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Neues Quartier an der Würm: Architektenwettbewerb gestartet

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Von: Volker Ufertinger

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Platz für Fantasie: Am Westufer der Würm in Stockdorf soll Wohnbebauung entstehen – wenn auch in Maßen. Vorgesehen sind – Stand jetzt – dreigeschossige Häuser.
Platz für Fantasie: Am Westufer der Würm in Stockdorf soll Wohnbebauung entstehen, wenn auch in Maßen. Vorgesehen sind – Stand jetzt – dreigeschossige Häuser. © Hitzler

Es wird konkret: Der Bauausschuss hat den Auslobungstext für den Architektenwettbewerb gebilligt. Ende Juni dürften die konkreten Entwürfe vorliegen.

Gauting – Gegen die Stimmen von Stefan Berchtold (Piraten), Hans-Wilhelm Knape, Heinrich Moser und Heiko Braun (Grüne) sowie Eberhard Brucker (SPD) hat der Bauausschuss des Gautinger Gemeinderats am Dienstag den 46-seitigen Auslobungstext für den Architektenwettbewerb „Neues Leben an der Würm“ beschlossen. Die fünf Räte nahmen vor allem an der dreigeschossigen Bebauung des Westufers Anstoß. „Das ist weit jenseits dessen, was wir uns vorstellen können“, sagte Moser. Damit blieben sie jedoch in der Minderheit. Denn die Alternative, nämlich eine achtgeschossige Bebauung des Ostufers, wollte die Mehrheit nicht. „Das würde Stockdorf zu sehr verändern“, fand Markus Deschler (FDP).

Die Modelle sieht die Bevölkerung im August

Damit ist der Weg frei für die weiteren Schritte, die Judith Praxenthaler vom Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum skizzierte. In diesen Tagen geht die Auslobung an die beteiligten zehn Architekturbüros. Sie haben dann einen Monat lang Zeit, um Rückfragen zu formulieren, die bei einem Kolloquium am 26. April beantwortet werden. Die Wettbewerbsarbeit muss bis zum 27. Juni vorliegen. Die Sitzung des Preisgerichts findet am 27. Juli statt, die Ausstellung der Modelle ist für Anfang August vorgesehen. Die Aufgabenstellung sei „durchaus anspruchsvoll“, so Praxenthaler. Sie lautet: „Entwickelt werden soll rechts und links der Würm ein nachhaltiges, klimaschonendes Quartier mit einem Nutzungsmix aus Gewerbe, Gastronomie, Wohnen und Kinderbetreuung in einem für Mensch und Natur hochwertigen Freiraum unmittelbar an der Würm.“ Die Wettbewerbssumme liegt bei 245 000 Euro, aufgeteilt in 120 000 Euro Preisgeld und 125 000 Euro Beratungshonorar, zu zahlen vom Auslober, der Erbengemeinschaft Santini.

Das sind die Kriterien für die Bebauung

Baustruktur: Entlang der Gautinger Straße wird drei- bis fünfgeschossige Bebauung vorgegeben. Ein Riegeleffekt soll vermieden werden, die Durchlässigkeit zwischen Gautinger Straße und Würm soll gewährleistet bleiben. Östlich der Würm sind die Architekten angehalten, drei- bis viergeschossig zu planen. Gedacht ist an einen lockere, versieglungsarme Struktur im Übergang zum Freiraum an der Würm. Westlich der Würm sind drei Geschosse das Maximum. Auf die Verwendung nachwachsender Materialien wird im Auslobungstext Wert gelegt, CO2-intensive Baustoffe wie Zement und Beton sollen vermeiden werden.

Fuß- und Radwege: Gefordert wird eine öffentliche Fußwegverbindung entlang der Würm vom Schulersteg im Süden bis zum Harmsplatz im Norden. In der Planung zu berücksichtigen ist zudem eine öffentliche Fußverbindung durch das Wettbewerbsgebiet vom Baierplatz bis zum Harmsplatz über die bestehende, derzeit nicht öffentlich zugängliche Brücke am Wehr, die ertüchtigt werden muss.

