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Dämme bauen im Akkord: Fleißige Biber halten Peitinger Bauhof auf Trab

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Von: Christoph Peters

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Biber baut Damm am Hauser Bach in Peiting
Nachdem Mitarbeiter des Bauhofs erst in der vergangenen Woche den in den Hauser Bach einmündenden Regenwasserkanal freigelegt hatten, ist der Nager bereits wieder eifrig bei der Arbeit. © Hans-Helmut Herold

Am Peitinger Gumpen ist es ruhig geworden um den Biber. An anderen Stellen hält das fleißige Nagetier die Mitarbeiter des Bauhofs jedoch weiterhin gehörig auf Trab. Jüngster Tatort: der Hauser Bach.

Peiting – Eine aus seiner Sicht alles andere als schöne Entdeckung hat dieser Tage ein Peitinger Hundebesitzer auf seiner Gassirunde gemacht. Zum wiederholten Male sei der Biberdamm am Hauser Bach zerstört worden, klagt er in einem Beitrag im sozialen Netzwerk Facebook. Einfach nur traurig sei das. „Wen stört dort in freier Natur der Biber?“

Mit seinem Unverständnis ist der Peitinger online nicht allein. „Leider passiert das sehr oft, bestimmt schon das zehnte Mal, dass der Biber gestört wird. Ich finde das auch sehr schade“, kommentiert etwa eine weitere Nutzerin.

Auch Peitings Bauhof-Chef Tim Osterhaus ist die Diskussion um den zerstörten Biberdamm nicht entgangen. Und er kann Licht ins Dunkle bringen: Tatsächlich seien es seine Mitarbeiter gewesen, die in der vergangenen Woche am Hauser Bach der Arbeit des Bibers Einhalt geboten hätten, sagt Osterhaus auf Nachfrage der SN.

Abfluss aus Regenwasserkanal war durch Biber-Damm nicht mehr gewährleistet

Der Grund für den Einsatz: Im fraglichen Bereich nördlich der Kleingartenanlage mündet der Regenwasserkanal, der vom Friedhof am Bühlach kommt, in den Hauser Bach. Doch durch den Damm, den der fleißige Nager errichtet hatte, konnte das Wasser aus dem Rohr kaum mehr abfließen. „Der Biber hat dort ganze Arbeit geleistet“, sagt der Bauhof-Chef. In Abstimmung mit dem zuständigen Biberberater des Landkreises sei nichts anderes übrig geblieben, als das Bauwerk zu entfernen.

Dass die Arbeiten mit der Unteren Naturschutzbehörde abgestimmt gewesen seien, bestätigt die Pressestelle des Landratsamts. Den Damm zu öffnen, sei in solchen Fällen die einzige Möglichkeit, um für Entlastung zu sorgen, sagt Gerhard Habersetzer vom Bauamt der Marktgemeinde. Nach wie vor stehe der Biber unter striktem Artenschutz, eine Entnahme werde nur in Ausnahmesituationen genehmigt, weiß Habersetzer.

Auch am Seebach ist der Nager mit Feuereifer bei der Sache

Der Hauser Bach ist nicht das einzige Gewässer, wo sich der Biber in Peiting offensichtlich pudelwohl fühlt und mit seiner regen Bautätigkeit die Mitarbeiter des Bauhofs auf Trab hält. Auch am Seebach nahe der B 472-Abfahrt Peiting-Ost ist der fleißige Nager mit Feuereifer bei der Sache. Dort hat sich eine regelrechte Seenlandschaft gebildet, weil der Biber laut Osterhaus in schöner Regelmäßigkeit mit seinem Bauwerk den Abfluss im Damm verschließt.

Am Seebach nahe der B 472 ist das Werk des Bibers nicht zu übersehen.
Auch am Seebach nahe der B 472 ist das Werk des Bibers nicht zu übersehen. Dort hat sich durch den Dammbau des Tiers eine regelrechte Seenlandschaft gebildet. © Hans-Helmut Herold

Diesen wieder freizulegen, sei mit großem Aufwand verbunden. „Wir kommen da mit unserem Kran nicht ran und brauchen dafür ein externes Unternehmen“, erklärt Peitings Bauhof-Chef. Zum Teil würden die Äste auch per Hand entfernt, denn: Ist der Durchfluss nicht gegeben, fehlt es im weiteren Verlauf des Bachs an Wasser – mit entsprechenden Folgen für das Ökosystem.

Schwerwiegende Folgen hätte es wohl auch, würde die Gemeinde den Biber nicht auch in der Winterleite von Zeit zu Zeit in die Schranken weisen. Erst vor Kurzem herrschte dort im Bereich des Bahnübergangs östlich von Peiting „schwer Land unter“, wie Osterhaus berichtet. Teils habe das durch die vom Biber gebauten Dämme gestaute Wasser bis aufs Straßenniveau gestanden, ergänzt Habersetzer. Auch dort musste der Bauhof eingreifen, um Straße und Gleise vor Schäden zu bewahren. Mithilfe einer Drainage soll laut Naturschutzbehörde versucht werden, den Wasserspiegel auf „verträglichem Stand“ zu halten.

Am Gumpen ist es ruhiger geworden um den Biber

Ein Einsatz, der nicht der letzte bleiben dürfte. „Das wird uns immer wieder beschäftigen“, sagt Habersetzer. „Der Biber fängt ja sofort wieder an mit dem Bauen.“ Da der Nager keine natürlichen Feinde habe, würde auch eine einzelne Entnahme nur kurzzeitig helfen, so der Tiefbauchef. „Da wartet die nächste Biberfamilie schon.“ Immerhin: Am Gumpen, wo der Nager in der Vergangenheit Gemeinde und Anwohner zur Verzweiflung trieb, ist es ruhiger geworden. Dass man dort die Bäume mit Hasendraht geschützt hat, zeigt laut Habersetzer Wirkung: „Dem Biber schmeckt das nicht.“

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