Elektronik-Spezialist TQ-Systems baut Standort in Peiting aus

Ihre Technik steckt in Flugzeugen, Computertomografen oder Geldautomaten: Die Firma TQ-Systems ist einer der größten Technologiedienstleister und Elektronik-Spezialisten in Deutschland. Auch in Peiting unterhält das Unternehmen einen Standort. Dieser soll jetzt kräftig erweitert werden.
Peiting – Die gute Nachricht hob sich Bürgermeister Michael Asam in der jüngsten Gemeinderatssitzung bis zum Schluss auf. Die Firma TQ-Systems wolle ihren Standort in der Marktgemeinde vergrößern, berichtete der Rathauschef, der von 100 zusätzlichen Arbeitsplätzen sprach und mit seiner Freude nicht hinter dem Berg hielt. „Für Peiting ist das ein weiteres Zuckerl.“ Das Unternehmen sei weltweit unterwegs im Roboterbau.
Die Arbeit der Firma darauf zu beschränken, wäre freilich deutlich zu kurz gegriffen. Ob Bankautomaten, medizinische Geräte wie Computertomografen oder Flugzeuge: Die Technik des Elektronik-Spezialisten steckt in vielen Produkten. Viele große Unternehmen wie Airbus, Siemens oder der Landsberger Großküchengerätehersteller Rational zählen zu den Kunden. Für letzteren fertige man beispielsweise die Displays für die Kombidämpfer, sagt Geschäftsführer Stefan Schneider. Auch Motoren für E-Bikes stellt das Unternehmen her.
Saal Digital verlässt Peiting
Das Geschäft läuft blendend. In diesem Jahr will das Unternehmen, das 1670 Mitarbeiter beschäftigt, erstmals die Umsatzmarke von 300 Millionen Euro knacken. „Ob das gelingt, hängt natürlich auch von der aktuellen Entwicklung ab“, sagt Schneider mit Blick auf die Corona-Krise. Die gute Auftragslage ist auch der Grund dafür, weshalb das Unternehmen seinen Peitinger Standort ausbauen will. Nach der Insolvenz von Agfa hatte TQ-Systems 2007 den Gebäudekomplex an der Seestraße erworben. Bisher nutzt die Firma nur einen kleinen Teil davon für eine 15-köpfige Entwicklungsabteilung. Ein Teil der Räume ist an Agfa vermietet, weitere 2000 Quadratmeter nahm bislang die Firma Saal Digital in Beschlag. Diese habe ihren Mietvertrag Mitte vergangenen Jahres gekündigt, sagt Schneider. Bis Juni zieht das Unternehmen aus, der Standort wird nach Franken verlegt.

Damit waren auf einmal 6000 Quadratmeter Produktionsfläche frei – und die kamen den TQ-Systems-Verantwortlichen wie gerufen. Denn an den beiden Produktionsstandorten in Murnau und Peißenberg war man an der Kapazitätsgrenze angekommen. „Wir sind dort räumlich so beengt, dass eine Erweiterung dort nicht möglich ist“, sagt Schneider. In Murnau ist der Standort im Firmenbesitz, in Peißenberg ist TQ-Systems Mieter im dortigen Agfa-Werk.
So reifte in der Firmenzentrale in Seefeld die Idee, beide Werke nach Peiting zu verlegen. „Hier haben wir doppelt so viel Platz wie bisher“, sagt Schneider. Ein wichtiger Vorteil, betont der Geschäftsführer. Nicht nur bleibe man so flexibel für Kundenwünsche: In Zukunft wolle das Unternehmen auch verstärkt ins Systemgeschäft einsteigen. „Bisher produzieren wir viele Baugruppen, doch es geht immer mehr dahin, dass wir komplette Systeme produzieren. Dafür brauchen wir Fläche, die wir in Peiting haben.“
Dafür nimmt das Unternehmen viel Geld in die Hand. Zwischen 2,5 und drei Millionen Euro werden in die Ertüchtigung und den Umbau des Standorts investiert. Die Arbeiten starten im April, im November soll alles fertig sein. Der Aufwand ist groß. So muss beispielsweise das Hochregallager auf die speziellen Bedürfnisse angepasst werden. In der Produktionshalle ist neue Klimatechnik erforderlich, um für kontrollierte Umgebungsbedingungen zu sorgen. „Elektronik ist empfindlich.“ Auch das Gebäude, in dem einst der „Super 2000“-Markt residierte, wolle man „repräsentativ herrichten“. In den angemieteten Räumen soll die neue mechanische Fertigung samt modernem Maschinenpark entstehen. Auf der angrenzenden Fläche ist ein Parkplatz für die Mitarbeiter angedacht.
85 Mitarbeiter ziehen um
Apropos Mitarbeiter: 85 Beschäftigte aus den Standorten Murnau und Peißenberg sind vom Umzug betroffen, der nach den Sommerferien über die Bühne gehen soll. Sie habe man Anfang Januar über die Pläne informiert, sagt Schneider. Diese hätten das Vorhaben positiv aufgefasst. „Bis auf einen haben alle gesagt, sie kommen mit.“ Weitere Arbeitsplätze sollen mit dem geplanten Wachstum entstehen. Auch diese Nachricht freute Asam natürlich besonders. „Für Peiting ist das eine tolle Entwicklung.“
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