Waldbrand an der Schnalz endlich gelöscht: Riesige Fläche im Naturschutzgebiet zerstört - Polizei ermittelt

Ein nicht vollständig gelöschtes Lagerfeuer an der Schnalz bei Böbing hat am Sonntagnachmittag einen Waldbrand ausgelöst. Am Dienstag konnte Entwarnung gegeben werden.
Update vom 3. Juli, 6 Uhr
Böbing – „Wir haben nach bestem Wissen und Gewissen mit der Wärmebildkamera nach Glutnestern gesucht. Es ist alles abgelöscht“, konnte Böbings Feuerwehrkommandant und Gemeindechef Peter Erhard am Dienstagmorgen verkünden.
Für die Retter geht damit ein Drei-Tages-Einsatz zu Ende, der am Sonntagnachmittag gegen 14.30 Uhr begonnen hatte (wir berichteten). Unbekannte hatten auf dem Plateau über den Schnalzhöhlen an einem illegalen Grillplatz ein Feuer gemacht und nicht abgelöscht. Die Flammen breiteten sich bei Waldbrandgefahrenstufe 5 blitzschnell aus. Zerstört sind immerhin 2000 Quadratmeter Waldfläche mitten im Naturschutzgebiet. Währenddessen herrscht in ganz Bayern momentan höchste Waldbrandgefahr.
Waldbrand an der Schnalz in Böbing: 130 Helfer waren im Dauer-Einsatz
Nach dem Kampf gegen den Brand im Erdreich und Wurzelwerk am Montag, an dem immerhin 130 Helfer beteiligt waren, ging es gestern schon ein wenig ruhiger vonstatten. Die Feuerwehr Böbing war mit 15 Mann im Einsatz, unterstützt von den Wehren Rottenbuch, Schöffau und Peiting mit je zehn Männern, dazu die Wehr Partenkirchen mit sechs Mann, sowie der Bergwacht mit zehn Leuten.
Macht immerhin mehr als 50 Einsatzkräfte, die gemeinsam mit dem Roten Kreuz und einer Hubschrauberbesatzung einen weiteren Tag im Einsatz waren.
Einmal mehr hat die Bergwacht die Feuerwehrmänner im Einsatz auf den glitschigen Felsen im Wald abgesichert. Gestern war es vor allem der Abbau des Materials, der sich als äußerst aufwändig erwies. Alles musste demontiert, Rohre wieder aus dem Wald geschafft werden. Auch die Bergwacht hat ihre Sicherungen entfernt und eingepackt. Schweres Material haben die Männer auf dem Brand-Plateau über den Schnalzhöhlen gelagert. „Das muss der Hubschrauber holen“, schildert Peter Erhard.
Auch in Kroatien befanden sich Urlauber auf der Autobahn plötzlich in einem Flammen-Inferno - auf der Autobahn. Ein Video zeigt die Höllenfahrt.
Waldbrand an der Schnalz in Böbing: Hohe Einsatzkosten
„Ein irrer Aufwand“, sagt er, als er Bilanz zieht. Und fügt hinzu: „Aber es ist alles gut gelaufen.“ Auch wenn der Extrem-Einsatz für den ein oder anderen Feuerwehrmann nicht ohne Folgen geblieben ist: Ein Kamerad musste am Montag wegen totaler Erschöpfung mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen werden (wir berichteten). Ein Böbinger Feuerwehrmann hat sich die Füße bei dem Einsatz so wundgelaufen, dass es „eine langwierige Geschichte sein wird, bis das wieder verheilt ist“.
Neben den körperlichen Blessuren der Einsatzkräfte haben die bislang unbekannten Brandverursacher auch einen Einsatz mit enormen Kosten ausgelöst: Einer ersten Schätzung zufolge dürfte es sich bei den Einsatzkosten schon fast um einen sechsstelligen Betrag handeln. Hierin enthalten ist noch nicht der Schaden an der Waldfläche, der sich auf 20 000 Euro belaufen dürfte – ganz abgesehen von dem ideellen Schaden an diesem einzigartigen Fleck Natur.
