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Nach langem Tüfteln: Realschüler entwickelt einen Rehkitz-Retter am Mähdrescher

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Von: Barbara Schlotterer-Fuchs

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Eric Meier aus Ingenried mit einem Spielzeug-Mähdreschher.
Eric Meier aus Ingenried mit einem Spielzeug-Mähdreschher. © Herold

Erik Meier kennt Mähdrescher. Er hilft selbst auf dem Feld beim Ernten. Eine Situation beim Mähen lässt ihn Grübeln - und zum Erfinder werden.

Update, 24. Februar: Ingenried – Mit seinem Reh-Kitz-Rettungs-System hat Erik Meier von der Pfaffenwinkel Realschule bei „Jugend forscht“ einen Sonderpreis abgeräumt und im Internet viele Fans begeistert. Der Elfjährige will auch, wenn es in diesem Jahr nicht für einen der ersten Plätze gereicht hat, keinesfalls aufgeben. 

„Ich schaue gerade am Computer nach, wie ich in das Rehkitz-Rettungssystem einen ferngesteuerten Motor einbauen könnte“, erzählt der Elfjährige. Vor allem an seinem Modell will der Schüler arbeiten. „Das war in diesem Jahr ziemlich einfach.“ 

Schließlich hat Erik auch alles ganz alleine gebaut. „Aber nach den Ferien will mir mein Lehrer weiter beim Entwickeln helfen.“ Eriks großer Traum: Seine Rehkitz-Rettungsmaschine in Original-Größe bauen, am Mähdrescher anbringen und ausprobieren, ob die Sache mit der Mäh-Rettung im Feld wirklich funktionieren kann. Da wird sich Erik auf jeden Fall noch ein bisschen gedulden müssen. 

„Mähen darf der Bauer ja nur im Frühling und im Sommer“, weiß der Hobby-Bauer, der gerne auf einem Hof in Ingenried mithilft, aus Erfahrung. Damit das mit dem großen Netz, das die versteckten Rehe bergen und retten soll, klappen kann, hat sich Hilfe angesagt. „Mein Opa war Techniker, der hat sich das schon angeschaut, wie das gehen könnte, so etwas in echt zu bauen.“ Der Motor, den Erik einbauen will, könnte in den Hohlraum des Gestells eingebettet werden, wenn man es aufschraubt. 

Eriks Gedanken um ein großes Modell sind konkret. Bis ein passender Motor gefunden ist und das alles funktionieren kann, will er als Zwischenschritt vor dem ganz großen Fangnetz erst noch mal seine eigenen „fetten Bruder-Traktoren“heranziehen und mit Reh-Rettungs-System ausstatten. Aufgeben jedenfalls ist für den Elfjährigen keine Option: „Ich will nicht, dass Rehkitze unter dem Mähdrescher sterben“, verfolgt er sein Ziel mit vollem Herzblut. Echter Erfindergeist eben.

Ursprüngliche Geschichte vom 14. Februar: Schongau/Ingenried – Erik Meier hilft beim Mähdreschen auf dem Feld. Zwei Meter vor dem Mähwerk springen plötzlich zwei kleine Rehkitze aus dem Gras. Es ist eine Sache von Sekunden. Die Kitze haben Glück gehabt. „Hätten wir keine Spuren im Gras gesehen, wären sie übermäht worden.“

Ein Moment, der Erik Meier lange Zeit beschäftigen soll. Als sich der elfjährige Schüler aus Ingenried an der Pfaffenwinkel-Realschule für das Wahlfach „Jugend forscht“ bewirbt, hat er bereits eine Idee im Kopf: Er will Tiere retten, die durch das Mähwerk einer Erntemaschine unentdeckt verletzt oder getötet werden könnten.

Rehkitz wird aufgenommen und im Netz transportiert

Nach langem Tüfteln mit seinem Betreuungslehrer ist das Rehkitz-Rettungssystem entwickelt: Ein Gestell mit Netz, das vor dem Mähwerk des Traktors befestigt wird. Der Sensor im System ist eine Wärmebildkamera. „Die erkennt das Tier und dann fährt das Gestell runter“, schildert Erik, wie das Ganze funktionieren soll. Und das Rehkitz? „Das wird während der Fahrt aufgenommen und im Netz transportiert.“

Video: Jäger Walch rettet kleine Rehkitze vor dem Mähdrescher

Ob das System wirklich funktioniert, steht noch nicht fest

Funktioniert das auch wirklich? „Das weiß ich noch nicht“, erklärt Erik freiumwunden. „Ich habe ja keinen eigenen Traktor.“ Denn Erik ist nicht etwa wie zu vermuten selbst Landwirt. Sein großes Hobby ist es vielmehr, bei einem Landwirt aus Ingenried auf dem Hof mitzuhelfen. Er hilft melken. Fährt beim Mähen mit. „Am liebsten würde ich selber den Job machen“, träumt der junge Forscher.

Modell im Maßstab 1:32

Seine Träume vom Kitz-Schutz-Netz hat er in der Schule und zuhause erstmal an einem Modell entwickelt – an einem Sico-Traktor im Maßstab 1:32. Das Vorzeige-Modell, mit dem Erik Meier am kommenden Dienstag beim Wettbewerb in der Region „Voralpenland“ an den Start geht: Das muss er erst noch basteln. „Aber das geht relativ schnell.“ Ein Erfinder weiß: Der Weg von der Idee zum Modell, das ist es, was es zu bewältigen gilt.

Wichtig ist: „Es hat richtig Spaß gemacht.“

Den ersten großen Schritt ist Erik schon gegangen. Er hat es sich getraut, eine Idee zu Papier zu bringen, durchzurechnen, zu basteln. Vom Gedanken zum Modell. Ob er sich gute Chancen ausrechnet? „Mittelgut“, sagt der Elfjährige, gibt sich bescheiden. Wichtig ist: „Es hat richtig Spaß gemacht.“ Über solch innovative Jung-Landwirte darf man sich im Landkreis jedenfalls jetzt schon freuen.

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