Ausgangsbeschränkungen wegen Corona: Viele Radfahrer, wenige Ortsfremde im Schongauer Land unterwegs

Möglichst daheim bleiben und sich nicht in Gruppen treffen, ist die Anweisung, um die Ausbreitung des Coronavirus zu vermeiden. Aber halten sich die Menschen auch daran?
Schongau/Peiting/Bernbeuren – Fast schon gespenstisch leer präsentierte sich die an normalen Wochenenden von Ausflüglern stark frequentierte Strecke zwischen Peiting, Rottenbuch und Echelsbacher Brücke. Einzelne Autos, auch drei Motorräder, sonst kein Verkehr. Allerdings waren die Schnalzparkplätze voll belegt. Zwar war der beliebte Weg zum Kalkofensteg wegen Forstarbeiten abgesperrt, an der Ammer entlang, konnte man ihn doch erreichen und einige lagerten auf den angrenzenden Sandbänken. Immerhin: Schön mit Abstand.
„Ich bin eine böse Münchnerin, die mit ihrem Auto in die Berge fährt“, meinte eine Frau ironisch, die auf einem abgelegenen Wanderparkplatz an der Wieskirche aus dem Auto stieg. Jedes Wochenende sei sie zum Wandern in den Bergen. Das will sie sich auch jetzt nicht nehmen lassen. „Ich wohne in Forstenried. Dort will ich nicht in den Wald. Da sind die Massen unterwegs“, meinte sie. Dann lieber etwas fahren und auf einem einsamen Waldweg laufen, wo man kaum jemanden trifft.
Münchnerin kann Aufregung um Wochenendausflügler nicht verstehen
Die Aufregung um Münchener Wochenendausflügler kann sie nicht verstehen. „Man kann schließlich nichts dafür, wo man wohnt und in der Stadt trifft es einen mit der Ausgangsbeschränkung härter“, ist ihre Meinung.

Zur Sicherheit hat sie sogar an ein bayerisches Ministerium geschrieben, das ihr per E-Mail bestätigt hat, dass sie alleine wandern darf. Den Ausdruck der Mail hat sie in ihrem Rucksack dabei.
Ausgangsbeschränkungen wegen Corona: Ausflügler am Auerberg
Vor der Kirche auf dem Auerberg sitzen Ruth und Hans Brugger in der Sonne. Sie sind zu Fuß hinaufgewandert. „Wir wollten etwas möglichst Schönes erleben an einer wenig frequentierten Stelle“, sagt Hans Brugger. Und wirklich geht es sehr ruhig zu an dem beliebten Ausflugsziel. Der Großteil der Menschen schien sich an die dringenden Warnungen zu halten und verbrachte das sonnige Wochenende auf Balkon und Terrasse.
Die wenigen Ausflügler halten Abstand. Zusammen mit seiner Frau hat Brugger auch den Kirchturm am Auerberg bestiegen und war überrascht, wie vorsichtig die Besucher miteinander umgehen. „Man hält Abstand. Die Leute warten unten, wenn sie hören, dass jemand oben ist“, hat er festgestellt.

Autos sieht man kaum auf der Straße zum Auerberg. Dafür jede Menge Radler, die auf ihren Drahteseln den Berg erklimmen. Einer davon sitzt am Aussichtspunkt unterhalb der Kirche auf einem Holzgeländer. Erst zum zweiten Mal ist er hier oben. „Zum Glück sitzen wir nicht in der Stadt, können raus und sind im Grünen“, freut er sich. Und findet es trotzdem sehr ruhig. „Wenn der Biergarten offen wäre, würdest du hier keinen Parkplatz mehr kriegen“, weiß er aus Erfahrung.
Am Schongauer Lido: Sonnenbaden mit Sicherheitsabstand
Ebenso ruhig geht es am Schongauer Lido zu, wo sich zwar einige Sonnenhungrige auf den Bänken verteilt haben, aber gewissenhaft Abstand halten. Auch hier sieht man großteils Radler. Einige von ihnen scheinen den Sport neu für sich entdeckt zu haben, wie ein älterer Herr, der mit Skimütze und Skibrille unterwegs ist. immerhin ist Bewegung an der frischen Luft gut für das Immunsystem. Autos mit ortsfremden Kennzeichen? Fehlanzeige.
Peitingerin ärgert sich über Radfahrer-Gruppen
Ein anderes Bild am gestrigen Sonntag am Radlweg Peiting-Langenried. Dort fahren viele Familien, aber „leider auch ganz viele teils männliche Gruppen mit sechs bis acht Personen“, berichtet eine Anwohnerin. Von Mindest-Abstand keine Spur. Schade, denn: Nur das Meiden von Kontakten kann uns jetzt wieder dahin bringen, dass wir irgendwann wieder alle treffen können, die uns dieser Tage so sehr fehlen.
VON URSULA FRÖHLICH
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