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Von Indianern und Trappern in Garatshausen

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Ob Albersvilla oder Schloss - die Umgebung in Garatshausen bot viel Platz für Lausbubengeschichten. © Stefan A. Schuhbauer - v. Jena

Garatshausen - Der 79-jährige Garatshauser Dr. Herbert Reich hat seine Lausbubengeschichten aufgeschrieben - erlebt in einem Ort, den er heute Schatz fürs Leben nennt.

Er ist der Ludwig Thoma von Garatshausen und die Garatshausener kennen ihn nur unter seinem Spitznamen Biwi Reich. Im richtigen Leben ist er Dr. Herbert Reich, lebt seit 79 Jahren in dem Ortsteil und sagt: „Wenn man das Glück hat, an solch einem Ort die Kindheit zu verbringen, dann bleibt es ein Schatz fürs Leben.“

Schlossweiher, Skiskanzen, ein Wald mit tiefen Schluchten, ein Baumhaus mit Küche und Balkon, dazu der See, an dessen Ufer das Elternhaus stand, direkt neben der Albers-Villa, auf dessen Grundstück 500 Enten gackerten. Und jede Menge Langeweile, „die sehr fruchtbar war“. Der Senior findet, dass er „die analogen Erfahrungen“ seinen Enkeln überliefern muss, weil doch das wirkliche Leben viel mehr Abenteuer parat hat, als die digitale Realität.

Entstanden ist daraus ein herrlich unverkrampfter Band Lausbubengeschichten, der leider noch nicht gedruckt, sondern nur als gebundene Kopie vorliegt. Aber Grund genug für den örtlichen Kulturverein, das Werk im Spiegelsaal des Schlosses der Öffentlichkeit vorzustellen. So bot sich den vielen Zuhörern ein herrlicher Abend im überfüllten Spiegelsaal des Schlosses.

Das Publikum tauchte in die Nachkriegszeit mit nächtlichen Butterraubzügen und erfolglosen Dynamitsprengungen ein und erlebte mit dem Old Shatterhand von Garatshausen so manches Abenteuer, kochte mit ihm Bisonbrühe und fing statt Bären Enten vom Albersgrundstück. Dafür hatte sich der Bub ein irrwitziges Konstrukt erdacht, eine Unterwassersteinschlagfalle, die tatsächlich funktionierte. Leider „hat es dann an der Zubereitung gehapert“, die Haut war nach der Grillerei am Lagerfeuer total verbrannt, das Fleisch roh.

Die Geschichten zeigen, wie frei die Kinder damals aufgewachsen sind. Sie konnten alleine auf die Roseninsel rudern, versanken bis zum Hals beim Forellenklau in Schlamm des Weihers von Graf Arco und neckten nach Herzenslust die Klosterschwestern, die sie auch ab und an gerne beim Baden beäugten. Helden waren sie, die Träume hatten und diese in die Tat umsetzen wollten. Manchmal ging es halt nur ein paar Stunden gut, bis sie erwischt wurden.

Leider ist der unterhaltsame und auch ortshistorisch lesenswerte Band von Biwi Reich „Als es in Garatshausen noch Indianer und Trapper gab“ noch nicht als Buch erschienen. Wer es lesen will, wendet sich am besten an den Kulturverein unter z (0 81 58) 62 29. Es ist daran gedacht, ein Exemplar der Gemeindebücherei zur Verfügung zu stellen.

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