Waldbrand an der Schnalz in Böbing: Polizei sucht nach Tätern
Die Suche nach dem Täter läuft auf Hochtouren, „auch wenn es schwierig wird“, wie Toni Müller, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Schongau, erklärt. Zeugenhinweise gibt es bisher noch keine. Ermittelt wird wegen fahrlässiger Brandstiftung, da die Griller das Feuer nicht abgelöscht haben. „Das ist unverantwortlich und ich hoffe, dass diejenigen, die das gemacht haben, Rückgrat haben und sich stellen. Das wäre die schönste Lösung“, sagt Erhard. Wenn die Verantwortlichen nicht gefunden werden, bleiben die Bayerischen Staatsforsten auf den Kosten sitzen.
Update vom 2. Juli, 11 Uhr
Böbing – Der Brand im Naturschutzgebiet Schnalz (wir berichteten) hat sich ausgebreitet: Trotz unfassbarer Anstrengung bis zum Rande der Erschöpfung ist es gestern 130 Rettungskräften nicht gelungen, das Feuer, das im Erdreich wütet, in den Griff zu bekommen. Im Gegenteil: Der Schwelbrand hatte sich zunächst unterirdisch im Wurzelwerk weiter ausgebreitet. Die gute Nachricht kommt am Abend trotz Gewitterschauers und Abbruch der Arbeiten in den Mittagsstunden: „Zum großen Teil ist abgelöscht“, kann Einsatzleiter und Kreisbrandmeister Gerold Grimm, berichten.
Wie die Helfer das im steilen Waldgebiet schaffen konnten, das ist wirklich abenteuerlich. „Nein, so einen Einsatz hatten wir tatsächlich noch nicht“, muss Bergwacht-Einsatzleiter Sepp Schleich einräumen. Das gesamte Gelände haben seine Leute mit Seilen abgesichert. Gearbeitet haben die Spezial-Löschtrupps dann Rücken an Rücken mit der Bergwacht. Mit jedem Feuerwehrmann wurde ein Bergwachtler als Begleitung im steilen Gelände mit angeseilt, um überhaupt an die Glutnester heranzukommen und mit Spezialgerät im Wurzelwerk zu löschen.
Unterstützt hat das die Bergwacht Murnau, die eine Spezialausstattung für Waldbrände besitzt. Schleich: „Geübt haben wir das noch nie, aber es hat geklappt.“
Waldbrand an der Schnalz bei Böbing: Aufwendige Löschaktion in der Hitze
Wie anstrengend eine solche Löschaktion in der Hitze ist, das hatte sich bereits am gestrigen Vormittag gezeigt: Ein Feuerwehr-Kollege aus Etting, die ebenfalls vor Ort im Einsatz war, musste wegen totaler Erschöpfung ins Krankenhaus geflogen werden.
Wie berichtet, war der Waldbrand durch ein Würstl-Gelage an einem illegalen Grillplatz auf dem Schnalz-Plateau über den Schnalzhöhlen entfacht worden – auf einer Fläche von 2000 Quadratmetern. Unbekannte hatten das Grillfeuer nicht gelöscht und damit eine Katastrophe verursacht.
Böbings Bürgermeister und Feuerwehr-Chef Peter Erhard legt für die Pressekonferenz eine Schatten-Pause ein. Mit hochrotem Kopf sitzt er da. Ist es die Hitze? Der Stress? Oder vielmehr die Wut über so viel Dummheit und Rücksichtslosigkeit? „In dieser Spaßgesellschaft kümmert sich jeder nur noch um seine eigenen Anliegen“, schimpft Erhard jedenfalls mit Blick auf dieses einmalige Stückchen Kleinod der Natur, das hier zerstört worden ist.
Waldbrand an der Schnalz: Böbing zahlt 500 Euro für Hinweise auf den Täter
Die Gemeinde Böbing setzt 500 Euro Lösegeld für Hinweise auf den oder die Täter aus. Erhard hofft, dass das die Ermittlungen der Schongauer Polizei unterstützt, die wegen fahrlässiger Brandstiftung nach dem Täter sucht.
Der Sachschaden ist immens: Die zerstörte Waldfläche im Naturschutzgebiet dürfte mit 20 000 Euro zu Buche schlagen. Vorsichtigen ersten Schätzungen zufolge dürften sich die Kosten für den Einsatz auf eine Summe belaufen, die immerhin sechsstellig oder knapp darunter werden könnte.
