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Uraufführung des Tegernseer Volkstheaters: Fröhliches Versteck- und Enthüllungsspiel

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Von: Alexandra Korimorth

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Ab in den Golf-Urlaub, aufs Abstellgleis? Da spielt Seniorchef Unruh (Florian Kern, l.) – hier mit seinem treuen Mitarbeiter Gorsinski (Flo Rian Bauer, M.) und Junior Benjamin (Michael Reichenwallner r.) – nicht mit. Er taucht als Hausmeister undercover wieder in der Firma auf.
Ab in den Golf-Urlaub, aufs Abstellgleis? Da spielt Seniorchef Unruh (Andreas Kern, l.) – hier mit seinem treuen Mitarbeiter Gorsinski (Flo Rian Bauer, M.) und Junior Benjamin (Michael Reichenwallner r.) – nicht mit. Er taucht als Hausmeister undercover wieder in der Firma auf. © Steffen Gerber

Mit einem wirklich unterhaltsamen Theaterspaß startet das Tegernseer Volkstheater in sein Jubiläumsjahr 2023: Das eigene Stück „Vaterfreuden wider Willen“ feierte umjubelte Uraufführung.

Tegernsee – Mit „Vaterfreuden wider Willen“ ist Andreas Kern als Autor wie dem Ensemble des Tegernseer Volkstheater einer sommerleichte Komödie zum Thema Eltern-Kind-Konflikt gelungen. Ein rasanter und witziger Boulevardtheater-Spaß. Die Uraufführung markiert auch den Start ins Jubiläumsjahr: Das Tegernseer Volkstheater feiert heuer sein 125-jähriges Bestehen.

Dem Tegernseer Volkstheater auf den Leib geschrieben

Mit der Premiere des neuen Stücks am Karsamstag im voll besetzten Ludwig-Thoma-Saal in Tegernsee führte Andreas Kern den hellauf begeisterten Freunden und Fans des Tegernseer Volkstheaters einmal mehr Charme und Wirkung eines Stücks vor Augen, das dem Ensemble passgenau vom Theaterleiter selbst auf den Leib geschrieben wurde. „Vaterfreuden wider Willen“ heißt die Komödie in drei Akten, die Kern für Flo Rian Bauer, Nicola Pendelin, Michael Reichenwallner, Julia Strohschneider, Hubert Gröbmair und sich selbst zu Papier und zu Ostern nun eben auch auf die Bühne brachte.

Kern selbst mimt dabei den verwitweten Uhrenfabrikanten und Patriarchen Ferdinand Unruh, der das traditionsreiche, 125 Jahre alte Familienunternehmen seit Jahrzehnten konservativ und bisher recht erfolgreich leitet. Sein Sohn Benjamin (Reichenwallner) und Tochter Desiree (Strohschneider) stehen ihm als Produktions- und Vertriebsleiter zur Seite und wollen sich beweisen. Benjamin will das Sortiment von mechanischen Uhren auf Quarzuhren umstellen und hat dafür eigens einen neuen Leiter der Entwicklungsabteilung eingestellt. Doch Lars-Heiko Staudenhöchtl (Gröbmair) hat eigene Anschauungen und verfolgt eigenmächtige Pläne. Er säht Zwietracht zwischen den Kindern und ihrem Vater, der sich sehr für die charmante neue Marketingleiterin (Pendelin) zu interessieren scheint.

Der Seniorchef kehrt als vermeintlicher Hausmeister zurück

Aus Angst um ihr Erbe schicken die Kinder den Vater kurzerhand in den Golfurlaub nach Südafrika. Der Senior tritt ihn allerdings erst gar nicht erst an und kehrt, verkleidet als Hausmeister, zurück, um mit Hilfe seines Privatsekretärs Gorsinski dem verräterischen Staudenhöchtl das Handwerk zu legen. Dass der vermeintliche Hausmeister dabei nicht nur angenehme Wahrheiten über den Senior-Chef zu hören bekommt, versteht sich. Aber auch wenn sich Erziehungsfehler, ein handfester Generationenkonflikt oder moralischer Erkenntnisgewinn herauskristallisieren, so doch an keiner Stelle auf Kosten des Spaßes, das dem Publikum durch dieses grandiose Verwechslungs-, Versteck- und Enthüllungsspiel mit Spionage-Charakter bereitet wird. Da sitzt jeder Einsatz, jede Geste, jeder noch so kleine vermeintlich enthüllende Versprecher und das unvermeidlich folgende „Was? Was? Was?“ aller Beteiligten. Das wird ebenso zum Running Gag der Inszenierung wie die Daueramnesie, was den Namen Staudenhöchtl angeht.

Die meisten Lacher, immer wieder Zwischenapplaus und den lautesten Schlussapplaus erntete der grandiose Flo Rian Bauer. Mit seinem mimik- und gestenreichen Spiel des extrem loyalen, nahezu devoten Gorsinski war er immer das richtige komödiantische Quäntchen drüber, um umwerfend komisch zu sein, aber seine Rolle nicht einer Screwball-Lächerlichkeit preiszugeben. Seine mit Verkehrsgeräuschen unterlegte Schilderung der Heimfahrt des Chefs muss man gesehen haben. Bei allen maßgeschneiderten Leibrollen und Idealbesetzung hat das rasante Stück aber durchaus Erfolgspotenzial für das überregionale Boulevardtheater. Ein wirklich unterhaltsamer Theaterspaß.

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