1. Startseite
  2. Lokales
  3. Regionen

Schockierende Internetseiten: "Das grenzt an Körperverletzung"

Erstellt: Aktualisiert:

Kommentare

- Kriminalhauptkommissar hält Vortrag "Gefahren des Internet"

VON ANDREA OBERMAYER Vaterstetten - Ein Mann nagt am Knochen eines gebratenen Babys, jemand erschießt eine nackte Frau, hat Sex mit Tieren. Unglaublich, im Internet kommen Kinder ungehindert an solch schockierende Bilder. Davor warnte Kriminalhauptkommissar und Internetfahnder Rainer Richard vom Polizeipräsidium München im Vortrag "Gefahren des Internets" am Gymnasium Vaterstetten.

Zwei Drittel aller deutschen Haushalte mit Kinder haben einen PC, 47 Prozent davon Internetanschluss, erklärte Richard. Zwar spielten 91 Prozent der Kinder nur am Computer, aber: "30 Prozent geben sogar zu, schon einmal durch`s virtuelle Rotlicht geschlendert zu sein." Richard warnte: Die meisten Eltern wissen nicht, dass ihre Kinder auf Sex- und Hass-Seiten surfen."

Die Auswüchse des "Hasses" zeigte Richard an der Projektionswand. Mit Tränen in Kinder haben problemlos Zugang zu Gewaltpornos den Augen betrachteten Eltern und Lehrer die Verbrechen - von Pädophilie bis zur "Schlachtanleitung für Nachwuchskannibalen". Im Anschluss präsentierte Richard Suizid-Foren im Internet und Websites von satanischen Organisationen bis zu politischem Extremismus.

Wenn schon die Eltern die Bilder kaum verkraften können, so seien die Folgen erst recht unabsehbar, die deren Anblick bei Kindern auslöse, betonte Richard: "Das grenzt an Körperverletzung." Die psychischen Störungen führten von einem kranken Verhältnis zur Sexualität bis zur totalen Verrohung. Gewalt-spiele machten aggressiv, die Amokläufe bewiesen das.

Die strafrechtliche Verfolgung der Leute, die für die Websites zuständig sind, sei fast unmöglich, erklärte Richard. Der Jugendschutz in Deutschland verbiete zwar gefährliche Seiten oder Computerspiele, doch befänden sich die Server oft im Ausland, wo Internet-Inhalte unter "Meinungsfreiheit" fielen.

Auch wenn auf Homepages geschrieben stehe, der Zugang für Unter-18-Jährige sei verboten: "Gibt der Jugendliche dann www.disney.com ein?", fragte Richard und verneinte: "Was verboten ist, wird erst interessant." Jugendliche würden sämtliche Tricks zum Zugang zu "interessanten" Websites kennen. Meist komme man sogar "kinderleicht" an die Seiten, über Suchmaschinen oder Werbebanner.

Was kann man als Eltern gegen die Gefahren aus dem Internet tun? Vor allem die eigene Medienkompetenz verbessern, riet Richard. So könne man Kontrolle ausüben, z.B. durch Beobachten der vom Kind besuchten Websites. Gemeinsam mit den Kindern sollte man über Spiele das Internet entdecken, und vor allem "über die Gefahren und die Gründe reden".

Ratsam wäre auch, den Wissensvorsprung des Nachwuchses nutzen, um sich von ihm das Netz zeigen zu lassen. Eltern müssen mit Kindern über Internetgefahr reden Eltern können ihre PCs mit Passwörtern und Filterprogrammen schützen. Schulen sollten Einzelbenutzerberechtigungen und einen Verhaltens-Codex einführen.

Petra Wenzel, Lehrerin am Gymnasium Vaterstetten, hat den Vortrag organisiert. Als Rahmen der Veranstaltung diente die Initiative "Netzwerk Schule" der Lokalen Agenda 21 in Vaterstetten.

Auch interessant

Kommentare