7000 Euro für tausende SMS: Mann fällt auf fiese Abzocke rein - „nicht klaglos hinnehmen“
Betrüger kaperten das Mobiltelefon eines 62-Jährigen aus Peiting und verschickten unbemerkt tausende Kurznachrichten. Nun kamen Rechnungen von insgesamt fast 7000 Euro.
Peiting – Einmal nicht aufgepasst und schon ist es passiert: Nachdem Gunnar Prielmeier aus Peiting (Kreis Schongau) in einer SMS auf einen Link geklickt hatte, kaperten Betrüger sein Mobiltelefon und verschickten unbemerkt tausende Kurznachrichten. Die Folge: Rechnungen über insgesamt fast 7000 Euro flatterten dem Peitinger ins Haus.
Als Gunnar Prielmeier im Oktober seine frisch eingetrudelte Mobilfunk-Rechnung öffnete, dachte sich der Peitinger nichts Böses. Doch als er die Zahl las, die er begleichen sollte, musste Prielmeier zweimal hinsehen. „Ich war mir sicher, dass das ein Fehler sein muss“, sagt der 62-Jährige. Kein Wunder: Über 668 Euro stellte ihm sein Anbieter für den abgelaufenen Monat in Rechnung, mehr als das 50-fache des Betrags, den Prielmeier normalerweise monatlich für seinen Mobilfunkvertrag bezahlte.
Schongau: Fiese Abzocke - 62-Jähriger soll fast 7000 Euro für SMS bezahlen

Sofort wandte sich der Peitinger an seinen Provider, ließ sein Handy sperren und forderte einen Einzelverbindungsnachweis an, um der Ursache für die 5314 SMS, die laut Rechnung offenbar über sein Telefon verschickt worden waren, auf den Grund zu gehen.
Zudem habe er seinen Anbieter um eine Prüfung gebeten, schildert der Peitinger. Eine Antwort bekam Prielmeier jedoch nicht, stattdessen sollte es noch dicker kommen. Denn die nächste Rechnung belief sich über mehr als 6000 Euro, die der 62-Jährige für über 41 789 versendete SMS zahlen sollte. Wieder legte der Peitinger Widerspruch ein und erstattete Anzeige bei der Polizei gegen Unbekannt.
Mann aus Peiting tappt in Falle: Verbrauchzentrale kennt solche Betrugsfälle
Bei der Verbraucherzentrale Bayern kennt man solche Fälle zur Genüge. Zuletzt häuften sie sich vor Weihnachten, als viele Handynutzer SMS bekamen, die angeblich von Paketdiensten stammten. „Enthalten ist jedes Mal ein Link auf seltsame Internetseiten“, erklärt Simone Bueb, Referentin für Verbraucherrecht.
Die Absichten der unbekannten Absender seien unterschiedlich: „Einige haben es darauf abgesehen, schädliche Apps zu verbreiten, die Daten auslesen und massenweise SMS an gespeicherte Kontakte senden. Andere wollen mit Smishing, wie die Abzocke per SMS heißt, ahnungslose Nutzer in Abofallen locken.“
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Warnung vor Abzocke: „Ich will auch zeigen, dass es Wege gibt, sich zu wehren“
Auch Prielmeier kann sich daran erinnern, eine SMS bekommen zu haben, die auf eine neue Mailbox-Nachricht hinwies – ebenfalls laut Verbraucherzentrale eine beliebte Masche der Betrüger. „Zu dem Zeitpunkt habe ich gerade eine AWO-Versammlung organisiert und viele Anrufe und Nachrichten erhalten“, erinnert sich der Peitinger. Deshalb sei er auch nicht misstrauisch gewesen. Ein Fehler, wie der Peitinger jetzt weiß.
Mit seinem Gang an die Öffentlichkeit möchte der 62-Jährige andere warnen und für die Betrugsmasche sensibilisieren. „Ich will auch zeigen, dass es Wege gibt, sich zu wehren und man das nicht klaglos hinnehmen muss.“ Weil sein Anbieter auf seine Schreiben bislang nicht reagiert hat, sondern vielmehr weiter Mahnungen verschickte und mit Inkasso drohte, hat Prielmeier sich einen Anwalt genommen.
