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Reinhard Jung: Ein Leben zwischen Minsk und Herrsching

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Von: Andrea Gräpel

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Eine Tausendsassa mit immer neuen Ideen: Reinhard Jung. © Andrea Jaksch

Der Herrschinger Reinhard Jung (71) ist in seinem Filmprojekt in Weißrussland auf den Spuren der deutschen Geschichte.

Herrsching – Reinhard Jung ist in Herrsching vor allem als Eigentümer des ehemaligen Sixtnhofs bekannt. 2004 hatte er das unter Denkmalschutz stehende Haus gekauft und zwei Jahre später darin das Chalet im Kiental eröffnet. Das Haus gehört ihm noch immer, der Betrieb ist verpachtet. Er selbst hat noch einen Wohnung an der Bahnhofstraße, die er sporadisch bewohnt, denn seinen Lebensmittelpunkt hat der heute 71-Jährige seit zehn Jahren in Weißrussland. Dort hat der Tausendsassa sein jüngstes Projekt angeschoben: Ein Film über einen der letzten Überlebenden des Konzentrationslagers Buchenwald, den heute 93-jährigen Weißrussen Andrei Iwanowitsch.

Software-Unternehmer in Gilching, Funkamateur, Restaurantbesitzer in Herrsching, Galerist in Weßling, Geschichtsinteressierter – und jetzt Produzent. Auf die Idee wurde Jung von dem 37-jährigen Hannes Farlock gebracht. Farlock ist Eventmanager mit einem Faible für Inszenierungen. Auch er betritt mit der Dokumentation Neuland. Erstmals übernimmt er darin die Filmregie.

Die beiden Männer haben sich vor fünf Jahren in Weißrussland kennen gelernt, wo sie die Spuren deutscher Geschichte in die „Geschichtswerkstatt“ in Minsk führte. Überlebende nationalsozialistischer Gewaltherrschaft werden dort unterstützt, treffen sich dort regelmäßig, denn in Weißrussland werden Veteranen wie Helden verehrt, aber Opfer wie Andrei Iwanowitsch ignoriert. Auch auf diese Ungerechtigkeit will der Film aufmerksam machen. Andreis Geschichte fesselte Jung und seinen Freund. Es faszinierte sie die Tatsache, dass sie weder Groll noch Verbitterung spürten, im Gegenteil: „Die alten Menschen lernen sogar noch Deutsch“, erzählt Jung begeistert. Die Geschichte des 93-Jährigen ließ ihn nicht mehr los. „Der Andrei ist toll“, schwärmt der Produzent.

Eineinhalb Jahre haben Jung und Farlock den alten Weißrussen begleitet. 25 000 Euro haben sie investiert. „Bis jetzt, es wird sicher noch mehr“, meint Jung. Er hofft, dass der Film zum Jahrestag am 16. August in Buchenwald Premiere feiert. Zurzeit bemüht er sich gemeinsam mit einer Agentur um Vorabpremieren in Deutschland. „Wir haben nicht mehr viel Zeit“, weiß Jung. Nicht allein, weil der Jahrestag näher heranrückt, auch weil Andrei Iwanowitsch seinen ersten Herzinfarkt hatte. „Es geht ihm wieder gut, er hat sich gut erholt. Aber er ist halt 93 Jahre alt.“ Jung bleibt zuversichtlich, hat das Filmmaterial – mit deutschen und mit englischen Untertiteln und auch im Original – griffbereit im Gepäck.

Informationen zum Film unter www.andrei-iwanowitsch.com oder bei Reinhard Jung unter Tel. 0151/54651825.

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