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„Entweder jetzt oder nicht mehr“: Pfarrer Jost Herrmann kehrt Schongau nach fünf Jahren den Rücken

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Von: Elke Robert

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Pfarrer Jost Herrmann in der evangelischen Kirche, die in seiner Amtszeit saniert worden ist.
Pfarrer Jost Herrmann in der evangelischen Kirche, die in seiner Amtszeit saniert worden ist. © Hans-Helmut Herold

Für die Mitglieder der evangelischen Kirche in Schongau wird es ein Schock sein: Pfarrer Jost Herrmann verlässt nach fünf Jahren Schongau. Der sympathische wie leidenschaftliche Kämpfer für Gerechtigkeit und eine vernünftige Asylpolitik wird im Herbst die Stelle des Pfarramtsführers in Kaufbeuren antreten.

Schongau – Sachlich und nüchtern meldete sich Jost Herrmann in der Redaktion: „Ich werde mich im Herbst einer neuen Herausforderung stellen und die Pfarrstelle des Pfarramtsführers in Kaufbeuren antreten.“ Der 58-Jährige war nach seiner Bewerbung in der vergangenen Woche von der Landeskirche beim Kirchenvorstand vorgestellt worden. „Ich hatte gar nicht damit gerechnet, dass ich sofort genommen werde. Es gibt Kollegen, die sich neun Mal beworben haben“, berichtet Herrmann. Und freut sich auf den neuen Bereich: „Es ist eine große Aufgabe und zeugt von einem großen Vertrauensbeweis des Kemptener Dekans Dittmar und des Regionalbischofs Axel Piper.“

In der Regel bleibe man fünf bis zwölf Jahre in einer Gemeinde. „Mir war aber klar, dass ich nicht bis zum Ruhestand bleiben will“, so Herrmann. „Ich werde bald 59 Jahre alt, es war also auch eine zeitliche Entscheidung: Entweder jetzt oder nicht mehr.“ Mit Schongau selbst habe das nichts zu tun, „im Gegenteil“, betont Herrmann. „Hier lief vieles gut, ich habe auch wenig Gegenwind bekommen und im Landkreis viel gemacht.“

Nach 16 Jahren im Landkreis Weilheim-Schongau, davon neun Jahre in Weilheim, sei es Zeit, mit seiner Frau Annette noch einmal eine Station weiterzuziehen. „Wir sind beide immer gerne unterwegs, wären auch gerne ins Ausland gegangen“, so Herrmann. Man habe sich dagegen entschieden. „Kaufbeuren ist nun nicht Harare, aber es ist trotzdem eine schöne Herausforderung.“

Viele Kilometer sind es tatsächlich nicht bis Kaufbeuren. Örtlich würden die beiden Gemeinden aneinandergrenzen, und doch scheinen wegen anderem Regierungsbezirk und Kirchenkreis Welten zwischen Schongau und Kaufbeuren zu liegen, beschreibt es Herrmann. „Kaufbeuren ist die Muttergemeinde Schongaus und eine der wenigen Orte südlich von München, in denen seit der Reformation Evangelische wohnen.“

Jost Herrmann wird in Schongau eine Lücke hinterlassen. Ganz gleich, ob es um eine Familie geht, deren Ausweisung droht, Flüchtlinge, die Informationen und Hilfeleistungen benötigen, oder eine Spendenaktion für Menschen in Not, Herrmann sucht und findet für alles einen gangbaren Weg. Gerade während der Corona-Zeit hatte er in Schongau gemeinsam mit Pfarrerin Julia Steller ein Gemeindeleben aufrecht erhalten, das trotz der Distanz Nähe schaffte – online und modern. In seine Amtszeit fällt auch die Sanierung der Kirche, der Umbau des Gemeindehauses und die Erneuerung der Orgel – mit immer wieder ungewöhnlichen Aktionen, um Spenden zu generieren. Zwei Jahre war der gebürtige Freisinger auch hauptamtlicher Asylkoordinators im Oberland, ist heute Vorsitzender des 2017 gegründeten Fördervereins „Asyl im Oberland“.

Die Pfarrstelle tritt Herrmann im Herbst an, ein Termin steht noch nicht fest.

Eine neue Herausforderung

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