1. Startseite
  2. Lokales
  3. Schongau
  4. Bernbeuren

Supermarkt in Sicht: „Nahkauf“ will in den Schnitzerstadel

Erstellt:

Von: Jörg von Rohland

Kommentare

Die Abrissbirne hing schon bereit: Im Oktober 2017 demonstrierten die Bernbeurer für den Abriss des Schnitzerstadels und den Neubau eines Supermarktes.
Die Abrissbirne hing schon bereit: Im Oktober 2017 demonstrierten die Bernbeurer für den Abriss des Schnitzerstadels und den Neubau eines Supermarktes. © zil (archiv)

Der Bürgermeister spricht von einer großen Chance für Bernbeuren: Am Dienstag hat sich im Rathaus der Betreiber eines möglichen Supermarktes im Schnitzerstadel vorgestellt. Hinter ihm steht ein bedeutender deutscher Lebensmittelkonzern. Jetzt liegt es an der Gemeinde, den Weg für ihn zu ebnen.

Bernbeuren – „Feneberg“ ist Geschichte, jetzt flirtet Bernbeuren mit „Nahkauf“: Bürgermeister Karl Schleich rückte am Dienstag im Gemeinderat auf Nachfrage eines Mitglieds mit der frohen Kunde heraus: Am Vormittag hatte sich bei ihm ein Mann vorgestellt, der im Obergeschoss des Schnitzerstadels eine „Nahkauf-Filiale“ verwirklichen will. Und das Beste daran: „Er ist mit 500 Quadratmetern vollkommen zufrieden“, versicherte Schleich und sorgte für Verwunderung.

Konfrontationskurs brachte letztlich nichts

Denn die Größe eines Supermarktes im Stadel war in der Vergangenheit meist das Totschlagargument. Im Streit mit den Denkmalschützern hieß es immer, dass ein Supermarkt mit 500 Quadratmetern Verkaufsfläche nicht wirtschaftlich zu betreiben sei. Die Bernbeurer forderten deshalb den Abriss des Stadels, damit in der Ortsmitte Platz ist für einen Vollsortimenter. Der damalige Bürgermeister Martin Hinterbrandner ging auf Konfrontationskurs mit Behörden und dem Kultusministerium. Der Erfolg blieb allerdings überschaubar. Zwar vermittelte der Petitionsausschuss des Landtages, dennoch passierte lange nichts.

Schnitzer-Areal ist die große Baustelle des neuen Gemeinderats

2019 wurde es dem Eigentümer des Schnitzer-Areals zu bunt. Er stellte den Stadel und den dazugehörigen Gasthof zum Verkauf. Der Gemeinde blieb nichts anderes übrig, als selbst zuzugreifen, damit sie die Planungshoheit für das Areal nicht verliert. Neben der maroden Trinkwasserversorgung im Ort sind Stadel und Gastwirtschaft die zweite große Baustelle, die Bürgermeister Karl Schleich und der neue Gemeinderat im Frühjahr 2020 übernehmen mussten.

Planer für Kommunales Denkmalschutzkonzept steht fest

In der Sitzung am Dienstag sollte ursprünglich nur ein Planer für das Kommunale Denkmalschutzkonzept bestimmt werden. Das Büro „MHArchitekten“ erhielt letztlich den Zuschlag. Es wird unter anderem prüfen, was in Zusammenarbeit mit den Denkmalschützern im Dorfkern alles möglich ist. Dabei geht es nicht nur um das Schnitzerareal, sondern auch um das Filserhaus, das ebenfalls zum Portfolio des Rathauses gehört. Wie berichtet, gibt es schon eine Fülle von Ideen. Von altersgerechtem Wohnen ist die Rede, von Arztpraxen und mehr. „Das sind eigentlich die größeren Brocken“, machte Schleich im Gemeinderat klar. „Die Nahversorgung ist nur ein Teil davon.“

Bürgermeister warnt davor, Interessent für Supermarkt zu verprellen

Dennoch warnte der Rathauschef davor, den Interessenten für den Supermarkt zu verprellen. Für leichtes Unbehagen sorgt nämlich dessen Idee im Obergeschoss, für die eine Auffahrt samt Wendeplatz errichtet werden müsste. „Für Bernbeuren wäre es fatal, wenn wir sagen, die Auffahrt gefällt uns nicht, entweder Du kommst mit dem Erdgeschoss klar, oder Du lässt es“, meinte Schleich.

Aus guten Grund: Das Angebot des Betreibers ist verlockend: Laut Schleich will er eine ortsübliche Miete bezahlen. „Und er gibt uns einen Vertrag über zehn Jahre mit Option auf fünf weitere.“

Ohne Fördermittel geht es nicht

Der Bürgermeister machte freilich auch klar, dass die Gemeinde das Projekt nicht alleine wird stemmen können: „Wir können es uns nicht leisten, eine Million Euro Eigenmittel reinzustecken.“ So spielt er den Ball elegant ins Feld der Denkmalschützer, die bekanntlich reichlich Fördermittel in Aussicht gestellt haben, sollte ein Verbrauchermarkt in den Stadel integriert werden können.

Auf die Bremse stieg in der Sitzung dennoch der Gemeinderat und Ex-Vize-Bürgermeister Markus Socher, der davor warnte, sich bei der Planung zu schnell festzulegen. Schleich hielt dagegen: „Wenn wir jemanden haben, der einsteigen möchte, sollten wir möglichst schnell prüfen, ob das möglich ist, damit wir nicht kostbare Zeit verlieren“, betonte er.

Möglicher Betreiber soll sich in übernächster Gemeinderatssitzung vorstellen

Letztlich erntete der Bürgermeister keinen Widerspruch. Er will den möglichen Betreiber nun einladen. In der übernächsten Sitzung soll dieser sein Konzept im Gemeinderat vorstellen, erklärte Schleich auf Anfrage. Auf einen Zeithorizont für das Projekt wollte sich der Bürgermeister freilich nicht festlegen. Einen Wunsch für die mögliche Eröffnung des Supermarktes nannte er dann aber doch: „Ziel ist das Frühjahr 2023“, so Schleich.

Mehr Aktuelles aus der Region lesen Sie hier

Auch interessant

Kommentare