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Nach Corona fordert Heimleiter Ende der FFP2-Maskenpflicht: „Das macht Mitarbeiter krank“

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Von: Elke Robert

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Servieren im Schongauer Heiliggeist-Spital das Mittagessen: die beiden Pfleger (von links) Sharif Abdikarim und Mark Janzik.
Servieren im Schongauer Heiliggeist-Spital das Mittagessen: die beiden Pfleger (von links) Sharif Abdikarim und Mark Janzik - immer mit FFP2-Maske. © Hans-Helmut Herold

Ein Ende der Maskenpflicht für Pflegekräfte fordert Christian Osterried, Leiter es Heiliggeist-Spitals Schongau. Die Gefährdung, sich mit Corona anzustecken, sei für Heimbewohner nicht größer als für alle Bürger. Weil man für den Zutritt außerdem weiter einen Test braucht, bleiben Besucher aus.

Schongau – Fast alle Corona-Regelungen sind seit gestern aus dem Alltag verschwunden, selbst im Fernverkehr muss man mit dem heutigen Tag keine FFP2-Masken mehr tragen. Beim Arzt, in Apotheken und im Altenheim dagegen schon. Im Schongauer Heiliggeist-Spital in der Altstadt tragen zwar die meisten Bewohner schon länger keine Maske mehr, Besucher, Pflegekräfte und Mitarbeiter sind aber nach wie vor dazu verpflichtet.

Heimleiter Christian Osterried fordert Lockerung der Maskenpflicht auch für die Mitarbeiter

Geht es nach Christian Osterried, dem Leiter des Heiliggeist-Spitals, muss es auch da sofort eine Lockerung geben – „das ist mit dem Gesundheitsschutz nicht mehr vereinbar“, klagt er. Die bundesweiten Corona-Schutzmaßnahmen gelten noch bis zum 7. April. „Das kann ich den Mitarbeitern nicht mehr zumuten, das macht krank“, ist Osterried überzeugt.

Während der Pandemie sei es um den Schutz der Bewohner gegangen, das habe man durchgestanden. „Aber jetzt sehe ich unsere Bewohner auch nicht mehr gefährdet als uns alle“, so die Einschätzung des Heimleiters. Er hat auch andere Gesetze im Blick: „Das permanente Tragen einer FFP2-Maske ist mit dem Arbeitsschutz nicht gedeckt.“ Eigentlich müsse er den Mitarbeitern, die beim Arbeiten diese Maske tragen, alle zwei Stunden eine Pause ermöglichen. Dies sei aber im Arbeitsalltag einfach nicht möglich. „Ich sehe die Pflegekräfte absolut benachteiligt und vergessen. Die Normalität ist bei uns einfach noch nicht angekommen.“

Auch die Bewohner sind betroffen, denn noch immer gilt eine Testpflicht für Besucher

Christian Osterried, Leiter Heiliggeist-Spital Schongau
Christian Osterried, Leiter Heiliggeist-Spital: „Keiner sieht, was geleistet wird © Hans-Helmut Herold

Auch die Schongauer Bewohner seien weiter stark betroffen, aber von einer ganz anderen Corona-Regelung. Während landauf landab die Testmöglichkeiten zurückgefahren wurden, sei beim Besuch im Altenheim nach wie vor ein offizieller negativer Corona-Test notwendig, und zwar einer, der weniger als 24 Stunden alt ist. Sicherlich gebe es auch die Möglichkeit, Besucher beim Einlass ins Heim mit einem Schnelltest zu versorgen. Diese Variante wiederum sei vom Schongauer Personal nicht zu leisten.

Test-Regelung sei veraltet - und es gibt nur noch wenig Teststationen für Schnelltests

So wie Osterried es einschätzt, kommen wegen dieser veralteten Test-Regelung weit weniger Gäste ins Haus: „Die Besucher bleiben aus“, schlägt Osterried Alarm. Der Heimleiter kann auch hier nicht nachvollziehen, warum sich nichts tut. Denn zwischen dem 23. Dezember und dem 9. Januar hatte es bereits Lockerungen gegeben, auch ein Selbsttest der Besucher vom gleichen Tag wurde akzeptiert. Das sei dann aber wieder zurückgenommen worden.

Rainer Schlosser, Leiter Bürgerheim Weilheim
Rainer Schlosser, Leiter des Bürgerheims: „Auf normale Maske umsteigen“ © EMANUEL GRONAU

Auch der Leiter des Weilheimer Bürgerheims, Rainer Schlosser, findet, dass eine medizinische Maske reicht

Rainer Schlosser, Leiter des Weilheimer Bürgerheims, sieht es ganz ähnlich wie sein Schongauer Kollege: „Es wäre eine wesentliche Erleichterung, wenn wir auf eine normale medizinische Maske umsteigen könnten, damit wäre uns sehr geholfen.“ Er hofft darauf, dass die vom Bayerischen Gesundheitsminister Klaus Holetschek geforderte Aufhebung kommt. Ob durch die bestehende Test-Regelung tatsächlich weniger Besucher kämen, könne er nicht belegen, es sich aber vorstellen. „Ich würde es begrüßen, wenn wir darauf verzichten könnten – wir warten alle sehnsüchtig auf den 7. April, dass nach drei Jahren wieder normale Umstände einkehren für alle, auch für die Bewohner.“

Der Penzberger AWO-Seniorenheim-Leiter hat ganz andere Sorgen: „Das Tagesgeschäft frisst einen auf“

Christian Schulz, der in Penzberg das AWO-Seniorenheim leitet, sieht die Maskenpflicht nicht als das dringendste Problem an, da lasse man die Kirche im Dorf. „Wir halten uns an das, was das Gesetz vorgibt.“ Stattdessen gebe es ganz andere Dinge, die geändert werden müssten, vieles liege im Argen. „Das Tagesgeschäft frisst einen auf“, kritisiert Schulz und nennt auch gleich ein Beispiel: Derzeit dauere es Monate, bis Fachkräfte nach absolvierter Prüfung die für ihre Anerkennung notwendige Urkunde ausgehändigt bekommen. Bis dahin dürften sie auch nicht als Fachkraft eingeplant werden.

Die Klage des Schongauer Heimleiters blieb im Stiftungsrat nicht ungehört. SPD-Stadtrat Stefan Konrad wollte wissen, wie genau die Reaktion Harald Kühns ausgefallen sei. Osterried hatte sich nämlich jüngst mit der Thematik an den CSU-Landtagsabgeordneten gewandt. Er habe Antwort erhalten, berichtete Osterried, aber mehr sei auch nicht passiert. „Er hat in dem Brief Verständnis gezeigt, aber dass man etwas ändern will, habe ich so nicht herausgelesen.“

Das Heiliggeist-Spital hat sich neu aufgestellt und einige Bewohnerzimmer umgebaut. Nun wird Betreutes Wohnen angeboten.

Dringend bräuchte es eine Lösung für die Kirche St. Anna, die zum Heiliggeist-Spital gehört. Die Sanierungsarbeiten kosten so viel Geld, dass die Stiftung dies nicht leisten kann. Finanziell tragen muss eine Sanierung letztlich die Stadt Schongau. Sogar über eine Entweihung ist schon nachgedacht worden.

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