Weg vom Gas, hin zum Holz: Herzogsägmühle plant großes Hackschnitzel-Heizkraftwerk

Weg vom Gas, hin zum Holz: Mit dem Bau eines großen Hackschnitzelheizkraftwerks nahe der Herberge an der Staatsstraße will das Diakonieunternehmen Herzogsägmühle die Wärmeversorgung des Dorfs auf neue Füße stellen. Bei den Grünen und der ÖDP kommt das Projekt nicht gut an.
Peiting/Herzogsägmühle – Es ist eine Weile her, da hatte es schon einmal große Pläne für das nahe der Herzogsägmühler Herberge an der Staatsstraße zwischen Peiting und Birkland liegende Areal gegeben. Ein Gebrauchtwarenmarkt sollte hier seinen Platz finden, 1999 stellte die Gemeinde dafür extra einen entsprechenden Bebauungsplan auf. Geworden sei daraus bekanntlich nichts, genauso wenig wie aus Überlegungen für eine Sportanlage an dieser Stelle, blickte Bürgermeister Peter Ostenrieder in der jüngsten Gemeinderatssitzung zurück. Nun rückte das Gelände bei der Suche des Diakonieunternehmens nach einem Standort für den Bau eines Hackschnitzelheizkraftwerks wieder in den Fokus.
Schon länger trägt man sich im Dorf mit Überlegungen, die Nahwärmeversorgung auf neue Füße zu stellen. Aktuell sorgen zwei stromgeführte Blockheizkraftwerke (BHKW) und drei weitere Heizkessel für den Wärmebedarf von rund 13 000 Megawattstunden pro Jahr. Das Problem: Alle Anlagen werden noch mit Gas betrieben. Unabhängig von der Kostenfrage – niemand wisse, wie sich die Preise für Brennstoffe in nächster Zeit entwickeln – wolle man in Herzogsägmühle bis spätestens 2045 den Schritt zu einer CO2-neutralen Wärmeversorgung schaffen, erklärt Geschäftsführer Andreas Kurz auf Nachfrage der SN. Der geplanten Hackschnitzelanlage auf dem Gelände an der Staatsstraße kommt bei der Umstellung auf regenerative Energieträger eine wichtige Rolle zu. Rund zwei Drittel des aktuellen Wärmebedarfs lasse sich durch sie abdecken, sagt Kurz. Die bestehenden Gaskessel und BHKW kämen nur noch für die Spitzenlast zum Einsatz.
Kritik an den Plänen kommt von den Grünen
Damit das Vorhaben an der Stelle umgesetzt werden kann, muss die Gemeinde allerdings erst den Bebauungsplan ändern. Christian Lory (Unabhängige) regte in der Gemeinderatssitzung an, als es um den entsprechenden Antrag ging, wegen der Nähe des gemeindlichen Klärwerks mögliche Synergien zu prüfen. Das habe man bereits auf dem Schirm, sagte Ostenrieder. „Wir warten jetzt die genauen Planungen ab und prüfen das.“
Skeptisch stand dagegen Thomas Elste (Grüne) den Plänen gegenüber. Er habe damit „ziemliche Bauchschmerzen“, sagte er und begründete auch gleich, warum die Vorgehensweise seiner Ansicht nach die falsche sei. So gebe es im Diakoniedorf eine Reihe von Altgebäuden, die einen hohen Wärmebedarf haben. Bevor man deshalb eine unnötig große Heizungsanlage baue, sei es sinnvoller, die Immobilien erst energetisch zu sanieren, forderte Elste. Klimatechnisch weise eine Hackschnitzel-Anlage zudem nur eine gute Bilanz auf, wenn nicht extra Bäume für ihren Betrieb gefällt werden müssten.
Darauf angesprochen, erklärt Kurz, dass man als Gemeinwohl-zertifiziertes Unternehmen auf regional gewachsenen Rohstoff setze. Hierzu sei man mit entsprechenden Anbietern im Gespräch. Was die geforderte Sanierung betreffe, sei man in Herzogsägmühle laufend dabei, die Gebäude entsprechend zu ertüchtigen. Trotz eines bedeutenden Zuwachs an Wohn- und Arbeitsräumen sei so der Wärmebedarf im Dorf seit Jahren nicht gestiegen. „Aber auch hier geben unsere Kostenträger das sparsame Wirtschaften vor, sodass wir in keiner Weise frei handeln können.“
Neues Hackschnitzel-Heizkraftwerk soll 2025 in Betrieb gehen
Apropos Kosten: Für das geplante Hackschnitzelheizkraftwerk, das im besten Fall 2025 in Betrieb gehen soll, rechnet man in Herzogsägmühle mit einem mittleren einstelligen Millionenbetrag. Nicht mehr weiter verfolgt werden derweil die einst von Kurz-Vorgänger Wilfried Knorr angedachte Idee für einen riesigen unterirdischen Batteriespeicher, um den von den BHKW erzeugten Strom auf Bedarf abrufen zu können. Aufgrund der hohen Kosten werde man Batteriespeicher allenfalls in geringerem Umfang in Verbindung mit größeren Gebäuden für eine Binnenversorgung einsetzen, so Kurz.
Im Gemeinderat fand die Änderung des Bebauungsplans hin zu einem „Sondergebiet Wärmeversorgung Herzogsägmühle“ am Ende eine breite Mehrheit. Nur die drei Mitglieder der Grünen sowie Marion Gillinger (ÖDP) stimmten dagegen.
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