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Street-Worker und Beirat

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- VON JÖRG DOMKE Markt Schwaben - Die inzwischen aufgeklärten Handtaschenraube haben im Marktgemeinderat und in der Verwaltung Handlungsbedarf ausgelöst. Bürgermeister Bernhard Winter tendiert dahin, einen Sicherheitsbeirat ins Leben zu rufen, in dem neben Erwachsenen auch Jugendliche vertreten sein sollen. Außerdem regte er im Plenum die Einrichtung einer Stelle für einen so genannten Street-Worker an. Ein Sozialarbeiter, der mit Jugendlichen in der Gemeinde direkt auf der Straße in Kontakt kommen soll.

Mit Erleichterung hat der gesamte Rat die Information zur Kenntnis genommen, dass die fünf Handtaschenraube in Markt Schwaben offenbar aufgeklärt sind. Ein mutmaßlicher Täter sei voll geständig, weitere junge Leute zum großen Teil, so Winter. Sie seien sowohl Deutsche als auch Tatverdächtige mit ausländischer Herkunft. Die Ermittlungen laufen noch.

Im April und Mai hatte es nach Winters Angaben 21 Straftaten in Markt Schwaben mit direktem Täterbezug gegeben. Am 29. Mai konnte die Poinger Polizei einen türkischstämmigen 15-Jährigen festnehmen (wir berichteten). Damit sei jedoch nicht die Zeit angebrochen, nun alles auf sich beruhen zu lassen. Vorbeugend will man nun noch aktiver werden. Ein dauerhafter Sicherheitsbeirat und ein Street-Worker wären aus Winters Sicht geeignete Maßnahmen. Der Bürgermeister persönlich hatte zuletzt direkten Kontakt mit dem mutmaßlichen Handtaschenräuber sowie seiner Familie. Im Rat erklärte er, der Jugendliche habe inzwischen wohl begriffen, dass das alles kein Scherz mehr sei, sondern für ihn noch juristische Folgen habe. Außerdem habe ihm der junge Mann signalisiert, so weit erwünscht, auch Wiedergutmachung leisten zu wollen und sich bei den Opfern zu entschuldigen.

Ohne die Taten entschuldigen zu wollen, berichtete Winter im Rat auch von sozialen Hintergründen. Der 15-Jährige sei von der Schule geflogen und habe aus einer Position großer Perspektivlosigkeit agiert.

Der Tagesordnungspunkt löst im Rat eine längere Debatte aus. CSU-Chef Hubert Bauer warf der Verwaltung "Kein falsches Bild zeichnen" eine gewisse Untätigkeit vor. Vor vier Jahren schon habe der pensionierte Sicherheitsexperte Rolf Jorga, Vorsitzender der Senioren Union, der Verwaltung ein Konzept vorgelegt, das womöglich in der Schublade verschwunden sei. Winter wies die Kritik zurück. Man habe Teile davon realisiert. Er warnte davor, in der aktuellen Diskussion Markt Schwaben zu einem Brennpunkt von Kriminalität zu machen. Das Gegenteil sei der Fall.

CSU-Ratsherr Markus Steffelbauer ermahnte seine Kollegen, hier nicht den Eindruck zu erwecken, man könne nicht mehr sicher auf Schwabener Straßen gehen. Man müsse sich hüten, alle Jugendlichen pauschal schlecht zu machen, bemerkte Margit Vodermeier (CSU).

Sympathie mit dem Vorschlag, einen Street-Worker zu beschäftigen, äußerte SPD-Rat Dieter Kämpf. Nur ein Profi könne es schaffen, den auf der Kippe stehenden Jugendlichen Perspektiven aufzuzeigen. Vor Schnellschüssen warnte Monika Schützeichel. Die CSU-Ratsherrin empfahl eine engere Zusammenarbeit mit den Einrichtungen des Kreises, speziell mit dem Jugendamt.

Lobend äußerte sich Winter über die Arbeit des deutsch-türkischen Kulturvereins. Türkan Ünsal leiste eine wirklich gute und für den Markt wichtige Arbeit.

Für ein noch stärkeres Aufeinander-Zugehen der Generationen warb Albert Hones (CSU). Der Ratsherr hatte zuletzt kritisiert, im Jugendzentrum gebe es nach seinen Erkenntnissen Grüppchenbildungen und Ausgrenzungen. Bei einem Besuch im JuZ und direkten Gesprächen mit Pädagogen und Jugendlichen habe er jedoch die Erfahrung gemacht, dass man mit den jungen Leuten durchaus schnell und gut in Kontakt kommen könne. Mit Reden lasse sich viel Konfliktstoff lösen, so der Mandatsträger.

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