Geistliches Konzert mit himmlischen Klängen

Dietramszell - In der Pfarrkirche präsentierten sich dort drei Chöre aus dem Chorverband Bad Tölz-Wolfratshausen mit geistlichen Werken.
In der Barockzeit nannte man ein geistliches Konzert gern „himmlisches Rosengärtchen“. Inzwischen ist diese schöne Umschreibung längst aus dem Sprachgebrauch verschwunden. Doch sie hätte auch gut zu dem Konzert gepasst, das am Sonntagabend in Dietramszell zu hören war.
Zahlreiche Zuhörer fanden den Weg in die Kirche und wurden nicht enttäuscht. Liebhaber erlesener A-Capella-Chormusik kamen in den Genuss musikalischer Leckerbissen.
Den Auftakt machte die „Sängerrunde Bad Heilbrunn“ unter der Leitung von Hans Ohlig. Bei Werken wie „Vater Unser“ von Christian Heinrich Rinck oder Mozarts „Ave Verum Corpus“ zeigte das Ensemble eine hervorragende Diktion und schöne Dynamik. Nur die Intonation hätte noch etwas geschliffener sein können. Besonders gut gelang der Andachtsjodler „Danket dem Herrn“, und absolut berührend gestalteten die Musiker abschließend das Werk „Möge die Straße“. Hier zeichnete sich ihr Vortrag durch Wärme, Ausdruckskraft und erfreuliche Textverständlichkeit aus. Auf diese Weise wirkten die Lieder wie aufrichtige musikalische Botschaften.
Ihre Vorreiterrolle im Chorverband stellte daraufhin wieder das Geretsrieder Vokalensemble „Mixed Voices“ unter Beweis. Roland Hammerschmied leitete den klangschönen, flexiblen Chor, der mit großer Sicherheit auch Reibungen in der Harmonik sehr sauber bewältigte, eminenten Sinn für Spannungsmomente bewies und das Volumen hat, bis in die hintersten Reihen zu begeistern. Auch in den äußerst nuancierten, dynamischen Abstufungen - vom zarten und tragfähigen Piano bis zu einem explosiven Forteklang - liegt eine weitere Stärke des Ensembles.
Nach Traditionals, Mendelssohn Bartholdys „Jauchzet dem Herrn alle Welt“ und dem zeitgenössischem „Salmo 150“ hatten sich die Geretsrieder das vielleicht größte Gustostückerl bis zum Schluss aufgehoben: Hall Johnsons „Ain’t got Time to Die“ mit einem hervorragenden Solo von Hammerschmied selbst.
Eine weitere Entdeckung war der dritte Chor des Abends: Das Ensemble „Tonart“ aus Sauerlach unter der Leitung von Christoph Garbe. Mit ihren Darbietungen belegten sie beeindruckende Klangkultur und chorische Disziplin, etwa eingangs mit dem „Amrumer Segen“ oder „Und unsrer lieben Frauen“. Glasklare Töne, vollendete Harmonien und perfekte Einsätze waren da zu genießen. Wirkungsvoll brachten sie zudem die räumliche Dimension der Werke zur Geltung. Und sie scheuten sich auch nicht, das Publikum auf die Probe zu stellen und herauszufordern, etwa mit Gustav Gunsenheimers dissonant-sperrigem Werk „Kyrie eleison“.
Gewagt, aber gut, denn die Sauerlacher meisterten die teilweise haarsträubende Komposition bravourös. Nach einem wohltuenden „Ave Maria“ von Tomas de Victoria und dem zeitgenössischen, meditativen „Sustinete hic et vigilate“ von Susanne Schieder herrschte sekundenlang andächtige Stille, bevor sich die Zuhörer applaudierend aus verzückter Versunkenheit lösten.