Kfz-Verkehr und Parken: Das komplette, etwa zwei Hektar große Wettbewerbsgebiet ist so weit wie möglich von oberirdischem Kfz-Verkehr freizuhalten. Befahrbare Flächen sind nur für die Anlieferung, für eine Kurzhaltezone nah an der Gautinger Straße und für Rettungsfahrzeuge einzuplanen. Der Hol- und Bringverkehr für die Kita soll ausschließlich über eine Haltezone in der Tiefgarage erfolgen. Die Versiegelung ist auf ein absolutes Minimum zu begrenzen.

Gastronomie: Im Ostteil soll eine öffentliche Gastronomie mit einer Bruttogrundfläche von 400 Quadratmetern entstehen, die gleichzeitig als Kantine für das Gewerbe dient. Sie soll einen Treff punkt im Quartier bilden und einen Blick ins Innere des Würmkraftwerks erlauben.

Kita: Um den Bedarf an Kinderbetreuungseinrichtungen im Ortsteil Stockdorf zu erfüllen, wird ein dreigruppiges Kinderhaus (eine Kindergartengruppe mit etwa 25 Kindern und zwei Krippengruppen für jeweils etwa zwölf Kinder) vorgesehen. Die Einrichtung kann sowohl in den Wohnungsbau als auch in die gewerblichen Bauflächen integriert werden. Eine Lage im Erdgeschoss mit einem guten Zugang zum Freibereich ist zwingend.

Wasserkraftwerk: Das Wasserkraftwerk soll in seiner Funktion erhalten bleiben. Eine Sanierung ist nötig, eine Fischaufstiegshilfe ist geplant.

Artenschutz: Der gesamte Uferstreifen ist in einer Breite von mindestens acht Metern von jeder Bebauung freizuhalten. Geplant ist die Wiederherstellung und Förderung der Biodiversität entlang der Würmufer mit besonderem Fokus auf Fledermausjagdhabitate. Außerdem sind biotopverbessernde Maßnahmen für gefährdete Arten wie die Wasseramsel vorgesehen.

In der Sitzung wurde die Befürchtung laut, dass durch den Text bereits Fakten geschaffen werden könnten. Dem widersprach Praxenthaler. „Durch den Architektenwettbewerb wird kein Baurecht geschaffen. Das bleibt weiter in der Hand des Gemeinderats. Sie sind weiter frei in Ihren Entscheidungen.“ Der Gewinner des Wettbewerbs habe lediglich ein „Auftragsversprechen“. Das heißt: Er kann sicher sein, dass er den Zuschlag erhält, wenn so weitergeplant wird wie aktuell. Bürgermeisterin Dr. Brigitte Kössinger erinnerte an den Patchway-Anger: „Da haben wir auch noch einiges rausgestrichen.“

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Die Diskussion fokussierte sich sehr schnell auf das Westufer. Hans-Wilhelm Knape wollte wissen, wie es um den Schutzstatus bestellt ist und ob man sicher sein kann, „dass wir das baulich durchkriegen“. Praxenthaler nannte in erster Linie das amtlich kartierte Biotop, bestehend aus einem acht Meter breiten Streifen rechts und links der Würm, der nicht bebaut werden darf und auch nicht bebaut wird. Dieser ist nicht deckungsgleich mit dem, was im SPD-Flugblatt als „Biotop“ bezeichnet wurde . Ihr Kollege Christian Schwander ergänzte: „Niemand kann garantieren, dass die Regierung zustimmt. Aber wir halten es für wahrscheinlich.“

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Die dreigeschossige Wohnbebauung westlich der Würm wird also weiterverfolgt. Auch ein zurückgesetztes viertes Terassengeschoss bleibt möglich. Grundsätzlich heißt es im Auslobungstext: „Die Gesamtversiegelung ist so gering wie möglich zu halten“, wobei eine Bruttogrundfläche von 2300 Quadratmetern genannt wird. Zur Verdeutlichung sagte Schwander: „Es gewinnt nicht automatisch der, der das Maximum rausholt.“ Eva-Maria Klinger (CSU) freute sich jedenfalls schon mal auf „einen breiten Strauß“ von Modellen. Der vollständige Auslobungstext ist auf der Internetseite der Gemeinde unter www.gauting.de nachzulesen.

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