Immer mehr verbotene Grillfeuer an der Ammer
Um so schlimmer ist es, dass das Grillfeuer mit verheerendem Nachspiel beileibe kein Einzelfall ist: Immer mehr Feuer werden auf Kiesbänken an der Ammer entfacht – und auch im Wald, wo Trampelpfade zu Feuerstellen darauf hindeuten, dass es sich hier nicht um Einzelfälle handelt. Davon berichtet Hans Peter Schöler, Revierleiter im Revier Böbing, Forstbetrieb Oberammergau. Offene Feuer im Naturschutzgebiet: Für die einen ein Wahnsinn, für andere offenbar Vergnügen.
„So geht es nicht weiter!“, mahnt Schöler. Auf geschützten Kiesbänken werden Lager gebaut, große Feuer werden an der Ammer gemacht – und eben auch im Wald. Bei Waldbrandstufe 5, wie am vergangenen Sonntag. „Die Leute halten sich an gar nichts!“, schimpft Schöler. Und auch wenn die Naturschutzwächter sich unterstützend um das Naturschutzgebiet kümmern: Alles können sie nicht unter Kontrolle haben.
Die Kontrolle über den unterirdischen Schwelbrand bekommen will heute die Feuerwehr Böbing mit Unterstützung der Wehren aus Schöffau und Rottenbuch von der Böbinger Schnalzseite aus. Auch die Bergwacht wird den Einsatz aus Sicherheitsgründen weiter begleiten. Auf der Peitinger Seite sind die Arbeiten abgeschlossen. „Wir haben nach dem Gewitter abgebrochen und alles wieder zurückgebaut, aber es sind noch Glutnester da, die wir löschen müssen“, so Einsatzleiter Gerold Grimm. Der Kampf geht also weiter.
Wald in Böbing brennt: Löscharbeiten gehen unter Hochdruck weiter
Update, 1. Juli 2019, 11.40 Uhr: Die Polizei Schongau berichtet zum Waldbrand in Böbing: Am Nachmittag des 30. Juni 2019 erhielt die integrierte Leitstelle eine Mitteilung über eine Rauchentwicklung an der Ammerleite bei den Kalkhöhlen Holzleiten. Bei der Überprüfung wurden mehrere Brandstellen in dem schwer zugänglichen Waldgebiet festgestellt. Daraufhin erfolgte die Brandbekämpfung durch die Feuerwehren Peiting, Böbing, Peißenberg und Etting, sowie zwei Hubschrauber der Polizeihubschrauberstaffel Bayern, sowie eines Hubschraubers der Bundespolizei. Aufgrund der Dunkelheit wurde der Einsatz gegen 22:00 Uhr unterbrochen und wurde heute Morgen gegen 06:00 Uhr fortgeführt. Derzeit sind etwa 1.500 qm Waldgebiet betroffen.
Zum jetzigen Zeitpunkt dürfte ein nicht vollständig abgelöschtes Grillfeuer, welches in der Nähe des Brandortes gefunden wurde, brandursächlich sein. Offensichtlich wurde durch den böigen Wind die Glut an der Feuerstelle neu entfacht, wodurch es zum Brand kam. Verletzt wurde niemand.
Hinweise zum Verursacher liegen zum jetzigen Zeitpunkt nicht vor. Hinweise bitte an die Polizeiinspektion Schongau.
Waldbrand in Böbing: Erstmeldung, 30. Juni 2019
Landkreis – Gegen 18 Uhr waren bereits 1000 bis 2000 Quadratmeter in Flammen. Mit zwei Hubschraubern wurde gelöscht. Sogar Bergwachten waren im Einsatz, um die Feuerwehr im unwegigen Gelände zu unterstützen.
Gegen 14 Uhr hieß es zunächst „Rauchentwicklung im Freien“, weshalb neben der Polizei auch die Feuerwehr alarmiert wurde. Problematisch war zunächst, dass die Einsatzkräfte wegen parkender Fahrzeuge beim Ammerstüberl nicht in die Nähe der Brandstelle – etwa 200 bis 300 Meter unterhalb des Kalkofenstegs an der Ammer – auf Böbinger Flur fahren konnten. Mitglieder der Feuerwehr aus Böbing und Peißenberg erreichten den Platz dann aber über den Kalkofensteg zu Fuß.
