So lebten die Römer in Peiting

Peiting - Was die alten Römer „drunter“ trugen, ist für die Besucher des Vortragabends zur Peitinger Villa Rustica im Sparkassensaal kein Geheimnis mehr.
Wolfgang Maurus vom Augsburger Verein Populares Vindelicensis legte nämlich, assistiert von seiner Frau Claudia, Stück für Stück seiner originalgetreuen römischen Rüstung ab, bis er nur noch in der Toga dastand. Den größeren Teil der Veranstaltung bestritt aber Werner Schmitt vom Förderverein Villa Rustica mit einem aufschlussreichen Diavortrag über die Ausgrabungsarbeiten an einer der größten Villen der ehemaligen römischen Provinz Raetien.
Wer dachte, bei den Römern herrschten unter der Toga „schottische Zustände“, wurde eines Besseren belehrt. Wolfgang Maurus erläuterte, dass die alten Römer sich ein Stück Stoff windelartig um die Lenden drapierten.
Drüber wurde dann schweres Gerüst aufgefahren. Rund 30 Kilo Metall trug ein römischer Legionär am Körper. Hinzu kamen ein acht Kilo schweres Schild (scutum) und diverse Waffen, wie Lanze, Kurzschwert und Dolch, sowie Ausrüstungsgegenstände, so dass schnell 40 Kilo Marschgepäck zusammen waren. Damit bewältigten die römischen Soldaten 30 Kilometer in sechs Stunden. „Die Legionäre waren fit“, so Maurus.
Ebenfalls Erstaunliches berichtete Werner Schmitt von dem 563 nach Christus erstmals erwähnten Anwesen an der heutigen Kreuter Straße - der Villa Rustica. Wiederentdeckt wurde das Gebäude 1837 von Franz Maria Perch, der einer alten „Saga in Peuting“ nachging und Mauerreste fand. Die erste Ausgrabung fand im Jahre 1956 statt, als der damalige Grundstücksbesitzer einen Hügel abtragen wollte und auf Mauern stieß. Nach einer Notgrabung wurde das Gelände planiert. Erst 1962 fand eine zweite Grabung statt.
Die Peitinger konnten mit dem Fund allerdings nicht viel anfangen und erlaubten, dass die Villa Rustica durch eine Gasleitung 1984 und durch die Umgehungsstraße 1987, die mitten durch das Gebäude führen, weitgehend zerstört wurde. Umso höher sind die Bemühungen des 1992 gegründeten Fördervereins einzuschätzen, der versucht, die noch vorhandenen Gebäudetrakte zu konservieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen (lesen Sie dazu bitte auch den Artikel oben).
Interessante Details, die bei der Grabung ans Licht kamen: die römischen Bewohner der Villa Rustica hatten diese mit einem ausgefeilten Heizsystem, nämlich Fußboden- und Wandheizung, ausgestattet. Für Trinkwasserzufuhr und Fäkalienabfuhr sorgte ein umgeleiteter Bach, der in einen Fischteich mündete. Innen gab es luxuriöse Wandmalereien, Bodenplatten aus Ton, die gut verlegbare Standardmaße hatten und einen Kupferboiler zum Erwärmen des Wassers.
Die wohl bemerkenswertesten Fundstücke der Villa Rustica sind ein Täfelchen aus Blei, das mit dem so genannten „Peitinger Liebeszauber“ beschriftet war, sowie ein römischer Hebe-Schiebe-Schlüssel.
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