Erster Inklusionsbetrieb im Landkreis Starnberg auf Gut Biberkor

Der erste Inklusionsbetrieb im Landkreis Starnberg entsteht auf Gut Biberkor. Der Montessori-Verein will den Küchenbetrieb auslagern und dort insgesamt drei Vollzeitstellen für Menschen mit Behinderungen schaffen.
Biberkor – Ein Inklusionsbetrieb ist eine Firma, in der die Mitarbeiter mit Behinderung ebenso gefordert sind wie Kollegen ohne Behinderung. Anfangs gibt es eine staatliche Förderung, doch nach spätestens fünf Jahren muss sich der Betrieb bewähren – und mit ihm seine Mitarbeiter. Ein solch ambitioniertes Projekt plant der Montessori-Verein auf Gut Biberkor für seine Küche und schafft damit den ersten Inklusionsbetrieb im Landkreis Starnberg.
Aktuell arbeiten fünf Mitarbeiter in der Gut-Biberkor-Küche. Von Montag bis Freitag bereiten sie Mittagessen für die Schüler, die Lehrer und andere Mitarbeiter zu. Das sind nach Auskunft von Montessori-Geschäftsführer Christoph Borchardt rund 700 Essen am Tag. „Am Wochenende gibt es in der Montessori-Akademie Mittagessen“, sagt Borchardt – die Küche ist also durchaus ausgelastet.
Nun ist geplant, das Küchenpersonal ab Januar, spätestens zum April, um drei Vollzeitstellen für Menschen mit Behinderung aufzustocken. „Geplant ist voraussichtlich, sechs halbe Stellen zu besetzen“, berichtet der Geschäftsführer. Die Arbeit werde für die neuen Mitarbeiter mit Sicherheit nicht einfach, denn sie müssten mit dem Produktionsdruck zurecht kommen. Weiterhin soll das Mittagessen für die Schule in der Küche gekocht werden, dazu soll Catering angeboten werden.
Denn das sei der entscheidende Unterschied zwischen einer Werkstatt und einem Inklusionsbetrieb, erklärt Dr. Regine Kiefer. „Dort ist die Arbeit druckfrei, im Inklusionsbetrieb nicht.“ Kiefer ist Juristin und dem Montessori-Verein sehr verbunden: Ihre beiden Töchter sind in Biberkor zur Schule gegangen. Jetzt hilft sie bei der Einrichtung des Inklusionsbetriebs. „In dem Betrieb dürfen nicht mehr Menschen mit als ohne Behinderung arbeiten“, nennt sie eines der Merkmale. „Und die Menschen mit Behinderung werden ganz regulär bezahlt.“
„Die Mitarbeiter müssen einen echten Wertbeitrag liefern.“
In den ersten fünf Jahren seines Bestehens erhalte ein Inklusionsbetrieb Zuschüsse zum Lohn, sagt Regine Kiefer. Das Geld stamme aus dem Abgabenausgleich, in den größere Firmen einzahlen müssen, wenn sie keine oder nicht ausreichend viele Menschen mit Behinderung beschäftigten. Eventuell nötige Umbauten für die behinderten Mitarbeiter werden mit einem Investitionszuschuss seitens des Freistaats gefördert. Nach den fünf Jahren müsse sich der Betrieb ganz normal am Markt behaupten. „Die Mitarbeiter müssen einen echten Wertbeitrag liefern.“ Die Performance müsse stimmen, auch bei den behinderten Kollegen. Die Voraussetzungen seien gut, weil die Grundauslastung der Firma mit den vielen Schüler- und Lehreressen schon einmal gesichert sei.
Die Juristin rechnet täglich mit dem positiven, vorläufigen Bescheid des zuständigen Inklusionsamts in München. „Wir scharren mit den Hufen“, sagt sie. Die rechtlichen Voraussetzungen seien vorbereitet. Die Küche müsse in einen eigenen Betrieb ausgelagert werden. „Sie muss organisatorisch eine eigene Einheit sein“, sagt Kiefer. Das sei Voraussetzung für die Förderung. „Sie wird eine GmbH, die Biberkor zu 100 Prozent gehört“, sagt die Juristin.
Das Schöne an der Küche sei, dass sie mitten im Schulleben auf Gut Biberkor sei. Die Mitarbeiter seien mittendrin, „dort können die Werte weitergelebt werden, die auch im Schulbetrieb gelebt werden“, sagt Kiefer.
Die Agentur für Arbeit sieht ein Engagement wie das auf Gut Biberkor mit Freude. „Für uns und die Region sind diese Art von Betrieben sehr wertvoll“, sagt Arbeitsagentur-Sprecherin Kathrin Grabmaier. „Wir sind dankbar, wenn auch für unsere Kundinnen und Kunden in diesem Segment Arbeitsplätze in der Region angeboten werden.“ Der Zulauf der Beschäftigten ergebe sich durch entsprechende Netzwerke oft automatisch. So wird es auch in Biberkor sein: Geplant ist, den Schulabgängern auch nach dem Abschluss eine Perspektive bieten zu können. Das war immer die Intention von Schulgründer Werner von Kahlden-Gmell.