Die erste Meldung aus Böbing: „Rauchentwicklung im Freien“
Wegen der immer stärker werdenden Rauchentwicklung, hatte man sicherheitshalber einen Hubschrauber der Edelweiß-Staffel angefordert, um über der schwer zugänglichen Stelle Wasser mit einem Löschbehälter abkippen zu können, so die erste Information der PI Schongau am Nachmittag.
Wie Einsatzleiter Gerold Grimm von der Peißenberger Feuerwehr beschreibt, fachte jedoch der kräftige Wind das Feuer an, das gegen 18 Uhr schon an zwei Stellen brannte. „Wir haben zwei Einsatzschwerpunkte“, schilderte Grimm zu diesem Zeitpunkt. Östlich im Steilgelände und ein Bereich noch weiter östlich Richtung Böbing. Vor allem der Steilhang, in dem Wurzelstöcke zu brennen begonnen hatten, war problematisch. „An dieser Stelle geht es 50 bis 70 Meter senkrecht nach unten“, schätzt der Einsatzleiter. Bergwachten wurden angefordert, um die Einsatzkräfte der Feuerwehren abzusichern. Eine Schlauchleitung wurde von Böbinger Seite her aufgebaut, die am Abend zum Einsatz kommen sollte.
Waldbrand bei Böbing: Löscharbeiten per Hubschrauber
Bis dahin erfolgten die Löscharbeiten nur über Hubschrauber. Ab etwa 17.15 Uhr war der erste Hubschrauber aus München im Einsatz, ein zweiter aus Kaufbeuren ab 17.45 Uhr. 500 Liter fassen die Behälter.
Das Problem: Befüllt werden konnten diese nicht vor Ort: In der Ramsau bei Peiting wurde eine Befüllstation eingerichtet. „Die Hubschrauber dürfen nicht über bewohntes Gebiet fliegen, und am Lugenauer See konnte wegen der Badegäste nicht befüllt werden, der Lech ist zu weit weg“, so Grimm.
Im Fünf-Minuten-Rhythmus wurden die Behälter geleert. Grimm schätzte, dass die Hubschrauber bis mindestens 20 Uhr fliegen sollten. „Ich hoffe, dass die Fußmannschaften das in den Griff kriegen“, so Grimm. Wie sich das Feuer entwickeln könnte, darüber wollte er bis Redaktionsschluss noch keine Einschätzung geben – zu schwierig war es, einen gesamten Überblick über das Gelände zu bekommen.
„Wir haben ein Luftbild angefordert.“ Nachts könne mit Infrarotaufnahmen gearbeitet werden. Seitens der Feuerwehr wurden die Mannschaften aus Böbing, Peißenberg und Peiting angefordert, zusätzlich die Bergwacht Steingaden-Peiting. Auch Mitarbeiter des Forstamts waren vor Ort. Ganz besonders hob Grimm das Waldbrandteam aus Etting hervor. Entdeckt hatten den Rauch am Nachmittag Spaziergänger.
Immer wieder werden Lagerfeuer angezündet
Immer wieder werden bei den Schnalzhöhlen Feuer entfacht, obwohl dies dort verboten ist. Wie Naturschutzwächter Werner Schubert aus Böbing berichtet, werden auch regelmäßig entsprechende Hinweisschilder demoliert oder entfernt.
Waldbrandgefahr in ganz Oberbayern
Aufgrund der anhaltend hohen Waldbrandgefahr hat die Regierung von Oberbayern die Luftbeobachtung bis einschließlich Montag, 1. Juli, für ganz Oberbayern angeordnet. Dies geschieht in Abstimmung mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Pfaffenhofen.
Die Flieger starten von den Stützpunkten Eichstätt, Pfaffenhofen, Oberpfaffenhofen, Erding, Mühldorf, Königsdorf und Ohlstadt. Sie erreichen von dort aus gefährdete Wälder in ganz Oberbayern. Die Flüge finden einmal täglich nachmittags statt.
Seit Wochen treibt die Sonne das Thermometer von einem Hitzerekord zum nächsten, in ganz Bayern herrscht längst akute Waldbrandgefahr.
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