S-Bahn-Unfall: Baum war angesägt
Starnberg - Eine umgestürzte Fichte hat am Freitagnachmittag den Bahnverkehr zwischen Feldafing und Tutzing (Landkreis Starnberg) stundenlang lahmgelegt. Verletzt wurde niemand, die Polizei vermutet einen Anschlag.
Die Beamten ermitteln jetzt wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr.
Aktuelle Störmeldung der S-Bahn-München
Nach einer aktuellen Störmeldung der S-Bahn München ist die Strecke Starnberg - Tutzing wegen der Ermittlungs- und Reparaturarbeiten voraussichtlich noch bis Freitag 24 Uhr gesperrt. Die S-Bahn Linie S 6 endet und beginnt deshalb in Starnberg. Zwischen Starnberg und Tutzing sind Busse als Schienenersatzverkehr im Einsatz.
Das Signal stand auf Rot. Nichts ging mehr – über zwei Stunden saßen knapp 60 Fahrgäste der S 6 fest, die um 14.38 Uhr in Fahrtrichtung Tutzing bei Feldafing gegen einen Baum gefahren war. Gegen 16.45 konnten die Rettungskräfte die ersten Passagiere befreiten. Da war klar: Das Unglück war glimpflich verlaufen, es gab keine Verletzten. „Wir sind sehr froh, dass wir nur Sach- und keinen Personenschaden haben“, erklärte Andreas Ruch von der Starnberger Polizei vor Ort.
„Vorsicht, in der roten Tüte sind frische Eier“, rief eine Dame einem Feuerwehrmann zu, der die Fahrgäste über eine provisorische Brücke aus dem Waggon über das Gleisbett zu den Einsatzwagen brachte. Und während aus dem Hubschrauber „Edelweiß“ Aufnahmen aus der Luft geschossen wurden, inspizierten Einsatzkräfte von Feuerwehren, des Notfallmanagements der Bahn und der Bundespolizei mitten im Waldstück von Garatshausen (Gemeinde Feldafing) den Baumstumpf der Fichte mit etwa 30 Zentimeter Stammdurchmesser.
„Fest steht, dass der Baum angesägt wurde. Ob es sich um einen Sabotageakt oder Nachlässigkeit bei Baumfällarbeiten handelt, das werden die Ermittlungen in den nächsten Tagen zeigen“, so Felix Rösch von der Bundespolizeiinspektion München.
Experten der Feuerwehr sowie der stellvertretende Starnberger Polizeichef Ruch erklärten, dass der oder die Täter den Stamm vor etwa ein bis zwei Monaten angesägt haben müssen. Am Freitagnachmittag könnte der morsche Baum dann wegen der starken Regenfälle gebrochen sein. Jedenfalls fiel die Fichte auf Kilometer 36/15 auf die Oberleitung. Der Lokführer der herannahenden S6 konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen, der Zug prallte um 14.38 Uhr gegen den Baum und kam zum Stehen.
Über Funk verbreitete sich schnell die Nachricht von einer entgleisten S-Bahn. Die deutlich über 150 anrückenden Hilfskräfte schlugen ihre Einsatzzentrale auf dem Bundeswehr-Gelände der Fernmeldeschule auf. Über einen Waldweg nahe der Garatshauser Bahnunterführung gelangten sie zum Unfallort. Ein Notarzt-Team, das vom Lokführer durch den Zug geführt wurde, konnte schnell Entwarnung geben: „Keine Verletzten.“
Die Passagiere wurden zum Bahnhof Tutzing, die beschädigte S-Bahn von einer Lok zum Bahnhof Starnberg gebracht. Die Bahnstrecke Richtung Weilheim und Garmisch-Partenkirchen war gestern stundenlang gesperrt, etliche Regionalzüge fielen aus. Fahrgäste mussten das Stück zwischen Starnberg und Tutzing mit Bussen überbrücken. Noch am Freitagabend sollte zumindest ein Gleis der Strecke wieder frei gegeben werden.
Thomas Kirmaier