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Gerüchte-Aus: Geburtshilfe bleibt, wo sie ist

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Von: Barbara Schlotterer-Fuchs

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Silvesterbaby im Schongauer Krankenhaus
Silvesterbaby statt Neujahrsbaby: Die kleine Sophia hat am letzten Tag des Jahres 2022 im Schongauer Krankenhaus das Licht der Welt erblickt. © Hans-Helmut Herold

Die Geburtenzahlen am Schongauer Krankenhaus sind nach 2021 mit einem pandemiebedingten Babyboom-Jahr deutlich zurückgegangen: 522 Frauen haben 2022 im Landkreis entbunden. Seitens der Krankenhaus GmbH betont man: An der Geburtshilfe in Schongau will man definitiv festhalten.

Landkreis – Fast 100 Babys weniger als im Vorjahr haben 2022 im Kreißsaal in Schongau das Licht der Welt erblickt: 522 Frauen haben in diesem Jahr im Landkreis entbunden. 621 waren es nach einer pandemiebedingten Kuschelwelle im Jahr 2021 gewesen. Aber auch 2020 waren es trotz einmonatiger Corona-Schließung der Geburtenstation mit 548 mehr als in diesem Jahr. 2019 waren es 571. Berücksichtigt man die Zahlen, die das Statistische Bundesamt Anfang Dezember veröffentlicht hat, liegt die Geburtshilfe Schongau damit noch deutlich hinter den acht Prozent weniger Babys, die in diesem Jahr in Deutschland geboren wurden.

Diskussion um Zentralkrankenhaus verunsichert Schwangere

Woran liegt’s? Wir fragen nach beim zehnköpfigen Hebammen-Team der Geburtshilfe Schongau. Hebamme Nadine Lachmann spricht auch für ihre Kolleginnen, wenn sie erklärt, dass die Diskussion um ein Zentralkrankenhaus und das Bürgerbegehren für den Erhalt des Standorts Schongau der Geburtshilfe nicht gerade dienlich gewesen wären. „Die Leute waren richtig verunsichert.“ Immer wieder habe das Telefon im Kreißsaal geklingelt. Am anderen Ende Schwangere, „die gefragt haben, ob es überhaupt Sinn macht, sich bei uns zur Geburt vorzustellen, wo wir doch eh zugemacht werden“.

Viele hätten erst nach der Geburt erfahren, dass am Krankenhaus Schongau von der Entbindung über die Versorgung von Neugeborenem und Mutter bis hin zur Entlassung nach Hause weiterhin alles läuft wie bisher.

Gerüchteküche brodelt

Auch in den Frauenarzt-Praxen, in denen die Schongauer Hebammen Schwangere Patientinnen betreuen, gab es immer wieder skeptische Nachfragen. Die Gerüchteküche: Sie brodelt. Lachmann spricht von einer ständigen Unsicherheit auch im Hebammen-Team, von einem andauernden unguten Bauch-Gefühl. Plant die Krankenhaus GmbH eine Verlegung der Geburtshilfe an den Standort Weilheim? Auch hier ist offenbar so manche Information oder Fehlinformation durchgesickert. Wer weiß das schon?

Einer der es wissen sollte, sitzt bei dem Gespräch mit der Hebammen-Vertreterin mit am Tisch: Claus Rauschmeier, stellvertretender Geschäftsführer der Krankenhaus GmbH. „Wir planen alles so, dass die Geburtshilfe im Landkreis bestehen bleiben kann.“ Im Landkreis? Wäre es – rein hypothetisch –der einzige Weg, „dass die Geburtshilfe nur in Wildsteig überleben kann, dann gehen wir damit nach Wildsteig“. Will heißen: Die Geburtshilfe ist der Krankenhaus GmbH offenbar ein solch wichtiges Anliegen, dass sie an ihr festhalten will. Egal wo.

„Weilheim ist definitiv keine Lösung“

Mit den Gerüchten, was eine Verlegung nach Weilheim anbelangt, macht Rauschmeier Schluss. „Weilheim ist definitiv keine Lösung.“ Unter anderem auch, weil es vor allem bei der ärztlichen Versorgung in der Geburtshilfe an einem Standort Weilheim eher wenig rosig aussehen würde. In Schongau ist die ärztliche Versorgung derzeit gewährleistet. Hinzu kommt: Der Standort Weilheim platzt bereits jetzt mit der Akutversorgung der Patienten aus allen Nähten.

„Wieso sollte ich jetzt alles intern umbauen, wenn ich weiß, das Auto fährt sofort an die Wand? Es wäre ein Nonsens, jetzt nach Weilheim zu ziehen, der sichere Tod der Geburtshilfe.“ Rauschmeier macht allerdings auch klar: „Wenn wir in fünf Jahren sagen, die Geburtshilfe hat nur in Weilheim eine Chance, dann sieht es anders aus.“

Kommt das ZK, wird Geburtshilfe integriert

Und es lässt sich nicht vermeiden: Auch in diesem Gespräch kommt das Thema Zentralklinikum auf den Tisch. Sollte es im Landkreis ein Zentralklinikum geben, dann würde freilich auch die Geburtshilfe hier integriert werden, erklärt Rauschmeier.

Angesichts der klammen Kasse bei der Krankenhaus GmbH hätte die Million Euro, die es vom Freistaat hätte geben können, gut getan. Doch: Was das Förderprogramm für Geburtshilfe in Bayern anbelangt, so sei man mit den Geburtenzahlen „weit weg von der rettenden Insel“. Zur Erinnerung: Werden die Hälfte aller Neugeborenen aus dem Landkreis in einer kreiseigenen Klinik geboren, gibt es Fördermittel in Höhe von einer Million Euro. Die Geburtshilfe bleibt also ein Draufzahlgeschäft für den Kreis. „Das ist ein Fakt.“

Tolles Hebammen- und Pflege-Team

Fakt sei laut Rauschmeier allerdings auch, „dass egal wen ich anspreche, die Leute wahnsinnig zufrieden sind mit der Geburtshilfe in Schongau“. Er spricht von einem „tollen Hebammen- und Pflege-Team“, die Ausstattung am Standort Schongau sei hervorragend, „eine Erfolgsstory. Deshalb schauen wir nicht nur auf die Ökonomie, sondern nehmen Geld in die Hand.“ Nur so könne die Geburtshilfe weiter gedacht werden, „sonst stirbt sie uns weg. Wir hängen an der Geburtshilfe. Und wir werden kämpfen dafür.“

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