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500 Jahre alten Kornkasten in Steingaden vor dem Verfall gerettet

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Steingaden - Knapp 500 Jahre alt ist der Kornkasten, der neben dem Brandstatt-Hof in Biberschwöll (Steingaden) steht. Durch die beherzte Erbin und engagierte Handwerker konnte das Baudenkmal vor dem weiteren Verfall gerettet werden.

Lange konnte wohl niemand erahnen, welche Kostbarkeit sich in der verfallenden Scheune auf der Brandstatt 1 in Biberschwöll verbarg. Dass sie etwas Besonderes von ihrem Onkel erben würde, wusste Christiane Schweiger allerdings schon. „Ich kannte den Briefverkehr zwischen ihm und dem Denkmalschutz“, erzählt die Peitingerin. Zwei Kornspeicher, der eine aus dem Jahr 1538, ein zweiter aus dem 18. Jahrhundert, der auf den ersten aufgesetzt wurde - beide noch original erhalten, komplett aus Holz gebaut und ohne einen Eisennagel zu verwenden.

Wie der Name besagt, lagerten die Bauern früher hier ihr Korn und Getreide, durch die spezielle Bauweise mit vier geschlossenen Seiten geschützt vor Ungeziefer. Dass zwei Kornkästen aufeinander stehen, ist eher ungewöhnlich. Üblich sind sie in Steingaden ohnehin nur in einem schmalen Streifen Brandstadt, Schlauch und Fronreithen. Ab Hiebler etwa fehlen die Kornspeicher. Dort überwog die Milchviehhaltung.

Ein Kornkasten aus Prem fand im Bauernhofmuseum in Glentleiten ein neues Zuhause. Dass es sich bei dem Speicher um ein ganz besonderes Baudenkmal handelt, zeigt auch das Interesse des Denkmalschutzes. So hatten sich u.a. das bayerische Bauarchiv in Thierhaupten und Susanne Fischer vom Landesamt für Denkmalpflege eingeschaltet. Von dort flossen dann auch die Gelder für die Sanierung.

Es ist mittlerweile der dritte Anlauf, um den Kornkasten zu schützen, wie Markus Eicher weiß. Seine Zimmerei hatte den Auftrag übernommen. Irgendwann in den 1980er Jahren sei die alte Scheune, die den Kornkasten schützen sollte, das erste Mal eingefallen, erinnert sich Eicher. Damals habe man aus Mitteln der Steingadener Bürgerstiftung eine Notabdeckung errichtet. Beim zweiten Mal griff die Gemeinde dem Besitzer Josef Schweiger unter die Arme.

Vor etwas über einem Jahr schließlich erbte Christiane Schweiger den Hof. Und musste sich erst mal durch die Berge aus Müll und verfallenem Holz arbeiten. Rund ein halbes Jahr habe sie rund um den Hof aufgeräumt, erzählt die junge Frau. So war die Scheune vollgestellt mit alten Ladewagen und Traktoren, dazu Dachpfannen und Holz, das Schweiger für den Bau einer Maschinenhalle verwenden wollte.

Nachdem der Schutt beiseite geräumt war, konnte die Zimmerei Eicher sich an die Arbeit machen - in Absprache mit dem Denkmalschutz. Dort wollte man ursprünglich eine große Scheune aufbauen, stimmte dann aber zu, dass nur der Kornkasten selbst geschützt wird. Dazu mussten zunächst die teilweise verfaulten Bodenbretter ausgetauscht werden, beschreibt Eicher die Arbeiten. So wurde der Kornkasten über eine Seite gekippt und der Boden saniert, anschließend dann die Gegenseite. Danach wurde ein Neunpunkt-Fundament gesetzt, auf dem der rund zehn Meter hohe Kornspeicher nun ruht.

Aus dem Holz, mit dem Josef Schweiger eigentlich die Maschinenhalle hatte bauen wollen, entstand schließlich die Einhausung, die den Kornspeicher an drei Seiten vor dem Wetter schützt. Dort wo die Türen den Speicher öffnen, ist das Dach weit vorgezogen und erlaubt mittels Treppe auch den Zugang zum Obergeschoss.

Finanziert wurden die Arbeiten zum Teil von der Erbin, zum Teil aus Mitteln des Denkmalschutzes.

Seit einiger Zeit ist Christiane Schweiger nun dabei, den um 1800 nach einem Brand wieder aufgebauten Hof aufzuräumen. Denn auch hier muss das Dach saniert werden. Dabei ist sie allerdings auch schon auf den einen oder anderen Schatz gestoßen. So sind etwa die Wände bemalt, „Tapeten“ mit Stempeldruck aufgebracht, und auch so manches alte Möbelstück kam zum Vorschein. Ein kleines Highlight ist dabei bestimmt auch die 59 Jahre alte Sonderausgabe der Schongauer Nachrichten zum 700-jährigen Jubiläum der Stadt Schongau.

os

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