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Sauerstoff für die Welt

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Die Inmatec-Generatoren filtern aus der Luft Sauerstoff in gewünschter Konzentration heraus. Die Geräte liefert die Herrschinger Firma in die ganze Welt. © Inmatec

Das Herrschinger Unternehmen Inmatec hat schnell reagiert: Statt Stickstoff-Generatoren stellt es Sauerstoff-Generatoren her und liefert diese in die ganze Welt. Der Vorteil: Die Generatoren filtern den Sauerstoff aus der Luft.

Herrsching – Die Corona-Pandemie hält derzeit die ganze Welt sprichwörtlich im Atem: Die Virusinfektion Covid-19 kann im Extremfall zu einer schweren Lungenentzündung führen, sodass die Patienten auf der Intensivstation von einer Lungenmaschine künstlich beatmet werden müssen. Den dafür notwendigen Sauerstoff liefern auch Generatoren des Herrschinger Technologieunternehmens Inmatec.

Bis März produzierte Inmatec zu etwa 80 Prozent Stickstoffgeneratoren für die Industrie und zu 20 Prozent Sauerstoffgeneratoren für Fischzucht, Lebensmittelindustrie und Krankenhäuser. Dann kam Corona und stellte auch in der Gewerbestraße 72 alles auf den Kopf. „Der Bedarf an Sauerstoff für die Beatmungsgeräte auf der Intensivstation ist exorbitant angestiegen“, berichtet Markus Berninger aus der Marketingabteilung des Unternehmens. Seit Mitte März fertigt der Betrieb, der seit den 1990er Jahren in Herrsching ist, fast nur Sauerstoffanlagen. Geliefert werde vor allem ins Ausland, denn in Deutschland greife man meist auf Flüssigsauerstoff zurück, sagt er.

Einen Engpass an dem in Flaschen abgefüllten Sauerstoff gibt es laut Berninger bei uns nicht – woanders hingegen schon. So mehrten sich die Anfragen nach dem Inmatec-Produkt etwa aus Griechenland, Großbritannien und Tschechien – und von Kunden aus Afrika oder Asien, wo die Lieferkette von Flüssigsauerstoff per Lastwagen nicht gesichert ist. Dort zeigt sich der Vorteil der Generatoren, die Sauerstoff direkt aus der Umgebungsluft herstellen, indem diese durch ein selbstreinigendes Granulat gepresst und auf diese Weise gefiltert wird. Dominik Fernandez vom technischen Vertrieb nennt das eine „unabhängige Eigenerzeugung“ mit einer Reinheit von 93 bis 95 Prozent.

„Normalerweise atmen wir Sauerstoff mit einer Reinheit von etwa 20 Prozent ein“, erklärt Fernandez. „Für Patienten in Krankenhäusern reicht meistens 30 bis 50 Prozent reiner Sauerstoff aus.“ Je nach Bedarf könne der Reinheitsgehalt problemlos vom Pflegepersonal eingestellt werden. Überhaupt sei die Bedienung weitgehend selbsterklärend, die Wartung übernähmen weltweit ansässige Servicestationen. „Gut gewartet hält der Generator zehn bis fünfzehn Jahre“, sagt Fernandez.

Die in Herrschings 50-Mann-Betrieb hergestellten Industrieanlagen seien in knapp zwei Wochen lieferbar und kosteten – je nach Ausstattung – zwischen 8000 und mehreren 100 000 Euro. In Afrika sind bereits zahlreiche Anlagen im Einsatz. Auch in Griechenland, Spanien und Großbritannien liefern immer mehr Generatoren Sauerstoff für Beatmungsgeräte in Krankenhäusern. Weitere Bestellungen liegen vor.

Kompliziert war die Umstellung der Produktion auf fast ausschließlich Sauerstoffgeneratoren nicht, sondern hauptsächlich mit einer erhöhten Lagerhaltung verbunden, wie Fernandez erklärt. Und wenn die Krise vorbei ist, kann der Betrieb genauso unkompliziert wieder auf die Produktion von Stickstoffgeneratoren umstellen.

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