Erst Mangelware, nun Ladenhüter: Kaum Bewerber für gemeindliche Bauplätze in Peiting

Steigende Baukosten, hohe Grundstückspreise, rapide kletternde Zinsen: Für Bauherren sind es derzeit alles andere als rosige Zeiten. Das bekommt auch der Markt Peiting zu spüren. Für die zwölf neuen gemeindlichen Bauplätze am Bachfeld gingen nur vier Bewerbungen ein. Wird das Einfamilienhaus zum Auslaufmodell?
Peiting – Die Straße ist fertig, auch Kanal- und Wasserleitungen sind verlegt. Im neuen Baugebiet am Bachfeld in Peiting ist längst alles angerichtet für die künftigen Bauherren, die dort ihren Traum vom Haus verwirklichen wollen. Doch dieser Traum vom Eigenheim ist für viele der über 400 Interessenten, die sich bei der Gemeinde in den vergangenen Jahren für einen Bauplatz haben vormerken lassen, offenbar erst einmal ausgeträumt. Nur vier Bewerbungen gingen für die zwölf Parzellen ein, die die Gemeinde jüngst im Rahmen eines Vergabefahrens angeboten hatte.
Überraschend kommt die geringe Nachfrage für Geschäftsleiter Stefan Kort freilich nicht. Hohe Baukosten, dazu deutlich gestiegene Zinsen und nicht zuletzt die teuren Preise für die Grundstücke, die sich erschlossen zwischen 245 000 Euro für eine Doppelhaushälftenparzelle von 361 Quadratmetern und 556 000 Euro für einen Einfamilienhaus-Bauplatz mit 868 Quadratmetern bewegen: Unter diesen Voraussetzungen sei es für viele schwierig, ein solches Bauprojekt umzusetzen, sagt Kort.
Keine Trendwende in Sicht
Währenddessen rollen bereits am Bachfeld die Bagger für die Erschließung des nächsten Baugebiets. Ende des Jahres soll dort die Vergabe von acht weiteren gemeindlichen Grundstücken starten, zusätzliche zehn Parzellen kommen im Baugebiet Heimgartenstraße hinzu. In beiden sind die Parzellen zwar deutlich kleiner als im Bachfeld I. Doch Kort glaubt nicht, dass die Nachfrage deshalb rapide steigen wird. So habe sich im Bachfeld nur ein Interessent für eines der günstigeren Doppelhaushälftengrundstücke beworben. „Billiger wird es nicht.“
Nun lässt sich natürlich argumentieren, dass Doppelhaushälften aus Erfahrungen der jüngeren Vergangenheit schwerer an den Mann zu bringen sind. An der Drosselstraße hatte die Gemeinde bekanntlich selbige in Zusammenarbeit mit einem Bauträger als Komplettpaket angeboten. Der Verkauf jedoch verlief schleppend, erst seit Kurzem sind laut Kort alle zehn Doppelhaushälften veräußert. Als Hemmschuh erwies sich schon vor mehr als einem Jahr der aufgerufene Preis von bis zu 700 000 Euro.
Doch seitdem hat sich die Lage nicht entspannt, eher im Gegenteil. Der Bodenrichtwert verdoppelte sich fast auf 600 Euro pro Quadratmeter, „und wer hätte gedacht, dass die Zinsen in eineinhalb Jahren von 0,7 auf knapp vier Prozent steigen“, verdeutlicht Kort die dramatische Entwicklung.
Dass sich die Rahmenbedingungen so verändern würden, war freilich nicht abzusehen gewesen, als sich die Gemeinde nach dem Aus für das große Baugebiet Basiliwiese 2019 auf die Suche nach Ersatz begab, um die Nachfrage nach Bauland zu befriedigen. Doch nun stellt sich die Frage, was tun mit so vielen Grundstücken, für die es kaum Nachfrage gibt?
Bürgermeister sieht Lage noch entspannt
Bürgermeister Peter Ostenrieder sieht die Lage noch entspannt. Es habe auch früher Zeiten gegeben, in denen Baugebiete nicht über Nacht vergeben worden seien, erinnert er. Er sei überzeugt, dass die Grundstücke in den nächsten Jahren einen Käufer finden, schließlich sei Peiting ein Zuzugsort, an dem Wohnraum gebraucht werde.
Doch sollte die Gemeinde nicht mehr auf Wohnungsbau setzen, wie ihn etwa die Grünen für die Neubaugebiete in der Vergangenheit immer wieder gefordert hatten? Ostenrieder verweist auf den Gemeinderat, der sich dagegen entschieden habe. „Sollten die Grundstücke die nächsten Jahre wie Sauerbier liegen bleiben, müssen wir vielleicht darüber nachdenken, noch einmal umzuplanen“, will der Rathauschef Korrekturen an den Bebauungsplänen nicht gänzlich ausschließen.
Dass es soweit kommt, glaubt Ostenrieder nicht. „Es gibt Leute, die sich das leisten können.“ Zuletzt habe man zudem bereits reagiert und eine zweite Wohneinheit erlaubt, um Mieteinnahmen möglich zu machen. Klar sei aber auch, dass sich viele Familien mit der Finanzierung schwer tun, wenn der Traum vom Eigenheim zwischen einer und 1,5 Millionen Euro koste. „Das kann man kaum in einer Generation abzahlen.“
Erbpacht als Zukunftsmodell?
Für das Baugebiet Heimgarten will man deshalb neue Wege gehen und ein Erbpachtmodell anbieten. Es sei ein Novum in Peiting, ob es „das gelbe vom Ei ist, wird sich zeigen“, gibt sich Ostenrieder zurückhaltend. Bei einer Bank-Veranstaltung für Bauherren hat Kort unlängst einmal das Interesse abgeklopft – mit ernüchterndem Ergebnis: „Es hat sich niemand der Anwesenden gemeldet.“
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