Mitmachzirkus in tiefer Krise

Zelte und Wagen stehen auf der Gemeindewiese in Stockdorf für den Saisonstart parat – doch der Kinder-Mitmach-Zirkus „Galliano“ steckt in einer tiefen Krise. Wegen Corona gibt es keine Auftrittserlaubnis. „Ohne Einnahmen ist unsere Existenz bedroht“, schlägt Zirkus-Direktorin Stephanie Hölscher Alarm.
Stockdorf – Rotblaues Zirkuszelt, Wagen und Zugmaschine mit der Aufschrift „Circus Galliano“ leuchten unter der Frühlingssonne. Doch auf der Wiese in Stockdorf, unterhalb von Forst Kasten ist es still. Kein Geplapper, kein Gelächter von jungen Zirkusbesuchern, die in Workshops Akrobatik oder Jonglieren lernen. „Wir hätten jetzt unser Osterferienprogramm mit Vorstellungen für Kinder“, sagt die Chefin des kleinen Familienunternehmens, Stephanie Hölscher tief enttäuscht. Stockdorf ist die erste Station des Mitmachzirkus in diesem Jahr. Wegen der Corona-Krise bleibt das Zelt leer.
„Wir kommen in Existenznöte“, sagt die Mitinhaberin von „Circus Galliano“. Die Rücklagen aus der vergangenen Saison sind nach der Winterpause im Quartier Forstenried „fast aufgebraucht“. Die Hölschers hatten auf den Saisonstart im Frühjahr gehofft. „Mit unseren beiden Töchtern Paula und Alina haben wir im Winter ein Programm einstudiert“, erzählt Mutter Steffi. Beide Mädchen, zehn und sieben Jahre jung, sind bei der Clownnummer dabei. Vater Sven Hölscher tritt beim Mitmachzirkus in der Manege auf, als Cowboy, der „die Lassos schwingt“ ,oder als Feuerspucker. In ihren Workshops bringen die „Gallianos“ Kindern Balancieren, Seiltanzen oder Jonglieren bei.
„Wenn unser Zelt voll ist, haben wir 200 Leute zu Besuch“, sagt die Direktorin. Doch sie sei ja schon froh, wenn 50 große und kleine Zuschauer pro Vorstellung kommen. Jetzt fehlen die nötigen Einnahmen, aber die Ausgaben für die drei Zugfahrzeuge und elf Anhängerlaufen weiter. „Unser Wohnwagen hat gerade in der Werkstatt ein neues Dach bekommen“, sagt Steffi Hölscher. Die beantragte staatliche Soforthilfe in Höhe von 5000 Euro sei aufgebraucht. „Unsere Ponys und Ziegen haben wir auf Bauernhöfen untergebracht. Wir haben nur noch Kaninchen und den Hund.“ Zwar habe die Gemeinde Gauting dem Zirkus die Wiese kostenfrei überlassen, erklärt die dankbare Artistin. Aber für Wasser und Strom muss das Unternehmen zahlen. An den Folgestandorten im Stadtgebiet München und im nördlichen Würmtal werde Miete verlangt. „Bis Ende August dürfen wir aber gar nicht auftreten“, blickt Hölscher in eine unsichere Zukunft.
Auch das Pfingstferienprogramm des Kreisjugendrings mit dem Mitmach-Zirkus im Waaghäusl Planegg findet nicht statt. „Wir stehen jetzt vor der Katastrophe“, sagt die Unternehmerin angesichts der Ebbe in der Zirkuskasse. Stephanie und Sven Hölscher bitten die Würmtaler um Hilfe. Der Zirkus ist zu erreichen unter Telefon 01 77/6 31 89 35. Die Bankverbindung: Sven Hölscher, Hypo Vereinsbank, IBAN DE38 7002 0270 0658 3599 91.
Von Christine Cless-Wesle