Die Rettung der alten Villa Sturm

Im nächsten Frühjahr soll es losgehen. Man traute sich kaum noch, daran zu glauben, dass die denkmalgeschützte Villa Sturm an der Rieder Straße saniert wird, bevor sie gar nicht mehr zu retten ist.
Herrsching – In der jüngsten Bauausschusssitzung versicherte der neue Eigentümer Bernhard Kaiser jedoch, dass genau dies ihm eine Herzensangelegenheit sei. Drei Wohneinheiten will er dort unterbringen. In einem vom Denkmal etwas abgerückten Einfamilienhaus will er selbst mit seiner Familie einziehen.
Lange wurde um den Erhalt der Villa gekämpft, die der Kommerzienrat Adolf Sturm 1907/08 durch August Pettino erbauen ließ. Jahrzehntelang war das Haus dem Verfall preisgegeben. Schon bei der Planung eines Seniorenstifts vor gut 25 Jahren wurde die Villa in die Denkmalliste aufgenommen, damit sie erhalten bleibt. Als Projektentwickler Herbert Stark das Grundstück 2011 erwarb, musste auch er den Erhalt der Villa garantieren. Als rundherum das Wohnprojekt Lagom aus dem Boden schoss, war die Zukunft der Villa aber noch immer ungewiss.
Bis 2025 hatte Stark Zeit, die Villa selbst zu sanieren oder einem Denkmalliebhaber zu verkaufen. So lautet die Vereinbarung mit der Immobilienagentur von Lagom. Stark hatte bereits Pläne für einen Umbau mit 13 Mikroappartements in der Schublade, als er mit Bernhard Kaiser doch noch einen Liebhaber für das Gebäude fand.
Für Kaiser gab es nun noch ein Problem: der im Bebauungsplan vorgesehene Anbau an die Villa. Anderes zusätzliches Baurecht gibt es nicht. „Das war zwar eine gute Idee im Bebauungsplan, aber trotzdem nicht richtig durchdacht“, sagt dazu Kaisers Architekt Christoph Welsch. Welsch kennt die Villa gut. Als denkmalerfahrener Planer hat er bereits einen Namen. Der Breitbrunner, der mittlerweile für die Grünen auch im Gemeinderat Herrsching sitzt, hatte seinerzeit nicht nur das Gutachten über die Villa Sturm für das Landesamt für Denkmalpflege erstellt, sondern auch ein weiteres Gutachten für Stark Projektentwickler, das Grundlage für den Verkauf war. Für Kaiser fertigte er nun die Eingabeplanung, die den Umbau der Villa in drei Wohneinheiten vorsieht – 129 (Erdgeschoss), 148 (Obergeschoss) und 86 Quadratmeter groß (Dachgeschoss). Diese Wohnungen will Kaiser vermieten. Darüber hinaus soll nebenan ein Einfamilienhaus entstehen mit einer Wohn- und Nutzfläche von 185 Quadratmeter. Allerdings zur Erschließungsstraße hin abgerückt, also anders als im Bebauungsplan vorgesehen. Das Denkmalamt s begrüße das Abrücken, sagte Oliver Gerweck von der Herrschinger Bauverwaltung.
Für FDP-Gemeinderat Johannes Puntsch ist der Neubau direkt an der Villa von Anfang an ein Schwachpunkt der Planung gewesen. Er ist selbst Architekt und hält die aktuelle Planung an der Erschließungsstraße für eine Verbesserung. Dr. Rainer Guggenberger (BGH) fand ebenfalls, „dass man nicht auf Formalien bestehen sollte, wenn es jetzt inhaltlich besser ist“. Einer Ausnahme nun zuzustimmen, war für Thomas Bader (CSU) jedoch nicht der richtige Weg. Noch vor einem Jahr war die Verschiebung des Baukörpers Richtung Norden abgelehnt worden. Das Gleiche schlug die Verwaltung auch diesmal vor – eben weil die Festsetzungen im Bebauungsplan anders lauten. „Sollen wir schon wieder eine Ausnahme machen?“, fragte Bader deshalb. „Der Bebauungsplan ist doch noch neu.“ Unterm Strich war in der Ausschussrunde jedoch Erleichterung spürbar, dass sich jemand der alten Villa annimmt. Mit acht gegen zwei Stimmen wurde der Verschiebung des Baukörpers deshalb zugestimmt.