Schlechte Pflege Auslöser für Fällung

Das Staatliche Hofbräuhaus München hat vergangene Woche zwei große Rosskastanien und eine kleinere auf seinem Parkplatz am See in Herrsching fällen lassen. „Ein erforderliches Minimum“, sagt der ausführende Planer. Im Ort gibt es dennoch Zweifel an der Notwendigkeit.
Herrsching – „An einer der schönsten Stellen Herrschings ist jetzt statt eines durch Bäume aufgelockerten Parkplatzes eine Asphaltwüste entstanden, die im Sommer glühend heiß wird. Natürlich ist der Fleck jetzt wesentlich effizienter für Autos zu nutzen.“ So formuliert es Christine Voit von der Herrschinger Initiative Pro Natur nicht ohne Sarkasmus in einer Pressemitteilung, nachdem am Donnerstag drei Rosskastanien auf dem Parkplatz des Hotels Seehofs gefällt wurden. Das Hotel gehört dem Staatlichen Hofbräuhaus München, das wiederum die Arbeiten durch das Ingenieurbüro Furch in Haag in Auftrag gegeben hat.
Furch ist mit der Parkplatzsanierung beauftragt, die nach Aussage seines Bauleiters Matthias Staudinger dringend notwendig sei. Im Vorgriff dessen seien sämtliche Bäume in Augenschein genommen worden, einige gemeinsam mit Baumsachverständigen genauer. Zwei Fällungen hat es daraufhin schon im vergangenen Jahr am Seeufer gegeben – aus verkehrssicherungstechnischen Gründen und nach einer sogenannten schall- und elektrischen Widerstandstomografie. Die jüngsten Fällungen folgten nun – „alles in Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde“, wie Staudinger versichert.
„Es ist ein Thema, das das ganze Areal betrifft“, sagt der Ingenieur. Zwar seien die verbliebenen Bäume an Parkplatz und Biergarten als unbedenklich eingestuft, dafür gebe es im nördlichen Bereich des Grundstücks weitere Exemplare, die von außen eine Verschlechterung aufwiesen. „Die müssen noch mal von einem Gutachter untersucht werden“, erklärt Staudinger. Die Ursache für diese Verschlechterung der Baumsubstanz erkennt der Bauleiter in früheren Baumpflegemaßnahmen. „Die Bäume wurden über längere Zeit massiv eingeschnitten und wurden dadurch geschädigt.“ Gutachten, die zu den gefällten Exemplaren vorlägen, bewiesen dies. Alle wiesen einen schlechten Allgemeinzustand vor. „Und so leid es uns tut, wenn da ein Ast runter bricht und ein Auto oder einen Menschen trifft, ist das ungut“, sagt Staudinger und versichert im Gespräch mit dem Starnberger Merkur zugleich, dass eine Nachpflanzung vorgesehen sei, „wenn der Parkplatz saniert wird. Das muss allerdings auch in den Bauzeitplan des Seehofs passen“. Aktuell rechnet Staudinger damit nicht vor 2024.
Die Herrschinger Initiative Pro Natur, die mittlerweile Arbeitskreis der Lokalen Agenda ist, verfolgt das Geschehen genau. Mitglieder haben die verbliebenen Baumstümpfe genauer unter die Lupe genommen, konnten aber am Stammschnitt aber keine augenscheinlichen Schäden erkennen. Bei der Gründung der Initiative im vergangenen Jahr hatten die Mitstreiter mit Argwohn bereits die Fällung der ersten beiden Rosskastanien im Biergarten beobachtet. Risse und Pilze, die zur Fällung führten, finden sich laut Gutachten allerdings im oberen Stammbereich.
„Wir hauen ja nicht einfach Bäume um“, sagt Stefan Hempl, Pressesprecher des Staatlichen Hofbräuhauses, auf Anfrage. „Die Verkehrssicherheit des Parkplatzes und des Bereiches am Steg war aufgrund diverser Faulstellen an den Kastanien gefährdet, wie eine entsprechende Einschätzung einer Gartenbaufirma bestätigt.“