Baut die Gemeinde Hohenfurch einen eigenen, 13 Hektar großen Solarpark an der Bahnlinie?

Hokuspokus, da war sie auf einmal: Bei der jüngsten Gemeinderatssitzung zauberte Hohenfurch die Idee eines eigenen Solarparks aus dem Hut. Bedeutet das die Kehrtwende beim Thema Freiflächen-Photovoltaikanlagen?
Hohenfurch – Zur Erinnerung: Bis Ende vergangenen Jahres hatte die Gemeinde Hohenfurch Freiflächen-PV-Anlagen nicht wirklich auf dem Schirm. Dann kam ein diesbezüglicher Antrag eines Hohenfurcher Bürgers. Es folgte ein Hickhack um die so genannte Handreichung über mehrere Wochen, der Antragssteller wurde vertröstet (wir berichteten). Bis heute. Und nun gleich ein „Hohenfurcher Solarpark“?
Die Idee dazu schien im Hintergrund schon länger verfolgt zu werden, denn bei der jüngsten Sitzung des Hohenfurcher Gemeinderates war Dirk Woldrich zu Gast, seines Zeichens Geschäftsführer der Firma „Aqwiso“, die derzeit einen Solarpark in Denklingen plant– und wie es aussieht, auch umsetzt.
Planer stellt die Details vor
Und dieser hatte bereits Handreichungs-konforme Potenzialflächen in Hohenfurch ausgelotet: Entlang der Bahntrasse in einer Größe von 13 Hektar. „Pro Hektar kann man mit einer Leistung von einem Megawatt rechnen“, erklärte Woldrich. Das würde den Bedarf von rund 4000 Haushalten decken, laut Woldrich.
Und Woldrich betrieb weiter Werbung: „Wir übernehmen die Planung für das gesamte Projekt, von der Potenzialflächenanalyse über die Bauleitplanung bis zur Inbetriebnahme. Und auch um Ausgleichsflächen, wobei man sagen muss, dass bei einem Solarpark so gut wie keine Flächenversiegelung entsteht.“
Beim Thema Bürgerbeteiligung kippt die Stimmung
Auch die Gemeinde Hohenfurch soll etwas vom Solarpark haben, nämlich die üblichen 0,2 Cent pro Kilowattstunde. Das wären bei den 13 Hektar und der zu erwartenden Leistung rund 29 000 Euro im Jahr. Auch die Einspeisung ins Netz sei laut Woldrich kein Problem: „Wir haben von der LEW eine Einspeisungsstelle genannt bekommen, im Umspannwerk Kinsau.“ Das sei bei der Größe des Solarparks immer noch wirtschaftlich.
Apropos wirtschaftlich: Was hätten die Hohenfurcher Bürger von einem Solarpark? Da wurde es bei der Sitzung spannend – und auch ein bisschen giftig. Denn beim Thema Bürgerbeteiligung gingen die Meinungen, oder besser gesagt die Befindlichkeiten, auseinander.
Entscheidung vertagt
Nach Meinung der Betreiberfirma sei eine Bürgerbeteiligung erst ab einer gewissen Größe sinnvoll. „Ein paar Tausend Euro bringen da nichts“, stellte Woldrich klar. Auf der anderen Seite darf die Investitionssumme der Bürger auch nicht zu hoch sein, maximal 20 Prozent der Gesamtkosten (ca. zehn Millionen Euro). Das wären in diesem Fall zwei Millionen Euro. Denn sonst lohne sich das Ganze für die Firma nicht.
„Ich habe das Gefühl, Ihr wollt gar keine Bürgerbeteiligung. Das spricht nicht für Sie“, machte Gemeinderat Markus Rieger seinem Unmut Luft. Auch die weiteren Einwände seitens der Räte (Fläche zu groß, Grünflächen lieber für die Landwirtschaft erhalten) sorgten nicht gerade für eine entspannte Gesichtsmuskulatur beim „Aqwiso“-Geschäftsführer.
„Ich muss ganz klar sagen, dass von mir ein Nein kommt“, sprach sich auch Martin Knopp gegen die Idee an sich aus, denn er sehe keine Notwenigkeit einer zusätzlichen Stromerzeugung. „Es muss heute auch gar kein ,Ja’ von uns kommen“, beschwichtigte Bürgermeister Guntram Vogelsgesang.
Letztlich einigte man sich darauf, sich vor einer der nächsten Sitzungen gemeinsam mit Dirk Woldrich eine Agri-PV-Anlage anzuschauen. Dabei sollen auch mögliche Kooperationen im Rahmen einer Bürgerbeteiligung besprochen werden. Denn prinzipiell sind sich fast alle Gemeinderäte einig, dass es im Zuge der Energiewende alternative Energiequellen braucht. Vielleicht auch auf der Fläche des ersten Antragstellers.
CHRISTINE WÖLFLE
Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s jetzt auch in unserem regelmäßigen Schongau-Newsletter.
Alle News und Geschichten sind auch auf der Facebook-Seite der Schongauer Nachrichten zu finden.
Die Heimatzeitungen im Landkreis Weilheim-Schongau sind unter „merkur_wm_sog“ auf Instagram vertreten.