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Schaftlacher Flüchtlingshäuser: Zukunft ungewiss

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Von: Christina Jachert-Maier

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Hebfeier bei den Wohnhäusern in Schaftlach
Hebfeier bei den Wohnhäusern in Schaftlach. © Andreas Leder

Schaftlach - Im Eiltempo sind am Schaftlacher Buchkogel zwei Ziegelhäuser mit acht Wohnungen in die Höhe gewachsen, am Mittwoch war Richtfest. Ob hier wie geplant 32 Flüchtlinge einziehen, ist fraglich.

Das Waakirchner Kommunalunternehmen (KU) mit FWG-Gemeinderat Andreas Hagleitner an der Spitze hat ordentlich Tempo gemacht. Als das Landratsamt in Schaftlach eine Containeranlage für Flüchtlinge aufstellen wollte, zauberte das eilig von Gemeinderäten gegründete KU eine Planung für zwei Wohnhäuser und eine ebenfalls solide Finanzplanung aus dem Hut. Mitte April rollten die Bagger an, am Mittwoch war Richtfest. „Wir sind sehr zufrieden“, sagt Hagleitner. 

"Eine Änderung kann auch eine Chance sein"

Doch so schnell die Waakirchner auch waren: Die Situation hat sich noch schneller geändert. Dem Landkreis werden derzeit keine neuen Asylbewerber mehr zugewiesen. Zusätzliche Flüchtlingsheime werden also nicht mehr gebraucht, weshalb die Regierung von Oberbayern keine neuen Maßnahmen für deren Unterbringung finanziert. Der längst unterzeichnete Zehn-Jahres-Vertrag für die Schaftlacher Häuser gilt trotzdem. Heißt: Die Regierung von Oberbayern zahlt Miete für die neuen Wohnungen. „Für preiswerten Wohnraum haben wir auf jeden Fall Verwendung“, sagt Birger Nemitz, Pressesprecher des Landratsamtes. Im schlimmsten Fall, merkt Hagleitner an, würde sich eine Situation ergeben, die eigentlich richtig gut wäre. So könnten die Häuser auch gleich an Einheimische mit kleinem Geldbeutel vermietet werden, und nicht, wie eigentlich vorgesehen, erst nach zehn Jahren. „Eine Änderung kann ja auch eine Chance sein“, meint Hagleitner. Allerdings müsste das gemeindliche Unternehmen in diesem Fall viel Geld locker machen. Das derzeitige Finanzkonzept fußt darauf, dass die Regierung von Oberbayern die acht Wohnungen für einen Preis anmietet, der sogar oberhalb des üblichen Niveaus liegt. 

Was passiert mit dem Bastenhaus?

Aber nicht nur in Schaftlach hat das Versiegen des Flüchtlingsstroms Planungen die Grundlage entzogen.  Auch für das ehemalige Hotel Bastenhaus in Tegernsee hat das Landratsamt als verlängerter Arm der Regierung von Oberbayern einen Mietvertrag für zehn Jahre geschlossen. Er gilt seit dem 1. Juni, die erste Miete ist schon geflossen. 60 Flüchtlinge sollten dort einziehen. Dazu wären allerdings Umbauten nötig. Für deren Finanzierung hat die Regierung bislang keine Zusage gegeben. „Die Entscheidung steht noch aus“, berichtet Nemitz. Das Landratsamt werde die Genehmigung der Umbaumaßnahmen dennoch bei der Stadt beantragen. Vielleicht, so Nemitz, wolle Tegernsee selbst in den Mietvertrag einsteigen, um anerkannte Flüchtlinge oder Obdachlose unterzubringen. Bislang habe das Landratsamt aber noch keine diesbezüglichen Gespräche mit der Stadt geführt. 

Teure Traglufthallen

Angesichts der Möglichkeiten im Bastenhaus und in Schaftlach denkt das Landratsamt über einen Abbau der Traglufthalle in Rottach-Egern nach. Die Situation dort sei „nicht optimal“, meint Nemitz. Zudem ist der Betrieb der Halle teurer als die Unterbringung im Bastenhaus. 43 000 Euro im Monat kostet die Rottacher Halle, weiß Bürgermeister Christian Köck (CSU). Er drängt dennoch nicht auf einen schnellen Rückbau. Der wäre möglich: Der Vertrag mit Paranet gilt nur ein Jahr. Aber Köck fürchtet, dass der Flüchtlingsstrom bald wieder anschwillt: „Da muss bloß irgendwo ein Zaun aufgehen."

jm

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