Mit Böllerklang Gott ein Gehör geben

Das sechste Oberbayerische Böllerschießen begann in Reichling mit dem Weckruf der Böllerschützen. Der Sonntagmorgen zeigte sich strahlend, als man gemeinsam Bürgermeisterin Margit Horner-Spindler abholte. Als die Schützen ihren letzten Schuss abgegeben hatten, kam mit einem Gewitter ein gewaltiges Echo von oben.
Reichling – Die Reichlinger Böllerschützen hatten keine Wahl: Wegen des Gewitters wurde in Windeseile umdisponiert und der Festgottesdienst ins Zelt verlegt, der ursprüngliche Plan von der Festmesse auf dem Höhenberg wurde geändert. Die Festmesse zum 25-jährigen Böllerschützenjubiläum fand dann aber ganz pünktlich statt. Feierlich waren dazu die Fahnenabordnungen zur schön geschmückten Bühne gezogen. Der Musikverein Reichling gestaltete die Festmesse.
Pfarrer Michael Vogg und Böllerpfarrer Alfred Binder sollten ursprünglich die Messe gemeinsam feiern. Doch Binder kam nicht rechtzeitig. So predigte Pfarrer Vogg über die Entstehung des Böllerns, das böse Geister vertreiben sollte, es gebe einem Geschehen ein Vorzeichen, Ehrenzeichen, lasse aufhorchen. „Habt ihr den Schuss gehört?“, meinte Pfarrer Vogg, und wünschte sich, dass Christen auf der ganzen Welt aufhorchen sollen.

Nach der Fahnenbandsegnung der Böllergruppe kam der sichtlich abgehetzte Böllerpfarrer und zelebrierte die Messe bis zum Ende mit. „Heute erleben Sie einen Glücksfall, es gibt gleich zwei Predigten“ meinte dieser dazu. Betonte aber, dass er nicht verschlafen habe, sondern lediglich viele Kilometer Umweg habe fahren müssen, Navi und Handy jedoch am Schreibtisch gelegen hätten. Aber besser sei „zwoa mol predigt als gar net“, so Pfarrer Binder. Er begleite, feiere, bete mit den Kameraden, und es sei eine Ehre, Böllerpfarrer sein zu dürfen, meinte er. „Wenn Gott eingreift, dann kracht’s, aus dem Nichts geschah der laute Schepperer, als Gott die Welt erschuf“, so Binder. Mit dem Böllerklang könne man der lauten Welt etwas entgegensetzen, Gott ein Gehör geben, es krachen lassen zur Ehre Gottes.
Er ging auch auf das Böller-Brauchtum ein, die Traditionen, Liebe, Menschlichkeit und Barmherzigkeit. Zum Ende seiner wortgewaltigen Predigt meinte er schmunzelnd: „Zum 50-jährigen komm ich mit dem Hubschrauber, da gibt es keine Umleitungen.“
Um die Mittagszeit füllte sich das Zelt und die Birkländer Musikanten spielten zünftig auf. Der Himmel strahlte wieder, und so konnte der Festzug wie geplant stattfinden. „Ein Traum“, meinte abschließend der zweite Schützenmeister Hubert Rapp. Alles hatte nach dem anfänglichen Regenmorgen hervorragend geklappt. 123 Zugnummern mit Böllerschützen aus ganz Oberbayern und den italienischen Schützen „Trombini“, (Nähe Verona) nahmen am Festzug durch den Ort bei strahlendem Sonnenschein teil. Circa 800 Böllerschützen und Kanoniere formierten sich anschließend neben dem Zelt vor der traumhaften Bergkulisse, und Hunderte Zuschauer konnten ein tolles Spektakel verfolgen.
Mit mehreren Schussfolgen ging Rauch und Knall reihenweise auf. Den Abschluss bildeten die Trombini; diese schossen nicht in die Luft, sondern erst in den Boden, und durch den Rückschlag sprang das gut 30 Kilo schwere Gerät dann auf die Schulter des Schützen. Durch gekonntes Drehen verstanden es die italienischen Gäste, den Böller dann wieder aufzufangen. Es war ein gelungenes 6. Oberbayerisches Böllerschützentreffen.
ale