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Schließt sich der Landkreis Weilheim-Schongau dem MVV an? „Großer Aufschlag“ für Beitritt

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Von: Katrin Kleinschmidt

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Auch mit den Städten, die einen eigenen Stadtbus betreiben wie Schongau, will Veronika Schellhorn, die Mobiliätsmanagerin beim Landkreis, im Zuge der MVV-Debatte reden.
Auch mit den Städten, die einen eigenen Stadtbus betreiben wie Schongau, will Veronika Schellhorn, die Mobiliätsmanagerin beim Landkreis, im Zuge der MVV-Debatte reden. © Elena Siegl

Profitiert der Landkreis von einem Beitritt in den Münchner Verkehrs- und Tarifverbund? Oder ist der Schritt unnötig? Der Kreistag debattierte - kommendes Jahr soll eine Entscheidung fallen.

Landkreis – Es ist schon mehr als drei Jahre her, dass das Thema auf den Tisch kam. Im Herbst 2019 entschied der Kreistag, dass der Öffentliche Nahverkehr des Landkreises in einen Tarifverbund integriert werden soll. Naheliegend war da der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund, kurz MVV. Insgesamt neun Landkreise sowie die kreisfreien Städte Rosenheim und Landshut stimmten damals zu, sich an einer Machbarkeitsstudie zu beteiligen, die die Grundlage für die Entscheidung liefern soll. Nun stand das Thema im Kreistag wieder auf der Tagesordnung – zu entscheiden gab’s nichts. Stattdessen präsentierten Veronika Schellhorn, Referentin für Klimaschutz und Mobilität im Landratsamt, und Günter Menzl, Koordinator für die MVV-Landkreise, den aktuellen Stand – und die weiteren Planungen.

Daten aus der angestoßenen Studie konnte Schellhorn dem Gremium, das diesmal im Gasthof „Zur Post“ in Peißenberg tagte, noch nicht vorlegen. Den von Dezember 2020 bis Dezember 2021 geplanten Fahrgastzählungen „hat Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht“, sagte sie. Zu dieser Zeit Daten zu erheben, hätte keine Aussagekraft gehabt – daher laufen die Zählungen jetzt. Ziel sei es, dass 2023 die Entscheidung falle, ob sich Weilheim-Schongau dem Tarifverband anschließe. Ein Beitritt sei ab 2025 denkbar.

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MVV-Beitritt: Diese Kosten dürften auf den Landkreis Weilheim-Schongau zukommen

Für den warb Menzl. Ein gemeinsamer Tarif führe dazu, dass Einnahmen fairer verteilt würden. Wie aber der Verkehr im Landkreis aussehe – welche Busse beispielsweise fahren –, das könnten die Verantwortlichen vor Ort auch künftig selbst entscheiden. „Niemand will irgendwas hier draußen mitbestimmen“, versicherte Menzl.

Doch zur Kasse gebeten würde der Landkreis schon. Schellhorn legte eine „Grobkostenanalyse“ vor. „Es ist der Fluch der ersten Zahl“, sagte sie – denn mehr als eine vorsichtige Schätzung seien die Zahlen nicht. Demnach fielen für den Landkreis für die Umrüstung und Vorbereitung des Beitritts im Jahr 2023 voraussichtlich 30 000 bis 50 000 Euro an, 2024 dann 400 000 bis 450 000 Euro. Die jährlichen Kosten ab 2025 betrügen dann etwa 800 000 bis eine Million Euro.

Voraussetzung für den Beitritt des Landkreises sei, dass der Freistaat einen Teil der Kosten übernimmt. So wurde 2019 ein Zuschuss von 85 Prozent für die Beitrittsstudie angekündigt. Ergibt diese, dass sich die Erweiterung des Verbunds lohnt, winken weitere Fördermittel.

Tarifverbund nach Einführung des 49-Euro-Tickets überhaupt noch nötig?

Stefan Emeis (Grüne) fehlte bei Menzls und Schellhorns Ausführungen ein aktueller Punkt: Er wollte wissen, ob der Tarifverbund nach Einführung des 49-Euro-Tickets überhaupt noch nötig sei. „Damit ist für die Pendler doch alles erledigt“, befand Emeis. Menzl hörte diese Aussage nicht zum ersten Mal. „Das Gegenteil ist der Fall“, erwiderte er. „Wenn es für die Kunden einfacher wird, wird es im Hintergrund komplizierter.“ Denn ein Fahrgast könne sein Ticket überall kaufen. „Aber die Gelder, die hier verfahren werden, die wollen Sie ja auch hier haben“, erläuterte Menzl. Eine faire Einnahmenverteilung sei „ohne Verbünde nicht zu machen“. Armin Jabs (BFP) sprang Menzl zur Seite: „Wir können doch nicht sagen, das 49-Euro-Ticket heilt alles“, es gebe auch Einzelfahrten.

Doch nicht nur beim Tarifsystem, auch bei der Zukunft des ÖPNV sei es sinnvoll, gemeinsam zu gestalten, befand Manuel Neulinger (Grüne). „Wir kommen nicht voran, wenn wir in unserer Gebietskörperschaft unser Süppchen alleine weiterkochen“, sagte er. „Ich glaube, es führt kein Weg dran vorbei, dass wir die Verbundsysteme weiter ausbauen.“

Das bestätigte auch Schellhorn. Es müssten Synergien geschaffen werden. Ausschreibungen, Rechtsberatung, neue Verbindungen schaffen: Das alles seien Kostentreiber – gemeinsam mit dem MVV könnte da womöglich gespart werden. Menzl betonte zudem, dass Tarifbildung und Vertrieb ebenfalls gemeinsam bewältigt würden – das spare Personal ein, weil nicht jeder Landkreis eigene Verantwortliche braucht.

Rüdiger Imgart (AfD) überzeugte das nicht. Mit mehr Bürokratie sei es bisher selten günstiger gewesen. „Ich glaube nicht, dass der MVV unsere Probleme löst. Die bleiben hier.“ Schellhorn hingegen prophezeit, „dass man auf eine Positiv-Rechnung für den MVV“ kommt. Sie kündigte an, nun auf die Städte mit eigenen Buslinien zugehen zu wollen. „Das heute war der große Aufschlag.“

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