingerichtet mit einer Glocke“, berichtet Felix Leibold. Zwei Mitarbeiter sind weiterhin in der Rösterei beschäftigt, täglich ab 8.30 Uhr. Zum Glück sei die Nachfrage nach Kaffee „riesengroß“. Wie sich die Lage entwickelt, und wann das Café wieder öffnet, könne er nicht sagen. Man müsse eben abwarten – und Kaffee trinken.

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