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Ergebnis der Waakirchner Bürgerbefragung: Ein offener Dorfplatz soll es werden

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Von: Christina Jachert-Maier

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Das Bäckervoitl-Anwesen sollte nach Ansicht des Arbeitskreises Dorfmitte abgerissen werden. Die künftige Gestaltung des Grundstücks war Thema einer Bürgerbefragung.
Das Bäckervoitl-Anwesen sollte nach Ansicht des Arbeitskreises Dorfmitte abgerissen werden. Die künftige Gestaltung des Grundstücks war Thema einer Bürgerbefragung.  © THOMAS PLETTENBERG

Der Arbeitskreis Dorfmitte Waakirchen befasst sich seit Juni 2022 mit der Gestaltung des Bäckervoitl-Grundstücks. Jetzt ist die Bedarfsanalyse abgeschlossen - mit einer Bürgerbefragung.

Waakirchen – Ein offener Dorfplatz, ein Bistro oder Café, ein Bürgersaal, aber auch Wohnraum, Parkplätze und öffentliche Toiletten: Die nach Priorität geordnete Wunschliste der Waakirchner für das Gelände beim Anwesen Bäckervoitl steht. Balthasar Brandhofer präsentierte im Gemeinderat das Ergebnis der Bürgerbefragung als Sprecher des Arbeitskreises Dorfmitte. Dies in allerbester Stimmung: Der überraschend hohe Rücklauf der Fragenbogen-Aktion befeuert die Aktiven.

Wie berichtet, wurden 791 Fragebogen abgegeben, in Papierform und online. Dies entspricht 13,4 Prozent der Einwohner. Die Quote liege etwa beim Vierfachen des üblichen Rücklaufs, berichtete Brandhofer: „Damit haben wir absolut nicht gerechnet.“ Froh stimme auch der Umstand, dass sich Bürger aus allen Ortsteilen und aller Altersklassen beteiligt haben: „Die Dorfmitte interessiert nicht nur die Waakirchner.“

Einstieg in die konkrete Planung

Welche der Wünsche wirklich wahr werden, entscheidet sich im zweiten Schritt. Die Bedarfsermittlung sei mit der Bürgerbefragung abgeschlossen, erklärte Brandhofer. Jetzt soll es an die konkrete Planung gehen. Die wiederum hängt von den Möglichkeiten der Finanzierung ab, also von Zuschüssen. Um die Fördertöpfe abzuklopfen, wünscht sich der Arbeitskreis eine Gesprächsrunde mit Vertretern des Amts für ländliche Entwicklung und der Gemeinde. Dies ist ganz im Sinn von Bürgermeister Norbert Kerkel. „Wir schauen, dass wir schnellstmöglich einen Termin kriegen“, meinte Kerkel. Sein Wunsch-Gesprächspartner ist Dorfplaner Otto Kurz, der im Juni 2022 die Gründung des Arbeitskreises begleitet und die Auftaktveranstaltung in der Turnhalle moderiert hatte. Damals wurde ein Zeitplan gesetzt: Nach einem Jahr sollte die Planung stehen.

Überwältigende Resonanz motiviert zum Weitermachen

„Das werden wir nicht ganz schaffen“, meinte Brandhofer. Der Arbeitskreis wolle sich aber über diesen Zeitraum hinweg für das Projekt Dorfmitte engagieren, wenn die Gemeinde die nächste Phase einläute. Die überwältigende Resonanz der Bevölkerung motiviere zum Weitermachen.

Wohin die Reise gehen könnte, war im Arbeitskreis längst Thema. Klar ist, dass nicht einfach die jetzt ermittelte Prioritätenliste abgearbeitet werden kann. So ist zwar der offene Dorfplatz Sieger mit 3399 Punkten, der Wunsch nach Schaffung von Wohnraum hat aber auch 2959 Punkte erhalten und belegt damit Platz vier. „Beides zusammen geht nicht“, weiß Brandhofer.

Wohnungsbau an anderer Stelle

Dass die Wiese beim Kreissparkassengebäude, dem künftigen Rathaus, zu einer neuen Wohnsiedlung wird, ist kaum zu erwarten. Die Gemeinde Waakirchen plant bereits den Bau von Wohnungen am Michael-Schreiber-Weg in Schaftlach und zudem ein Senioren-Wohnprojekt am Westerpoltweg, ebenfalls in Schaftlach. „Beim Wohnungsbau ist die Gemeinde schon gut unterwegs“, findet Brandhofer.

2019 war dies noch anders. Der damalige Gemeinderat plante 30 Wohnungen beim Anwesen Bäckervoitl. Der Entwurf wurde bei einem Bürgerentscheid gekippt, der jetzt den Anstoß für die Gestaltung der Dorfmitte mit Beteiligung der Bürger gab.

Weit oben auf der Wunschliste stehen auch der Bürgersaal (Platz sechs) und der Erhalt des Obstgartens (Platz fünf). Bistro und Eiscafé belegen Platz drei.

Ehrendes Andenken an den Bäckervoitl

Denkbar wäre Folgendes: Das alte Bäckervoitl-Anwesen wird abgerissen. Auf der Wiese entsteht ein Neubau in ähnlicher Größe, der mehreren Zwecken dient. „Damit könnten wir vier, fünf Punkte gleichzeitig erfüllen“, erklärt Brandhofer. Es bleibe dabei genügend Grün übrig, um einem Wunsch Rechnung zu tragen, den viele auf dem Fragebogen handschriftlich dazu notiert haben: dass die Wiese in der Dorfmitte nicht zugebaut wird.

Zu dem Fazit, dass eine Sanierung des Anwesens Bäckervoitl nicht lohnt, war der Arbeitskreis bei einer Ortsbesichtigung gekommen. „Aber da müssen natürlich noch Experten draufschauen“, meinte Brandhofer. Um die Erinnerung an den früheren Eigentümer Valentin Schmid zu bewahren, empfehle der Arbeitskreis, den neuen Dorfmittelpunkt Bäckervoitl-Platz zu nennen: „Er und seine Familie haben es verdient.“

Schmid, der Bäckervoitl, hatte bis zu seinem Tod im März 2022 in dem jetzt leer stehenden Haus gelebt. Das gesamte Grundstück hatte er 2010 an seine Heimatgemeinde verkauft. Der Bäckervoitl hätte auch Investoren zum Zug kommen lassen können, erinnerte Brandhofer. Dann würden auf der Fläche sicher längst viele Häuser stehen: „Und wir hätten hier nicht so viel Grün.“

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