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„100 Tabletten pro Tag - das geht nicht“ - Neues Zentrum für Altersmedizin bei der Krankenhaus GmbH

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Von: Sebastian Tauchnitz

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Einer für alles: Dr. Sebastian Mühle leitet das neue Zentrum für Altersmedizin der Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH. Alles gar nicht so einfach
Einer für alles: Dr. Sebastian Mühle leitet das neue Zentrum für Altersmedizin der Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH. © SEBASTIAN TAUCHNITZ

Die Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH hat ein neues Zentrum für Altersmedizin eingerichtet, in dem mehrere Abteilungen zusammengefasst sind und ab sofort unter einer gemeinsamen Leitung stehen.

Landkreis – Dr. Sebastian Mühle brennt für sein Fachgebiet, das merkt man schnell: „Die Bevölkerung wird immer älter, dadurch steigt auch unaufhörlich der Bedarf an moderner Altersmedizin.“ Genau diese wird in den Krankenhäusern in Weilheim und Schongau schon länger angeboten. „In vielen anderen Krankenhäusern ist die Geriatrie ein Anhängsel der Inneren Medizin. Bei uns war sie schon länger ein eigener Fachbereich“, so Mühle.

Genau wie Kinder nicht einfach wie kleine Erwachsene behandelt werden können und Spezialisten brauchen, sei es auch für die älteren Patienten: „Behandelt man da jedes Symptom nach Lehrbuch, dann könnte am Ende schnell stehen, dass die Patienten 100 Tabletten pro Tag schlucken müssen – das geht natürlich nicht“, so der Chefarzt.

Chefarzt der Geriatrischen Reha hat das Haus verlassen

Bislang wurde bei der Krankenhaus GmbH allerdings noch unterschieden zwischen der Akutgeriatrie und der geriatrischen Reha. Mühle war bislang Chefarzt der Akutgeriatrie in Weilheim und Schongau. Dabei betreut man die Patienten während einer akuten Erkrankung, etwa eine Lungenentzündung, nach einem Sturz oder einer neurologischen Erkrankung. Wenn möglich, dann setzt die Reha der Akutgeriatrie direkt am ersten Tag der Behandlung ein.

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Die zweite Stufe bildet dann die geriatrische Reha. Sie hat zum Ziel, die Beweglichkeit der Patienten zu verbessern und Abhängigkeiten weitgehend zu vermeiden. „Das ist immens wichtig für die Lebensqualität der Patienten“, so Mühle. Die geriatrische Reha wurde bis Ende vergangenen Jahres von Dr. Hans-Christian Sänger geleitet. Dieser habe das Haus auf eigenen Wunsch verlassen, so die Pressesprecherin der Krankenhaus GmbH, Petra Hunger. Dr. Sebastian Mühle habe sich bereit erklärt, beide Abteilungen gemeinsam zu leiten. Deswegen seien sie nun zum „Zentrum für Altersmedizin“ zusammengeführt worden.

Interessanteres Arbeitsfeld für mögliche Bewerber

Dadurch gewinne man zusätzliche Flexibilität, die den Patienten zugute komme, so Mühle weiter. Das ärztliche Personal könne da eingesetzt werden, wo es gerade benötigt wird, die Abstimmung sei leichter geworden, es werde mehr Hand in Hand gearbeitet. Insgesamt arbeiten zwei Fachärzte am Standort Weilheim in der Akutgeriatrie, in Schongau jeweils ein Ober- und ein Assistenzarzt in der Akutgeriatrie und der Geriatrischen Reha. Gesucht würden noch jeweils ein Ober- und ein Assistenzarzt für den Standort Schongau. Durch die Zusammenlegung der Abteilungen sei für mögliche Bewerber ein „interessanteres Portfolio“ entstanden, wirbt Mühle. Die Weiterbildungsbefähigung für junge Ärzte sei ohnehin vorhanden.

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Er lässt aber auch keinen Zweifel daran aufkommen, dass es schwierig ist, neue Ärzte für den Standort Schongau zu gewinnen. „Die jungen Kollegen möchten in der Großstadt München wohnen, egal, wie schön es hier draußen bei uns ist“, erklärt er.

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Und täglich nach Schongau zu pendeln, dass sei angesichts der derzeitigen Spritpreise durchaus auch für Ärzte ein Kostenfaktor. „Natürlich kann man sagen, dann bietet halt einen Dienstwagen oder ein Einfamilienhaus als Dienstwohnung an und bezahlt übertariflich“, greift Mühle gängige Argumente auf. Aber auf der anderen Seite solle die Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH kostendeckend arbeiten. Und da seien solche Vergünstigungen eben nicht zu refinanzieren.

Momentan ist noch viel zu tun für den neuen Chef: die Dokumentation über die elektronische Patientenakte muss in den ehedem getrennten Abteilungen angeglichen, Arbeitsabläufe harmonisiert werden. Und weil „ich nach wie vor auch mit den Patienten arbeiten und an ihrem Bett stehen möchte, sind meine Arbeitszeiten schon hochgeschossen“, so Mühle weiter. Aber in einem halben Jahr soll der Transformationsprozess hoffentlich abgeschlossen sein.

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