1. Startseite
  2. Lokales
  3. Regionen

"Maulkorb" für Schulleiter

Erstellt: Aktualisiert:

Kommentare

- München/Nürnberg - Hartmut Fritz, Leiter des Melanchthon-Gymnasiums in Nürnberg, verpackte seine Wut in Worte: "Die überstürzte Einführung des achtjährigen Gymnasiums ohne umsichtige Vorbereitung", schrieb der Pädagoge in einem Elternbrief, "brächte für das bayerische Gymnasium voraussichtlich einen Flächenschaden, dessen Umfang noch gar nicht abzuschätzen ist." Nur "das Votum der Eltern und Schüler" könne "die in ihrer Unkalkulierbarkeit gefährliche Entwicklung aufhalten".

So oder so ähnlich steht es derzeit in vielen Protestbriefen zu lesen, die an den gut 300 staatlichen Gymnasien in Bayern kursieren. Und das Kultusministerium beobachtet die Entwicklung offenbar mit großer Sorge. In weitgehend identischen persönlichen Briefen an die Direktoren haben die Ministerialbeauftragten (MB) in Bayern, die den Schulleitern in den Regierungsbezirken vorstehen, jetzt zu "Sachlichkeit" und "Mäßigung" aufgerufen - ein kaum verhohlener "Maulkorb-Erlass", der vom Bayerischen Philologenverband (BPV) sogleich zurückgewiesen wurde.

Offenbar, so BPV-Chef Max Schmidt, versuche das Ministerium, die "für die Staatsregierung peinliche Kritik an der überstürzten Einführung des G 8 zu unterbinden".

In den zweiseitigen Schreiben erinnern die "MB's" an "dienstrechtliche Sachverhalte". Zum Beispiel dürften Personalräte keine Schreiben an Schüler oder Eltern verteilen, heißt es im Brief des Ministerialbeauftragten Oberbayern-West, Nikolaus Spreng. Auch dürfe ein Schulleiter "keinesfalls" Eltern und Schüler "zu Protestaktionen aufrufen".

Auch solle "alles vermieden werden, was den Eindruck erwecken könnte, dass Einschränkungen oder Abstriche am Profil der Schulen" vorgenommen werden könnten.

Schon vor den Rundschreiben hatten Referenten aus der Gymnasialabteilung des Ministeriums einzelne Schulleiter zur Räson gerufen. Er musste "binnen 24 Stunden" eine Stellungnahme zu den missliebigen Elternbriefen abgeben und habe von anderen Kollegen ähnliches gehört, bestätigt Hartmut Fritz.

 

Auch interessant

Kommentare