Neue Verkehrsführung in Peitings Ortsmitte verärgert Anwohner

Eigentlich stand die geänderte Verkehrsführung in der Peitinger Ortsmitte gar nicht auf der Tagesordnung der jüngsten Gemeinderatssitzung. Thema wurde sie am Dienstag dennoch. Grund dafür war eine Unterschriftenliste erzürnter Anwohner, die der Gemeinde bereits im August zugegangen war.
Peiting – Die Sitzung neigte sich dem Ende entgegen, als Bürgermeister Michael Asam unter dem Punkt Verschiedenes auf ein Schreiben einging, welches er mitsamt den Sitzungsunterlagen hatte austeilen lassen. Er entschuldigte sich dafür, dass die Gemeinderäte es erst jetzt in den Händen hielten, schließlich sei der Brief bereits am 2. August im Rathaus eingegangen. „Irgendwie ist das durchgerutscht.“
Der Inhalt ist durchaus brisant, denn bislang gab es kaum kritische Reaktionen auf die geänderte Verkehrsführung im Ortszentrum. Vielmehr erntete die neue Lösung, welche die komplizierte Situation mit zwei aufeinanderfolgenden abknickenden Vorfahrten am Hirschvogel-eck ablöste, Lob von allen Seiten. Diesen positiven Eindruck teilen die 25 Anwohner der Füssener Straße und der Meierstraße, die den Brief an die Gemeinde unterzeichnet haben, nicht.
In ihrem Schreiben kritisieren sie, dass durch die geänderte Verkehrsführung zwar der Verkehr vom unteren Hauptplatz ferngehalten werde, Autos und Laster nun aber vermehrt über die Meierstraße und Füssener Straße fahren würden. „Es ist eine absolute Frechheit, was uns jetzt hier zugemutet wird.“ Weil Lastzüge und Busse an besagter Straßenecke oft nicht ohne Probleme aneinander vorbeikämen, seien Staus an der Tagesordnung. Die dadurch entstehende Lärmbelästigung sei so hoch, das man sich bei „geöffnetem Fenster nicht mal mehr unterhalten kann geschweige denn Balkone oder Gärten nutzen kann“. Messungen hätten teilweise Werte zwischen 90 und 100 Dezibel ergeben. „Derartige Lärm-Dauerbelastung macht erwiesener Weise krank.“
Dazu komme, dass der Straßenbelag im Kreuzungsbereich so bucklig sei, dass es einen aus dem Schlaf reiße, wenn Lkw-Gespanne und Autos mit Anhänger vorbeifahren würden. Und auch, dass sich niemand an die geltende Geschwindigkeitsregeln halte, kritisieren die Anwohner. „Das ist eine Rennstrecke.“
Man nehme die geäußerten Bedenken natürlich sehr ernst, versicherte Asam. „Wir sind hier in der Pflicht, Lösungen zu suchen.“ Denkbar sei etwa ein Flüsterasphalt, um die Lärmemissionen zu reduzieren. Gleichzeitig verwies der Rathauschef darauf, dass die neue Verkehrsführung noch nicht in Stein gemeißelt sei. „Der Test ist auf ein Jahr ausgelegt. Anschließend werden wir die Ergebnisse in Ruhe im Gemeinderat analysieren.“ Allerdings lasse sich schon jetzt sagen, dass die Verkehrsverlagerung wohl nicht so dramatisch ausfalle, wie im Vorfeld befürchtet worden sei.
Das bestätigen auch die ersten Erkenntnisse aus den Verkehrszählungen, die die Gemeinde in Auftrag gegeben hat. Es gebe zwar leichte Veränderungen, doch diese „sind eher saisonalen Schwankungen zuzuschreiben“, erklärt Kämmerer Christian Hollrieder auf Anfrage der SN. Der Anteil des Schwerverkehrs an den Werktagen sei in der Ammergauer Straße von 5,1 Prozent im März auf 4,3 Prozent im September zurückgegangen. In der Füssener Straße habe er im gleichen Zeitraum von 4,5 auf 5,2 Prozent leicht zugelegt. Da es aber sein könne, dass sich die Änderungen großräumig noch nicht eingespielt haben, werde im kommenden Jahr eine weitere ausführliche Messung vorgenommen, kündigt Hollrieder an.
Auch Norbert Merk (CSU) verwies darauf, dass es sich nur um eine Testphase handle und noch nichts entschieden sei. Angesichts der vielen Bedenken, die im Vorfeld der Maßnahme geäußert worden waren, sei es aber durchaus erstaunlich, wie wenig Kritik bislang aufgekommen sei – vom Protest der Anwohner einmal abgesehen.
Für deren Reaktion zeigte Andreas Barnsteiner volles Verständnis. „Viele fahren mittlerweile nur noch über die Meierstraße – auch ich“, outete sich der BVP-Gemeinderat. „Da hat der Verkehr gefühlt um 50 Prozent zugenommen.“