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Hochland: Glyphosat ab Januar verboten

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Von: Jörg von Rohland

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Sattgrüne Wiesen, frei von Herbiziden und mit glücklichen Kühen wünschen sich die Verbraucher. Die Firma Hochland hat für ihr Werk in Schongau mit den Milchlieferanten entsprechendes vereinbart. © Von Rohland

Die Menge des im Landkreis ausgebrachten Unkrautvernichters Glyphosat dürfte im kommenden Jahr deutlich abnehmen. Grund ist eine Verzichts-Vereinbarung der Milcherzeuger mit dem Käsehersteller Hochland in Schongau, die am 1. Januar in Kraft tritt. Glücklich sind aber nicht alle Landwirte.

Weilheim-Schongau – „Ich bin absolut nicht begeistert“, sagt BBV-Kreisobmann Wolfgang Scholz mit Blick auf das Glyphosatverbot, an das auch er sich ab dem 1. Januar 2019 schweren Herzens halten wird. „Der Sachsenrieder Landwirt zählt zu den 900 Milchlieferanten des Werks in Schongau, in dem Hochland sein Qualitätsprogramm umsetzt. Schon bei der Umstellung auf eine Käseproduktion ohne Gentechnik verwies das Werk auf seine Vorreiterrolle. Ab 2019 kommt nun der Komplettverzicht auf Totalherbizide auf Acker- und Grünlandflächen hinzu, zu denen das stark umstrittene Glyphosat zählt.

„Hochland und seine Milchlieferanten gehen mit dem ausdrücklichen Verzicht auf die Wünsche der Verbraucher ein. Denn diese stehen der Verwendung von Totalherbiziden zunehmend kritisch gegenüber“, heißt es. Bekanntlich sind in den USA mittlerweile tausende Klagen anhängig, weil Glyphosat im Verdacht steht, Krebs zu erregen. Im August hatte eine Geschworenjury einem an Krebs erkrankten ehemaligen Platzwart satte 251 Millionen Euro Schadenersatz zugesprochen.

BBV-Kreischef Wolfgang Scholz verzichtet ab Januar ebenso auf Glyphosat wie die übrigen rund 450 Milchbauern im Landkreis, bei denen Hochland täglich seine Milch abholen lässt. „Ich muss es wohl oder übel“, sagt der Obmann, der insgesamt 1500 Landwirte vertritt. Auch im Kreistag kämpft der CSU-Politiker für ihre Interessen. Als dort im Mai dieses Jahres über das Glyphosat-Verbot auf Landkreis-Flächen abgestimmt worden war, zählte er zu den wenigen Gegnern des Antrags von Bündnis 90/Die Grünen.

Scholz spricht mit Blick auf Glyphosat von einer „bei weitem nicht so giftigen Salzlösung“. Ungefähr drei Liter pro Jahr habe er „in der Einzelbekämpfung“ verwendet, berichtet er. An den Kragen ging es dabei zum Beispiel dem Ampfer, der sich ausbreitet und den Milchbauern keinerlei Nutzen bringt. „Die Kuh frisst ihn nicht“, sagt der BBV-Chef, der dem Landkreis vorwirft, mit dem Glyphosatverbot die Ausbreitung des gefürchteten Jakobskreuzkrauts zu begünstigen. Die vor allem an Wegrändern und Böschungen wachsende Pflanze ist bekanntlich giftig und stellt für Weidetiere eine Gefahr dar. Obendrein verweist Scholz auf die Felder, die heutzutage „aus Umweltgründen“ auch über den Winter begrünt werden. Bleibt die klirrende Kälte aus, sterben die Pflanzen nicht ab. Die müssen die Bauern dann mit Glyphosat vernichten, um die Flächen im Frühjahr neu bestellen zu können. „Dafür gibt keinen adäquaten Ersatz“, klagt der Sachsenrieder.

Der Rotter Bio-Bauer und BDM-Vorsitzende im Nachbarlandkreis Landsberg, Hermann Dempfle, zählt derweil zu den absoluten Glyphosat-Gegnern: „Das nimmt man einfach nicht her, und gut ist es“, meint der Rotter. Wenn es in einem Gutachten heiße, das Mittel „könnte“ Krebs erregen, sei für ihn das ausschlaggebend genug, sagt der Bio-Landwirt auch mit Blick auf seine Mutter, die an Krebs erkrankt war. In seinem BDM-Kreisverband seien rund 100 Mitgliedsbetriebe, Dempfle weiß von keinem, der Glyphosat verwende. „Im Gründlandbereich braucht man es eh nicht“, meint er.

Die Firma Hochland versüßt ihren 900 Milchlieferanten – rund die Hälfte von ihnen kommt aus dem Landkreis – die Teilnahme an dem gen- und herbizidfreien Programm mit einem Cent Aufschlag pro Kilogramm gelieferter Milch. Im Oktober sind es laut Unternehmenssprecherin Petra Berners so 37 Cent. Die täglich 500.000 bis 600.000 Kilogramm Milch werden bei den Landwirten abgeholt und im Schongauer Werk verarbeitet.

Ob die Bauern dann im kommenden Jahr tatsächlich komplett auf Totalherbizide wie Glyphosat verzichten, wird Hochland allerdings nicht kontrollieren. „Wir haben eine Vereinbarung geschlossen und gehen davon aus, dass sie das einhalten“, sagt Sprecherin Berners.

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