Erlebnisradroute Sachsenrieder Bähnle: Weg schlägt Brücken

Sachsenried - Nach Jahren des Vergessens ist die alte Bahnstrecke zwischen Schongau und Kaufbeuren, das Sachsenrieder Bähnle, mit neuer Bestimmung zum Leben erwacht.
Wo früher schwere Güterzüge entlang ratterten, schnaufen heute Radler, mit und ohne Strom, die gut 34 Kilometer entlang. „Gehen, wo man nicht mehr fahren kann“, so heißt ein Bildband über stillgelegte Bahnstrecken in Bayern. Besonders eindrucksvoll habe der Autor Wilfried Hölzler dabei diese Bahnstrecke zwischen Kaufbeuren und Schongau fotografiert, meinte Hubert Endhardt, stellvertretender Landrat des Ostallgäus. Wunderbar aber sei, dass man auf dieser Strecke nun wieder fahren und nicht nur gehen könne.
Neun Monate, nachdem im Ballenhaus in Schongau der Förderbescheid für das Projekt der Lokalen Aktionsgruppe Auerbergland Pfaffenwinkel überreicht worden war, trafen sich die Beteiligten der beiden Landkreise sowie die Projektbetreuer am Waldbahnhof wieder. Schon zeitig waren dafür Schongaus Bürgermeister Karl-Heinz Gerbl und Landrat Friedrich Zeller aufgebrochen, um die Strecke dahin zu bewältigen, wo der Altenstadter Pfarrer Karl Klein den neuen, landkreisverbindenden Radweg segnen sollte. Dieser ist auf der 1922 fertiggestellten eingleisigen Eisenbahnlinie entstanden, auf der vor allem Grubenholz nach Peißenberg und die Kohle von dort weg transportiert wurde. 1972 fuhr letztmalig ein Personenzug auf der Strecke, 1977 wurde dann auch der Güterverkehr eingestellt.
Das historische Material über die Bahn auszuwerten und aufzuarbeiten fiel ebenso in das Kooperationsprojekt „Erlebnisradroute Sachsenrieder Bähnle“, wie die Wegeausstattung umzusetzen. Gertrud Enzensberger, Projektmanagerin: „Wir mussten für den gesamten Weg zwischen Kaufbeuren und Schongau Schilder erstellen, vor allem Informationstafeln“. So gibt es mehrere Rastplätze entlang des Weges, an denen man sich über die Region wie auch das Thema Eisenbahn informieren kann. Daneben wurde historisches Eisenbahnmaterial benutzt, in Altenstadt und Ingenried beispielsweise kann man die originalen Schienenstränge und Hauptsignale sehen. Im westlichen Teil soll dann noch eine alte Rangierlok, dem Kenner als Köf bekannt, aufgestellt werden.
Dazu haben der Landkreis Weilheim-Schongau rund 24 000 Euro beigetragen, weitere 80 000 Euro flossen aus Mitteln der Leaderförderung. Ingesamt kostete das Projekt rund 180 000 Euro, wie auch Landrat Zeller in Erinnerung rief, der nochmals die verschiedenen Phasen des Projektes skizziert hatte.
Der Radwanderweg, der im Ostallgäu auch als Dampflokrunde bereits weiter ausgebaut ist, ist vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC) zertifiziert. Und der Radweg nutze das historische und das natürliche Potenzial der Region, wie Hubert Endhardt in seinen Worten bemerkt hatte. Umso schöner sei es, dass der Weg Brücken schlage zwischen den beiden Landkreisen. Und vielleicht könne man eines Tages noch eine weitere Runde hinzufügen, so der Wunsch von Gertrud Enzensberger: zuerst radeln und dann mit der Fuchstalbahn fahren.
os