Polizei rät Betrugsfälle in jedem Fall anzuzeigen
Solche Fälle von Betrug in jedem Fall anzuzeigen, dazu rät die Polizei dringend. Nur so gebe es eine Chance, die Täter zu ermitteln, sagt Alexander Huber von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd. Zwar sitzen diese oft im Ausland, was die Aufklärung erschwere. „Aber auch wir schlafen nicht. Es kommt immer wieder vor, dass man den Betrügern in Absprache mit ausländischen Behörden habhaft wird.“ Im Bereich Weilheim-Schongau seien bislang erst wenige Fälle aktenkundig, „das Phänomen ist aber nicht neu“.
Dem Handy abgeschworen hat Gunnar Prielmeier wegen des unschönen Vorfalls übrigens nicht. Weil er sein eigenes Mobiltelefon aus Beweisgründen nicht mehr nutzen kann, hat sich der 62-Jährige ein ausgedientes Handy von seinem Sohn geliehen und sich eine neue Sim-Karte bei einem anderen Anbieter besorgt. „Ich habe mich lange gegen ein Handy gewehrt“, sagt der Peitinger, der erst seit vier Jahren mobil erreichbar ist. „Aber ohne geht’s heutzutage einfach nicht mehr.“
Das rät die Verbraucherzentrale:
Wie verhindere ich den Empfang von betrügerischen SMS?
Sie können in den Einstellungen vieler Nachrichten-Apps festlegen, dass nur SMS von solchen Nummern empfangen werden, die Sie in den Kontakten gespeichert haben. Dadurch müssen Sie aber Rufnummern für Service-Angebote wie Terminerinnerungen oder Banking-Infos in Ihrem Handy speichern, um solche Nachrichten weiterhin zu bekommen.
Manche Smartphones oder Sicherheits-Apps bieten Spam-Filter. Sie können helfen, die Zahl solcher SMS zu verringern. Geben Sie Ihre Handynummer nur an, wenn es zwingend nötig ist. Wenn nichts mehr hilft, sollten Sie über den Wechsel Ihrer Rufnummer nachdenken.
Was mache ich, wenn ich den Link geöffnet habe?
- Smartphone in den Flugmodus schalten, damit die schädliche App keine weiteren Daten über das Internet senden kann.
- Beweise sammeln (z.B. durch Erstellen von Bildschirmfotos) und Anzeige bei der Polizei erstatten
- Um die schädliche App zu deinstallieren, Smartphone im abgesicherten Modus neu starten und nach kürzlich installierten Apps suchen. Im schlimmsten Fall hilft nur ein Zurücksetzen des Geräts in den Auslieferungszustand.
- Mobilfunkanbieter informieren und Kostennachweis über möglicherweise verschickte SMS erstellen lassen.
Wie verhalte ich mich gegenüber dem Mobilfunkanbieter?
Sollte der Mobilfunkanbieter auf Zahlung der Kosten bestehen, die durch den automatisierten Versand von Massen-SMS verursacht wurden, empfehlen wir, eine Kopie der Strafanzeige zu übersenden und darzulegen, dass die Kosten durch Schadsoftware verursacht wurden. Außerdem sollte die Bundesnetzagentur informiert werden, wenn der Mobilfunkanbieter weiter auf Zahlung besteht. Ein rechtlich gesicherter Rückzahlungsanspruch gegen den Provider besteht nicht, da hier (noch) die gerichtlichen Entscheidungen fehlen.
Die neuesten Nachrichten aus Schongau lesen Sier hier.
Auch in Bremen warnen Polizei und Verbraucherzentrale vor der fiesen Abzocke durch Phishing-SMS. Verbraucher sollten gewarnt sein. Wir informieren Sie, bei welchen Nachrichten es sich um Betrugsmaschen handelt.