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Neue Klinik: Durchbruch in Herrsching?

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Von: Peter Schiebel

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Auch am aktuellen Klinikstandort läuft noch eine Machbarkeits-Untersuchung.
Auch am aktuellen Klinikstandort läuft noch eine Machbarkeits-Untersuchung. © Andrea Jaksch

Landrat Stefan Frey scheint ein Coup gelungen zu sein. Der Landkreis führt „konkrete Verhandlungen“ über den Erwerb von Grundstücken an der Seefelder Straße in Herrsching. Sollten diese zum Erfolg führen, könnte dort der Klinikneubau im westlichen Landkreis entstehen.

Landkreis – Es ist eine Geschichte von hätte, könnte, sollte. Noch ist nichts in trockenen Tüchern, noch sind keine Verträge unterschrieben – aber dennoch ist diese Nachricht ein echter Hammer. Landrat Stefan Frey informierte am Dienstagabend in zwei nichtöffentlichen Sitzungen nacheinander die Gemeinderäte von Herrsching und Seefeld darüber, dass der Landkreis kurz davor steht, an der Seefelder Straße in Herrsching Grundstücke zu kaufen. Die Flächen würden zusammen mit Grundstücken der Gemeinde Herrsching ausreichen, um dort ein neues Klinikum zu errichten.

„Wir führen konkrete Verhandlungen und sind auf einem guten Weg“, sagte Frey am Mittwoch auf Anfrage des Starnberger Merkur. „Und wir sind zuversichtlich, dass wir am Ende Grundstücke haben, die es uns ermöglichen, dort zu bauen.“ Es wäre ein nicht mehr erwartbarer Durchbruch, nachdem die Gespräche mit dem Eigentümer über viele Jahre hinweg nie zum Erfolg geführt hatten, weder für einen Klinikneubau noch für den Neubau des Gymnasiums, für den auch schon die Seefelder Straße im Gespräch war.

Und damit hätte der Landkreis drei Optionen für die vom Freistaat in Aussicht gestellte neue Klinik mit 190 Betten im westlichen Landkreis. Ob eine Erweiterung der bestehenden Fläche der Schindlbeck-Klinik an der Seestraße in Herrsching möglich ist, prüft das Bayerische Gesundheitsministerium bereits anhand eines Raum- und Funktionsprogramms. Zweifel sind angebracht, da nach Angaben Freys dort nur 10 000 bis 16 000 Quadratmeter Grund zur Verfügung stehen. Zudem müsste das Baurecht massiv aufgestockt werden.

Alternative zwei ist die rund 25 000 Quadratmeter große Fläche an der Lindenallee/Bahnhofstraße unterhalb des Friedhofs in Hechendorf. Bei einem Bürgerentscheid Ende Juni hatte eine deutliche Mehrheit der Seefelder den Weg freigemacht, um dort die planungsrechtlichen Grundlagen für einen Klinikneubau zu schaffen. Ein Bebauungsplan ist mittlerweile auf den Weg gebracht. Alternative drei wäre die Seefelder Straße, wo der Gemeinde Herrsching nach Angaben von Bürgermeister Christian Schiller bereits sieben Grundstücke mit einer Gesamtgröße von rund 18 000 Quadratmetern gehören. Insgesamt geht Stefan Frey dort von 25 000 bis 27 000 Quadratmetern aus.

Warum es dort gerade jetzt zu einer Einigung mit dem Eigentümer kommen könnte, wollte der Landrat gestern nicht sagen. „Zu den Verhandlungen werde ich mich öffentlich nicht äußern.“ Er habe aber auch nach dem Bürgerentscheid in Seefeld Kontakt mit dem Eigentümer gehalten. Dann sei wieder Dynamik in das Thema gekommen. „Und wir führen sehr vernünftige und intensive Gespräche.“ Kopplungsgeschäfte spielten dabei keine Rolle.

Frey macht keinen Hehl daraus, dass ihm die Fläche zusagt. Sie liege – im Gegensatz zu Hechendorf – nicht im Landschaftsschutzgebiet, was weniger Widerstände erwarten lasse. Sie sei mit der Seefelder Straße gut erschlossen und aus Richtung Gewerbegebiet fußläufig zu erreichen. Und vermutlich sei dort ein Bauvorhaben auch schneller zu realisieren als in Hechendorf. Das setze allerdings voraus, dass die Gemeinde Herrsching ihre Grundstücke zur Verfügung stelle und Baurecht an der Stelle schaffe.

Herrsching würde Grundstücke einbringen

Die Stimmungslage im Herrschinger Gemeinderat sei am Dienstag „sehr, sehr gut gewesen“, die Reaktionen „sehr positiv“, erklärte Bürgermeister Christian Schiller auf Anfrage des Starnberger Merkur. Bei einigen Gemeinderäten habe sich sogar „ein bisschen Erleichterung breit gemacht“ angesichts der deutlich gestiegenen Chancen, dass die Klinik im Ort bleibt. Sollte es tatsächlich zu einem Grundstückskauf durch den Landkreis an der Seefelder Straße kommen, sei die Gemeinde bereit, ihre Flächen einzubringen – ob durch Verkauf oder Erbpacht: „Da gibt es mehrere Möglichkeiten“, sagte Schiller, der in früheren Jahren auch schon mit dem Grundstückseigentümer verhandelt hatte, aber keinen Abschluss erzielen konnte. Anschließend brauche es einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan, der aber „in enger Abstimmung mit dem Landratsamt“ erarbeitet werden sollte, erklärte er.

Ob ein möglicher Klinikneubau an der Seefelder Straße Chancen für die Realisierung einer Entlastungsstraße von dort zum Gewerbegebiet rund um die Gewerbestraße ermöglicht, wollte Schiller nicht kommentieren. Die Straße stehe zwar seit 30 Jahren im Flächennutzungsplan und die Klinik benötige auch eine Erschließungsstraße, einen automatischen Zusammenhang gebe es aber nicht. „Die Straße steht nicht im Vordergrund“, betonte er.

Standort Hechendorf soll keine andere Nutzung als Klinik erfahren

In Seefeld sei die Stimmung „sehr gefasst“ gewesen, sagte Stefan Frey. Bürgermeister Klaus Kögel äußerte sich auf Anfrage pragmatisch. Er habe zwar nie einen Hehl daraus gemacht, die Klinik gerne in Seefeld behalten zu wollen, sagte er, aber: „Bevor wir eine Klinik im westlichen Landkreis ganz verlieren, habe ich sie lieber in 3,5 Kilometer Entfernung.“ Mit dem Bürgerentscheid habe die Gemeinde auch die Verhandlungsposition des Landkreises gestärkt. „Das hat etwas ausgelöst“, sagte er. Auch Stefan Frey hält den Bürgerentscheid nach wie vor für richtig. „Das war ein sinnvoller politischer Prozess.“

„Wir haben in Seefeld Nägel mit Köpfen gemacht und viel Herzblut in die Angelegenheit gesteckt, zum Teil auch gegen Anfeindungen“, betonte Kögel. Bereits vier Wochen nach dem Bürgerentscheid brachte der Gemeinderat mit großer Mehrheit den Bebauungsplan für eine Klinik an der Bahnhofstraße auf den Weg. Sollte es nun dazu kommen, dass die Klinik doch in Herrsching bleibt, schloss Kögel für die Hechendorfer Fläche eine andere Nutzung aus. „So lange noch nichts in trockenen Tüchern ist, halte ich es aber für dringend geboten, keinen der drei Standorte auf die Seite zu legen.“

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