Kristin Harder: Kennt Zeugin das Mordhaus ?

- Im Fall Kristin Harder setzt die Mordkommission jetzt große Hoffnungen in eine anonyme Anruferin. Die Frau hatte sich vor elf Jahren bei der Polizei gemeldet und erklärt, sie kenne das Mordhaus. Dann legte sie auf. Die Mordkommission bittet die Unbekannte, sich unter Telefon 089/29 10 20 10 erneut zu melden. Nicht erhärtet hat sich bisher der Tatverdacht gegen Wolfgang S., der Kristin Harder als letzter gesehen hatte.
Die große Unbekannte. Kann sie den Mord an der 28-jährigen Sprachstudentin aufklären? "Wir gehen inzwischen davon aus, dass die Frau tatsächlich etwas wissen könnte", sagt der stellvertretende Leiter der Mordkommission, Richard Thiess.
Am 13. Mai 1992 klingelte um zwei Uhr morgens bei der Polizeiinspektion Neuperlach das Telefon. Eine Frau erklärte, sie kenne das Mordhaus und könne es der Polizei jederzeit zeigen. Nach 20 Minuten legte sie auf, ohne ihren Namen zu nennen.
Die Polizei schließt eine Trittbrettfahrerin nicht aus. Für wahrscheinlicher hält sie aber, dass die Frau die Wahrheit kennt. Damals waren ihre Hinweise mager. Ein Haus an einem Wald im Südosten Münchens, vermutlich bei Haar, Vaterstetten oder Neubiberg, wo auch ein Bein von Kristin gefunden wurde. "In dieser Gegend gibt es dutzende Wälder mit Häusern", so Thiess. Er vermutet, die Frau habe damals aus Angst, selbst Opfer zu werden, aufgelegt. Sollte sie sich erneut melden, könne man ihre Angaben vertraulich behandeln.
Das letzte Lebenszeichen von Kristin Harder stammt vom 12. Dezember 1991. Die 28-Jährige hatte im "Frundsberghof" den heute 38-jährigen Wolfgang S. kennen gelernt. Man ging ins Nachtcafé´, gegen 1.30 Uhr morgens wollte Kristin noch ins Schumann's, während S. nach eigener Aussage nach Hause ging. Am 11. April 1992 wurde in einem Waldstück bei Neubiberg das linke Bein der Studentin in einem Müllsack gefunden, Mitte August in der Isar bei Landshut ein Arm. Diesen Samstag werden die Wälder um Neubiberg noch einmal durchforstet.
Wegen neuer Hinweise nach einer TV-Sendung war Wolfgang S. ins Blickfeld geraten (wir berichteten). Ein DNA-Test soll klären, ob das Haar, das in dem Müllsack gefunden wurde, von S. stammt. Das Ergebnis werde erst in zwei oder drei Monaten erwartet, erklärte der Leitende Oberstaatsanwalt Christian Schmidt-Sommerfeld gestern. Und: Gegen Wolfgang S. bestehe "eher kein dringender Tatverdacht".