Altes Forstamt: Anbau statt Abriss

Dass sich alle Gemeinderatsmitglieder geschlossen über einen Bauantrag freuen, gibt es selten. In der jüngsten Sitzung des Hohenpeißenberger Gemeinderates war genau das der Fall: Die Eigentümer des ehemaligen Forstamtes wollen statt das Gebäude abzureißen, einen neuen Anbau an das historische Gebäude setzen.
Ursprünglich sollte das alte Forstamt in Hohenpeißenberg das gleiche Schicksal ereilen wie viele andere historische Gebäude auch: Dem Haus an der Hettenstraße 16 drohte der Abriss. An seiner Stelle sollte ein moderner, zeitgemäßer Neubau dort entstehen.
„Das ist schon ein ganz besonderes Gebäude für Hohenpeißenberg“, sagte Bürgermeister Thomas Dorsch in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates. Deswegen wollte die Gemeinde Hohenpeißenberg den Abriss mit aller Kraft verhindern. Das Haus wurde wohl Mitte des 19. Jahrhunderts gebaut, diente lange Zeit als Forstamt und gehörte den Bayerischen Staatsforsten. Auch nachdem das Gebäude schon lange nicht mehr als Forstamt genutzt wurde, blieben die Staatsforsten Eigentümer. In dieser Zeit ging eine Anfrage auf Abriss des Hauses bei der Gemeinde Hohenpeißenberg ein.
Die Gemeinderäte und der Bürgermeister wollten das auf alle Fälle vermeiden. Sie wandte sich an die Denkmalschutzbehörde, mit dem Anliegen, das ehemalige Forstamt unter Denkmalschutz zu stellen. Es machte sich auch ein Konservator ein Bild von dem historischen Gebäude, doch dieser hielt das Haus nicht für schützenswert. Dorsch wundert das, vor allem, weil seiner Ansicht nach das ehemalige Forstamt auch im Zusammenhang mit den umliegenden Gebäuden und der Hettenkapelle zu sehen ist und durchaus als ganzes Ensemble betrachtet werden könne. „Der Denkmalschutz wurde abgelehnt“, berichtete Dorsch in der jüngsten Gemeinderatssitzung.
Damit stand zu befürchten, dass das historische Anwesen, nachdem es an Privatleute verkauft worden war, der Abrissbirne zum Opfer fällt. Doch die neuen Eigentümer haben sich für den Erhalt entschieden, wie durch ihren Bauantrag auf „Umbau und Erweiterung des bestehenden Anbaus an einem bestehenden Einfamilienhaus“ in der Gemeinderatssitzung deutlich wurde.
Das Gebäude soll stehen bleiben, saniert werden und einen modernen Anbau erhalten. „Es soll mit Umbaumaßnahmen gelöst werden“, sagte Dorsch: „Wir sind froh und dankbar, dass das sehr alte und ortsbildprägende Gebäude im Großen und Ganzen bestehen bleibt.“
Die Hohenpeißenberger Gemeinderäte konnten sich in der Sitzung gleich ein Bild davon machen, wie das alte Forstamt künftig mit dem modernen Anbau ausschauen wird, denn die Pläne wurden an die Wand geworfen – und für gut befunden: „Der Anbau passt zum
Gebäude“, sagte SPD-Gemeinderätin Erika Sebrich.
Und auch Bürgermeister Dorsch gefiel diese Mischung aus Tradition und Moderne am alten Forstamt. Die Gemeinderäte segneten den Antrag der Eigentümer einstimmig ab.
Kathrin Hauser