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Radstraße quer durch den Ort

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Von: Peter Schiebel

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Das Schild ist eindeutig: Eine Fahrradstraße ist zunächst für Fahrradfahrer (und E-Scooter-Fahrer da).
Das Schild ist eindeutig: Eine Fahrradstraße ist zunächst für Fahrradfahrer (und E-Scooter-Fahrer). Autos und Motorräder dürfen nur mit diesem Zusatz dort fahren. Er wird auch in Herrsching angebracht. © archiv

Fast auf den Tag genau ein Jahr nach dem Grundsatzbeschluss für die Einführung einer lang gezogenen Fahrradstraße durch Herrsching hat der Gemeinderat nun auch das Realisierungskonzept beschlossen. Radfahrer haben dann gegenüber Autofahrern Vorrang.

Herrsching – Das Ob wurde bereits vor einem Jahr entschieden: Mehrheitlich stimmte der Herrschinger Gemeinderat im Juli 2021 dafür, die Summerstraße, die Rudolf-Hanauer-Straße und die Madeleine-Ruoff-Straße zu Fahrradstraßen zu machen. Das Wie ist nun auch geklärt. Gegen sechs Stimmen aus den Reihen von CSU und FDP billigte der Gemeinderat am Montagabend das Realisierungskonzept aus dem Büro von Planer Dr. Ralf Kaulen. Damit erhält Herrsching im Lauf der nächsten Monate eine rund 1,4 Kilometer lange, durchgängige Radverbindung von der Rieder Straße/Einmündung Madeleine-Ruoff-Straße im Norden bis zur Summerstraße/Einmündung Mühlfelder Straße im Süden.

Auf den Straßen gilt dann eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h, Fahrräder und E-Scooter haben Vorrang, Autos und Motorräder werden per Zusatzschild aber zugelassen. Auch die ÖPNV-Busroute wird weiterhin über die Summerstraße führen. Das hatte der Gemeinderat bereits vor einem Jahr festgelegt. Der Fachbereich Verkehrswesen am Starnberger Landratsamt hat keine Einwände gegen diese Planung und die Fahrradstraßen. „Dem motorisierten Verkehr kann dies zugemutet werden, da es auf der gesamten Strecke Parallelstraßen gibt, die ohne Einschränkung befahren werden können. Dem Durchgangsverkehr kann es zugemutet werden, andere Straßen zu nutzen“, heißt es in einer E-Mail von Ende März.

Das höchste Konfliktpotenzial sieht die Kreisbehörde zwischen Busverkehr und Radfahrern auf der Summerstraße. „Da aber bereits jetzt Tempo 30 angeordnet ist, dürften die Behinderungen für den ÖPNV und die zeitlichen Verzögerungen sich in Grenzen halten.“

Verkehrsplaner Kaulen möchte die Umgestaltung auch mit Blick auf die Kosten so gering wie möglich halten. Aus diesem Grund sieht er zum Beispiel von auffälligen Rot-Markierungen ab. Stattdessen soll die Fahrradstraße eine durchgehende, weiße Randmarkierung sowie in regelmäßigen Abständen großflächige Fahrrad-Piktogramme erhalten. An den Knotenpunkten weisen Schilder auf Beginn und Ende der Fahrradstraße hin, zudem sind Markierungen wie Haltelinien und Haifischzähne vorgesehen. Die Einfahrtsbereiche sollen zudem verengt und mit rot-weißen Baken versehen werden. „Es wird eine ganz einfache, schlichte Gestaltung“, sagte Kaulen und bezifferte die Kosten mit rund 80 000 Euro.

An den Straßen selbst werde sich ansonsten nichts ändern. Die Parkplätze blieben erhalten, ebenso der Bushalt. „Da verändert sich gegenüber dem Status quo nichts“, sagte der Planer. Nicht umgesetzt werde eine Querung der Rieder Straße in Richtung Realschule. Zwar habe sein Büro das geprüft, aber: „Da müssten wir einen Komplettumbau machen“, sagte Kaulen. Da immer noch der Bau einer Unterführung unter der Bahnlinie möglich ist, habe er die Querung deswegen nicht weiter verfolgt.

„Wir freuen uns sehr“, sagte Christiane Gruber (BGH). Vor allem für Alltagsradler und für Gruppen von Fahrradfahrern sei diese Verbindung eine sehr gute Alternative zur Seepromenade. Die Verkehrsabteilung im Landratsamt erwartet zudem „eine erhebliche Steigerung des Radverkehrs auf dieser Strecke“, wenn das Gymnasium Herrsching einmal in Betrieb ist.

Zurückhaltend äußerte sich dagegen Roland Lübeck (CSU), der vor allem im Zusammenwirken zwischen Rad- und Busverkehr auf der Summerstraße einen Gefahrenpunkt sieht. Wolfgang Schneider (SPD) nutzte die Diskussion derweil für gleich zwei Appelle. Aus Sicht der Busfahrer würde er sich von Autofahrern etwas mehr vorausschauendes Fahren wünschen – „dann hätten wir gar keine Probleme“, sagte er. Und generell appellierte er: „Aus jeder Gartentür kann jederzeit ein Kind kommen.“ Ausweichen über den Gehweg sei von daher viel zu gefährlich und einfach eine Unmöglichkeit.

Nach dem Beschluss mache sich die Verwaltung nun an die Ausschreibung, sagte Bürgermeister Christian Schiller im Anschluss dem Starnberger Merkur. Er hofft, dass die Umgestaltung noch heuer klappt. „Das größte Problem aktuell ist, eine Markierungsfirma zu bekommen.“

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