Trotz weiterer Coronavirus-Fälle: Webasto öffnet wieder - enorme Umsatzeinbußen

Wegen der Coronavirus-Fälle hatte der Autozulieferer Webasto seine Zentrale in Stockdorf geschlossen. Nach zwei Wochen öffnet sie am Dienstag wieder. Auf dem Weg Richtung Normalität sind auch Gewerbetreibende und die Mitarbeiter des Starnberger Gesundheitsamts.
- Webasto öffnet seine Türen in Stockdorf bei Starnberg wieder.
- Der Autozulieferer hatte seine Mitarbeiter nach dem Ausbruch den Coronavirus ins Home-Office geschickt.
- Die Situation belastete nicht nur den Betrieb.
Stockdorf – Wie ruhig es in Stockdorf in den vergangenen zwei Wochen war, lässt sich unter anderem an verkauften Kuchen und Krapfen ablesen. Besser gesagt an den nicht verkauften. „Wir hatten bis zu 50 Prozent Umsatzeinbußen“, sagt Florian Harter. Die Confiserie Harter, die er mit Bruder Ludwig betreibt, ist Tortenbäckerei, Café und Mittagstisch in einem. Und sie liegt gegenüber der Firmenzentrale von Webasto, die wegen der Coronavirus-Fälle seit 29. Januar geschlossen hatte und an diesem Dienstag wieder öffnet.
„Wir sind auf dem Weg in die Normalität“, sagt Harter. Aber erst, seit Webasto über die Medien kommuniziert, dass das Unternehmen die Lage im Griff hat. Der Confiserie-Betreiber: „Die Leute waren gerade in der ersten Woche verunsichert und sind zu Hause geblieben. Manche haben reservierte Tische wieder abgesagt.“ Allgemein sei wenig los gewesen im Café, vor allem mittags. Denn Webasto-Mitarbeiter belegen in ihrer Pause dort gerne mal sieben oder acht Tische.
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Coronavirus bei Webasto: Kein China-Reisen bis Ende Februar
Ab Dienstag arbeiten wieder mehr als 1000 von ihnen in der Zentrale. Sie kehren aus dem Home-Office zurück. „Das hat gut funktioniert“, sagt Webasto-Sprecherin Antje Zientek. Mitarbeiter von IT und Controlling oder Vertriebler könnten gut am Laptop zu Hause arbeiten. „In Stockdorf sind viele Bürotätigkeiten angesiedelt.“ Zuletzt waren nur etwa 40 Angestellte auf dem Gelände beschäftigt – eine „Taskforce“, die die Kommunikation am Laufen hielt sowie eine Gruppe, die den Prototypenbau für Dachsysteme vorantrieb. Und externe Spezial-Reinigungskräfte desinfizierten Schreibtische und Türklinken. „Erhöhte Hygienestandards“ gelten laut Webasto-Mitteilung von gestern weiterhin an allen weltweiten Standorten. Geschäftsreisen von und nach China sind bis Ende Februar ausgesetzt. Zwischen deutschen Standorten pendeln ist mit der Öffnung der Zentrale aber wieder erlaubt.
Vorstandsvorsitzender Dr. Holger Engelmann fasst die Lage wie folgt zusammen: „Wir sind erleichtert, dass seit Anfang vergangener Woche kein neuer Krankheitsfall dazu gekommen ist. Noch sind wir vorsichtig, weil immer noch recht wenig über das Virus bekannt ist. Aber es sieht so aus, als hätten wir durch unser schnelles und entschiedenes Handeln die Infektionskette im Unternehmen unterbrochen.“ Die meisten Infizierten in Deutschland stehen im Zusammenhang mit Webasto. Zuletzt wurden zwei erneute Fälle des Coronavirus bestätigt, die ebenfalls mit dem Unternehmen in Zusammenhang stehen sollen. Es könnte sich dabei um zwei Personen aus Passau handeln, die bereits vorsorglich isoliert wurden. Details sollen am Mittwoch (12. Februar) bekannt gegeben werden.
Coronavirus: Belastende Wochen für Infizierte und Gesundheitsamt in Starnberg
Die acht infizierten Webasto-Mitarbeiter (nur einer davon lebt im Landkreis) befinden sich nach wie vor in Kliniken in München sowie im Kreis Traunstein. Einige von ihnen sind laut Engelmann „komplett beschwerdefrei“ und könnten „voraussichtlich in Kürze entlassen werden“. Die letzten Wochen seien insbesondere für die positiv getesteten Kollegen und ihre Familien eine enorme Belastung gewesen. „Sie brauchen jetzt vor allem Zeit für sich und ihre Angehörigen.“
Dr. Lorenz Schröfl, Gesundheitsamtschef.Ausnahmezustand herrschte auch im Starnberger Gesundheitsamt. Dessen Leiter Dr. Lorenz Schröfl war einer der ersten Mediziner, die in Europa mit dem Virus namens 2019-nCoV konfrontiert wurden. Er spricht von einer „massiven Belastung bis in die Abendstunden und am Wochenende – und ohne Mittagspause. Die Mitarbeiter sind über ihre Grenzen hinaus gegangen. Alle Telefone waren blockiert“. Ständig riefen laut Schröfl Bürger oder Ärzte an, um sich über den Umgang mit dem Virus zu erkundigen. „Eine unserer Hauptaufgaben war, die Panik herunterzuschrauben. Teilweise herrschten völlig unbegründete Ängste“, sagt Schröfl. Die Gesundheitsamtsmitarbeiter erkundigten sich täglich bei den rund 50 Kontaktpersonen der Infizierten im Landkreis. Außerdem testeten sie gemeinsam mit der „Taskforce Infektiologie“ des Bayerischen Gesundheitsamts etwa 140 Webasto-Mitarbeiter auf das Virus.

In der Starnberger Behörde ist laut Schröfl zuletzt „extrem viel anderes liegen geblieben“. Doch auch dorthin kehre nun die Normalität zurück. „Aber wir sind in Rufbereitschaft und zu jeder Zeit in Habachtstellung.“
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