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Verstörende Brandserie: Chronik der Ereignisse mit Karte - Neuer Brand nach Festnahme

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Von: Kathrin Hauser, Elena Siegl, Barbara Schlotterer-Fuchs

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Brandserie um Schongau: Chronik der Ereignisse mit Karte - Kripo mit Details
Inzwischen ein gewohnter Anblick für die Feuerwehren in der Region: Stadel im Vollbrand, in diesem Fall in Guttenstall bei Epfach am 23. Dezember. © Herold

Eine beispiellose Brandserie hält die ganze Region Lechrain, Schongau und Weilheim in Atem. Landwirte leben in Angst. Die Kripo ermittelt. Eine Bilanz mit Karte.

Update vom 27. Januar: Viele aus der Region erlebten in der Nacht auf Montag ein Déjà-vu: Wieder hallten Martinshörner durch Weilheim, Peißenberg und Oderding, wieder unterbrach später der Lärm der Hubschrauber-Rotoren die nächtliche Stille. Was war geschehen?

Die mutmaßlichen Brandstifter, denen die Reihe von Stadelbränden im Dezember und Januar zugerechnet wird, sind doch gefasst. Wie die Polizei mitteilt, ist am späten Sonntagabend eine Feldscheune auf Oderdinger Flur (Gemeinde Polling) in Brand geraten. Ein vorüberfahrender Autofahrer hatte das Feuer gegen 23.30 Uhr bemerkt und der Integrierten Leitstelle gemeldet. Die Feuerwehren aus Oderding, Peißenberg und Weilheim rückten aus. Die ersten Einsatzkräfte waren gegen 23.34 Uhr am Brandort, da stand der Stadel bereits in Vollbrand. Aus diesem Grund habe sich jeglicher Löschversuch erübrigt, sagt der Kommandant der Oderdinger Feuerwehr, Martin Pape, der die Einsatzleitung übernommen hatte.

Brandserie im Landkreis Weilheim: Hoher Sachschaden bei Stadelbrand

Den Feuerwehrleuten blieb nichts anderes übrig, als den Stadel, in dem unter anderem ein Traktor und andere landwirtschaftliche Geräte standen, kontrolliert abbrennen zu lassen. „Wir haben die Einsatzstelle abgesichert und dafür gesorgt, dass keine Spuren verwischt werden“, sagt Pape. Neben den Feuerwehren war auch ein Hubschrauber im Einsatz. Das sei keine Routine bei einem Stadelbrand, sagte Alexander Huber, der Pressesprecher beim Polizeipräsidium Oberbayern Süd ist: „Aber natürlich ist man sensibler, wenn es heißt, wir hatten eine Brandserie und jetzt brennt es schon wieder.“

Der Sachschaden wird auf rund 100 000 Euro geschätzt, Personen sind bei dem Stadelbrand nicht zu Schaden gekommen. Nachdem einige Feuerwehrleute die Nacht an der Brandstelle verbracht haben, hat am Montagmorgen die Spurensicherung den abgebrannten Stadel untersucht. Gegen 11.30 Uhr hatten die Brandermittler ihre Arbeit beendet und die Feuerwehr konnte damit beginnen, die noch glimmenden Teile auszubaggern und zu löschen

Feuerteufel von Polling: Neuer Brand trotz Festnahme - „nicht von Mutmaßungen leiten“

Die Kriminalpolizei Weilheim ermittelt und wertet die Spuren aus. Wie der Brand entstanden ist, lasse sich noch nicht sagen“, erklärt Polizeisprecher Huber. Es sei auch noch völlig offen, ob es irgendeine Verbindung der zu Brandserie gibt, die von Mitte Dezember bis Mitte Januar die Region in Atem gehalten hatte. „Wir gehen dem natürlich nach, ob ein Zusammenhang besteht“, sagt Huber. Doch jede Aussage dazu sei zum aktuellen Stand reine Spekulation.

Bei diesen Brandermittlungsarbeiten werde vorgegangen wie in jedem Brandfall. Es werde nach dem Ausschlussverfahren gearbeitet, wie Huber erläutert: „Wir lassen uns nicht von Mutmaßungen leiten.“ Bezüglich der Serie von Stadelbränden und der Motive der beiden Tatverdächtigen gibt es nach Auskunft des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord keine weiteren Erkenntnisse, wie Sprecher Michael Graf sagt. Die mutmaßlichen Brandstifter befinden sich weiter in Untersuchungshaft.

Update vom 26. Januar: Wieder brennt ein Stadel in der Region Weilheim-Schongau, diesmal in Polling. Die Verdächtigen zur der Brandserie sitzen allerdings in U-Haft (siehe Updates weiter unten). Die Kripo Weilheim hat die Ermittlungen aufgenommen.

Update vom 17. Januar: Die Brandserie im Lechrain könnte beendet sein: Nach einem weiteren Stadelbrand in Unterdiessen in der Nacht auf Freitag hat die Polizei zwei Verdächtige festgenommen. 

