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Rottenbucher Freywis-Orgel: Zur Einweihung wird eine besondere Messe aufgeführt

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Rottenbuchs Kirchenmusiker und Organist Florian Löffler
Kirchenmusiker und Organist Florian Löffler hat nach eingehender Recherche Kompositionen des gebürtigen Schongauers Bernhard Haltenberger entdeckt. © Regina Wahl-Geiger

Zur Einweihung der restaurierten barocken Freywis-Orgel der Rottenbucher Pfarrkirche im Juni sind es noch ein paar Monate. Aber etwas Besonderes steht schon fest: Es wird eine noch unbekannte Messe aufgeführt.

Rottenbuch – „Jetzt wird es etwas theoretisch“, sagt Florian Löffler. Der Kirchenmusiker und Organist vom Pfarrverband Rottenbuch legt einen großen Stapel Notenblätter auf den Tisch, schaltet seinen Laptop ein und öffnet ein Programm. Seit einigen Wochen beschäftigt sich Löffler mit einer Messe, die er aus der Versenkung wieder hervorgeholt und so aufgearbeitet hat, dass er sie zur Orgelweihe am 5. Juni aufführen möchte.

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Wie es dazu kam, ist eine schöne Geschichte. Florian Löffler hatte es sich seit Beginn seiner Amtszeit als Kirchenmusiker in Rottenbuch zum Ziel gesetzt, Kompositionen ehemaliger Mönche vom Augustiner-Chorherrenstift zu finden, zu dem auch das Kloster Rottenbuch gehörte. „Ich wollte zur Orgelweihe Musik mit regionalem Bezug aufführen“, sagt Löffler. Und nach langer akribischer Recherche entdeckte er Bernhard Haltenberger (1748-1780). Der gebürtige Schongauer, Sohn eines Kürschners und zeitweiligen Schongauer Bürgermeisters Franz Haltenberger, war zunächst Singknabe im Augustiner-Chorherrenstift Rottenbuch. „Er wird nicht nur musikalisch geprägt worden sein, sondern auch von der Schönheit der Kirche, der Feierlichkeit der Messen, der wunderbaren Umgebung hier“, ist sich Löffler sicher.

Die „Missa Toni C-Dur“
Die „Missa Toni C-Dur“ wird zur Orgelweihe am 5. Juni aufgeführt. © Regina Wahl-Geiger

Die musikalische Grundausbildung erhielt Haltenberger am Domus Gregoriana, dem Kurfürstlichen Gymnasium in München und trat dann ins Kloster Weyarn ein. Der Mönch wurde schon bald zum Chor- und Musikdirektor des Klosters ernannt, studierte Theologie und Philosophie, unterrichtete Violine, Klavier und Orgel – und er komponierte. Unter anderem sechzehn Messen, acht Litaneien und zwei Vespern stammen aus der Feder des Mönchs. Die Kompositionen sind zum Glück während der Säkularisation nicht vernichtet worden. Die Bücher, in denen Haltenberger seine Werke notiert hatte, wurden abfotografiert, auf Mikrofilmen gespeichert und in der Bayerischen Staatsbibliothek aufbewahrt. Löffler hat sich zwei Messen und eine Pfingstsequenz zukommen lassen. Nun begann seine eigentliche Arbeit.

Am Computer fügte der Kirchenmusiker die Stimmen zur Partitur zusammen

Die Noten lagen handschriftlich vor, abgelichtet pro Seite als Bilddatei. „Es gab keine Partitur“, sagt Löffler. Er druckte alle Noten aus. Die für die Violinen, die Trompeten, der Pauke, der Orgel, den vier Solostimmen und des vierstimmigen Chors. Mit Hilfe eines speziellen sogenannten Notensatzprogramms fügte er am Computer die einzelnen Stimmen zu einer Partitur zusammen. Die „Messe Toni C-Dur“ von Bernhard Haltenberger wurde damit spartiert, wie so ein Vorgang genannt wird. Geholfen hat ihm Studienrat Karl Heinz Malzer, dessen Hobby das Spartieren alter Messen ist. „Zusammen mit ihm ging das dann doch schneller“, sagt Florian Löffler.

Die Messe und die Pfingstsequenz „Veni sanctus spiritus“ liegen nun bereit, und Florian Löffler freut sich auf die Proben mit dem Rottenbucher Kirchenchor, einem ausgewählten Orchester und den vier Solisten. Seine Begeisterung für dieses sehr feierliche Werk im Stil der italienischen Klassik, wird die Mitwirkenden anstecken. „Wollen Sie ein Stück vom Gloria hören?“, fragt Löffler und spielt über seinen Computer den Anfang vor – ein Gänsehautmoment. Man darf sich freuen auf diese besondere Messe.

Von Regina Wahl-Geiger

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