Krankenhaus Schongau: Droht das komplette Aus? —Kreistag plant Sondersitzung

Die Stilllegung der Geburtenstation verstärkt die Sorgen um die Zukunft des Schongauer Krankenhauses. Nicht von ungefähr: Der Kreistag plant eine Sondersitzung zum Thema Krankenhaus GmbH.
Landkreis – Die Nachrichten, die man aus dem Schongauer Krankenhaus hört, sind besorgniserregend. Von offizieller Stelle heißt es lediglich, man stehe vor „Herausforderungen“, doch tatsächlich ist die Lage wohl sehr ernst. Nach dem Bürgerentscheid im Dezember hat ein Exodus bei den Fachärzten eingesetzt – darunter auch langjährige und überregional bekannte Ärzte wie der ehemalige Chefarzt der Geriatrischen Reha, Dr. Hans-Christian Sänger, der mittlerweile in Füssen tätig ist.
Den Ärzten fehlt im Schongauer Krankenhaus die Perspektive
Den Ärzten in Schongau fehlt die Perspektive. Mit der Aussicht darauf, in einigen Jahren in einem neuen, modernen Zentralkrankenhaus zu arbeiten, habe man die Leute noch bei der Stange halten können. Aber diese Perspektive ist mit dem Bürgerentscheid weggebrochen.
Ärzte werden im gesamten Oberland händeringend gesucht, wer sich nach Alternativen umschaut, findet in der Regel sofort etwas. Allerdings nicht immer in direkter Nähe zum bisherigen Wohnort und Arbeitsplatz. Deswegen orientieren sich etliche Ärztinnen und Ärzte bereits jetzt neu und wollen nicht abwarten, bis über die Zukunft des Schongauer Krankenhauses entschieden ist.
Das wiederum sorgt dafür, dass ein Überleben des Hauses immer schwieriger wird. Nach Informationen der Heimatzeitung gehen mittlerweile fast wöchentlich Kündigungen von Ärzten ein. Dadurch werden Lücken gerissen, die kaum noch zu schließen sind. Was wiederum dafür sorgt, dass nicht ausgeschlossen werden kann, dass nach der Geburtenstation weitere Abteilungen des Schongauer Krankenhauses nicht mehr vollumfänglich arbeiten können. Unter anderem wird dabei die Unfallchirurgie genannt, die aufgrund des Ärztemangels eventuell in absehbarer Zeit nicht mehr an sieben Tagen pro Woche rund um die Uhr besetzt werden kann.
Dazu kommt auch noch die prekäre Finanzlage der Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH und des Landkreises. Mittlerweile wird im Kreistag ganz offen darüber gesprochen, dass von den zwölf Millionen Euro Minus, die die Krankenhaus GmbH heuer machen soll, rund 8,3 Millionen Euro auf den Standort Schongau entfallen werden. Weilheim arbeitet auch nicht kostendeckend, die Verluste liegen dort aber nur bei rund 3,7 Millionen Euro. Das liegt auch daran, dass in Weilheim zahlreiche deutlich profitablere Behandlungen stattfinden können als in Schongau.
(Die Heimatzeitungen im Landkreis Weilheim-Schongau sind unter „merkur_wm_sog“ auf Instagram vertreten.)
Im Kreistag soll es eine Sondersitzung zur Krankenhaus GmbH geben
Dem Kreistag reißt angesichts der Lage langsam, aber sicher der Geduldsfaden. Heuer sind dem Gremium durch den Bürgerentscheid, der besagt, dass ein Jahr lang beide Standorte erhalten bleiben müssen, die Hände gebunden. Gleichwohl will man nicht länger abwarten, sondern aktiv über die Zukunft beraten. Zwei Stunden lang wurde im nichtöffentlichen Teil des Kreistags am vergangenen Freitag über das Thema gestritten. Dabei sollen auch die Chefärzte Tacheles geredet haben. Sie forderten eine zügige Entscheidung über die Zukunft der GmbH, damit der Exodus der Mitarbeiter gestoppt werden kann.
Deswegen beschloss das Gremium nach Informationen der Heimatzeitung, bereits in den nächsten Monaten eine Sondersitzung zur Krankenhaus-Zukunft anzuberaumen. Man könne nicht mehr darauf warten, dass zwischen Bund und Ländern ein Kompromiss bei der Gesundheitsreform erzielt wird, hieß es dazu. Denn das könne noch Jahre dauern. Und so lange könne man das stetig wachsende Minus der Krankenhaus GmbH nicht mehr ausgleichen – die Zuschüsse der vergangenen Jahre haben den Kreishaushalt ausgezehrt, es gibt keine finanziellen Spielräume mehr.
Die Berichterstattung über die Debatte im öffentlichen Teil der Kreistagssitzung zum Krankenhaus finden Sie hier. Auch die Ergebnisse der Clinotel-Studie über die Standorte eines möglichen Zentralkrankenhauses, haben wir verlinkt. Die war monatelang unter Verschluss und wurde jetzt im Kreistag vorgestellt. Ergebnis: Peißenberg wäre der ideale Standort für ein Zentralkrankenhaus, Schongau von allen vier Standorten der schlechteste.
Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s auch in unserem regelmäßigen Schongau-Newsletter. Und in unserem Weilheim-Penzberg-Newsletter.