Verstörende Brandserie: Chronik der Ereignisse mit Karte - Kripo nennt aktuellen Stand

Landsberg/Weilheim-Schongau – Fast jede zweite Nacht halten brennende Scheunen die Feuerwehren im Bereich Lechrain und im angrenzenden Weilheim-Schongauer Land seit zwei Wochen in Atem. Die Kripo Fürstenfeldbruck, die für die Brände im Landsberger Bereich zuständig ist, hat jetzt eine eigene Ermittlungsgruppe ins Leben gerufen und auf zehn Mann verstärkt. 

Kripo gründet Ermittlergruppe „Feldscheune“ - Verdacht auf Serientäter liegt nahe

Der Name: „Feldscheune“. „Wir zählen sieben Fälle der Brandstiftung zu dieser Serie“, erklärt Michael Graf, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord, auf Anfrage.

Hinzu kommen zwei weitere Fälle aus dem Landkreis Weilheim-Schongau, die zu der Serie gehören, aber von der Kriminalpolizei in Weilheim bearbeitet werden. „Die Präsidiumsgrenze ist dem Täter egal. Aber wir arbeiten sehr eng zusammen.“ Die Ermittler haben alle Brände unter die Lupe genommen, die auf das Konto des Feuerteufel gehen könnten.

Video: Auch im Februar hatte es süd-östlich vom Schongau gebrannt

Verstörende Brandserie um Schongau: Erster Fall am 13. Dezember

„Als ersten Fall der Brandserie sehen wir den Brand von Mülltonnen vor einer Schule in Asch am 13. Dezember an“, so Michael Graf. Einige Fälle haben die Beamten aufgrund ihrer Ermittlungen aus der Serie ausgenommen. Im Außeneinsatz läuft die Fahndung separat: Vor allem in den Nachtstunden seien zivile und uniformierte Kräfte im Einsatz.

Ermittlungen laufen: Polizei will nichts über Täterprofil verraten

Was die Brandursachen anbelangt oder ein mögliches Täterprofil – hierzu kann sich die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen zum aktuellen Zeitpunkt nicht äußern. Nur so viel: Die Bevölkerung ist zur Wachsamkeit aufgerufen. Wem ein verdächtiges Fahrzeug an einer abgelegenen Örtlichkeit auffällt, der ist angehalten, das Kennzeichen zu notieren und der Polizei zu melden.

Feuerwehren im Dauer-Einsatz und immer in Alarmbereitschaft

In Dauer-Alarmbereitschaft sind derweil auch die Feuerwehren aus dem Lechrain und dem angrenzenden Gebiet aus dem Landkreis-Weilheim-Schongau.

„Mittlerweile sind wir schon in der dritten Woche im Einsatz“, erklärt Landsbergs Kreisbrandrat Johann Koller auf Anfrage. Was die permanente Belastung der Feuerwehrleute anbelangt, gibt sich Koller (noch) gelassen. Zwar zündet der Brandstifter Stadel im gleichen Gebiet an, „im Einsatz sind aber fast immer andere Feuerwehren.“

Ist es ein Feuerwehrmann? Die Möglichkeit besteht immer, aber Gründe sprechen dagegen

Genau das ist auch ein Grund für Koller, den Brandstifter nicht in den eigenen Reihen zu vermuten. „Sicher könnte es auch ein Feuerwehrmann sein, die Möglichkeit besteht immer.“ Aber: „Dieser eine hätte durch die wechselnden Einsätze der Wehren nie selbst bei allen Bränden beim Löschen mit vor Ort sein können.“

Besonders die Feuerwehr Reichling war in den vergangenen Tagen gefordert. Gleich vier Mal musste sie zu Stadelbränden ausrücken. Die Stimmung? „Jeder von unseren Männern hat eine richtige Wut auf den Brandstifter“, räumt Johann Koller ein. Und auch die Angst geht um. „Viele Feuerwehrleute haben selber einen Stadel.“

Doch so mancher Landwirt und Stadelbesitzer hat sich längst gewappnet im Kampf gegen das Böse. „Viele haben schon Bewegungsmelder und Wildkameras an den Stadeln installiert“, weiß Koller. Ob das den Täter abhalten kann? Zumindest hatte der Feuerteufel bislang Glück, dass er noch nicht geschnappt worden ist.

Einen Grund hierin vermutet Johann Koller auch in der Auswahl der Örtlichkeiten. „Bis jetzt haben immer Stadel an gut befahrbaren Straßen gebrannt. Da kann man gut hin- und wegfahren, ohne dass man stecken bleibt mit dem Auto oder Spuren hinterlässt.“ Die Spuren-Suche indes und die Suche nach dem Feuerteufel geht weiter.

Brandserie im Lechrain und Landkreis Weilheim-Schongau

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