Landtagspräsidentin auf „Familienbesuch“: Ilse Aigner findet bei CSU-Neujahrsempfang deutliche Worte

Zwei Jahre hatte die Peitinger CSU auf ihren traditionellen Neujahrsempfang wegen Corona verzichten müssen. Mit Landtagspräsidentin Ilse Aigner als gut aufgelegtem Ehrengast und lokaler christsozialer Politprominenz feierte die Veranstaltung am Dienstag im voll besetzten Sparkassensaal ihr Comeback.
Peiting – Zu Beginn war erst mal Stühleschleppen angesagt. Offensichtlich hatte man bei der Peitinger CSU selbst nicht mit einem derart großen Besucherandrang gerechnet beim ersten Neujahrsempfang im Sparkassensaal seit 2020. Zeit dazu blieb den Helfern allemal, denn Ehrengast Ilse Aigner verspätete sich, traf erst eine halbe Stunde nach geplantem Beginn ein. Während Bürgermeister Peter Ostenrieder die Landtagspräsidentin in Empfang nahm, hatte Ortsvorsitzender Michael Deibler den Begrüßungsmarathon bereits hinter sich gebracht, sich für den „überwältigenden Zuspruch“ bei den über 120 Gästen bedankt und Bezirksrätin Alexandra Bertl fürs erste Grußwort ans Rednerpult gebeten. Bertl nutzte die Gelegenheit, um von den großen Aufgaben des Bezirks zu berichten, schlug den Kreis von der Heimatpflege zur sozialen Sicherung, für die man viel Geld investiere.
Aigner hatte währendessen in der ersten Reihe Platz genommen, ließ nach Bertl jedoch Landtagsabgeordneten Harald Kühn und Landesgruppenchef Alexander Dobrindt den Vortritt, was letzterer scherzhaft mit den Worten kommentierte, „wir sind die Vorgruppe für Ilse, aber eine gute“. Nicht zurück, sondern nach vorne blicken müsse man, daran waren sich beide einig. Bayern stehe vor der Landtagswahl im Herbst gut da, wozu natürlich die CSU durch ihre Vertretung auf allen Ebenen ihren Teil beigetragen habe. Vor allem Dobrindt konnte sich Seitenhiebe auf den politischen Gegner nicht verkneifen. Weniger Ideologie, stattdessen mehr technischer Fortschritt und Vernunft seien nötig, letzteres auch im Umgang mit der Landwirtschaft. „Die Welt aus dem All ist nicht grün, sondern blau und aus unserer Sicht weiß-blau.“
Ilse Aigner war bereits 2018 zu Gast in Peiting gewesen
Für den Ehrengast des Abends lieferte der Landesgruppenchef damit bereits die richtigen Vorlagen, die Aigner nur zu gerne aufgriff. 2018 war sie schon einmal beim Neujahrsempfang zu Gast gewesen. Sie habe sich über die erneute Einladung der Peitinger CSU-Familie sehr gefreut, bekundete Aigner. Seit damals habe sich die Welt jedoch deutlich verändert. Erst die Corona-Krise, dann der „schreckliche Überfall“ auf die Ukraine. Aigner sprach von einer „Zeitenwende“, die Demokratie stehe im Feuer und das Land vor „großen Herausforderungen“. Aber wenn diese ein Land überhaupt stemmen könne, dann – natürlich – Bayern.

Immer wieder gab es Beifall, Aigner wusste, welche Knöpfe sie bei ihrem Streifzug quer durch alle politische Themen drücken musste. Etwa, wenn sie kritisierte, dass Debatten zu viel über Nebensächlichkeiten wie „Sternchen-Sprache“ oder unpassende Faschingsverkleidungen geführt würden.
Lob für Bayern, Kritik an der Bundesregierung
Dass die CSU in Bayern die richtigen Schwerpunkte setzt, daran ließ die Landtagspräsidentin dagegen keinen Zweifel. Ob bei der Unterstützung von Familien, Bildung, Wirtschaft, ja selbst bei den Erneuerbaren Energien sei der Freistaat vorn dabei, stehe bei letzteren bis auf die Windkraft sogar an der Spitze im Bundesländervergleich. Dass das für die absoluten Zahlen zwar richtig ist, die Sache aber ganz anders aussieht, wenn man die Größe Bayerns mit berücksichtigt, erwähnte Aigner nicht. Dafür zeigte sie ihr Unverständnis für den von der Bundesregierung beschlossenen Ausstieg aus der Atomkraft mitten in der Energiekrise.
Kritik, die gab es von der ehemaligen Landwirtschaftsministerin auch für das Bild, das in Berlin von den Bauern gezeichnet werde. Man könne meinen, dass diese nichts anderes zu tun hätten als Tiere zu quälen und den Boden zu ruinieren, ärgerte sich Aigner. „Die Arbeit der Landwirte ist wertvoll.“
Als Aigner nach einer guten Dreiviertelstunde mit der Bitte, im Herbst zur Wahl zu gehen, zum Ende kam, gab es donnerenden Applaus. Das Schlusswort des Abends allerdings war dem Peitinger Rathauschef vorbehalten, auch wenn ihm damit die undankbare Rolle zukam, „zwischen einer brillanten Ilse Aigner und den Häppchen zu stehen“, wie Ostenrieder scherzte. Als erster CSU-Bürgermeister der Marktgemeinde am Neujahrsempfang ans Rednerpult treten zu können, sei ein Moment, den er genieße, bekundete Ostenrieder, ehe er kurz auf die erste Halbzeit seiner Amtszeit zurückblickte. Viel sei bereits erreicht worden, „wir wollen aber auch die nächsten Jahre weiter aktiv sein“, kündigte er an.
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