Verkehrskonzept feiert kleines Jubiläum

Seinen „Kick off“ erlebte das Gesamtverkehrskonzept Herrsching im März 2013. Fast zehn Jahre später hat es einen moderneren Namen: Mobilitätskonzept. Verkehrsplaner Dr. Ralf Kaulen bekam in der jüngsten Gemeinderatssitzung Gelegenheit, Bilanz zu ziehen: „Was haben wir geschafft, was steht noch an.“
Herrsching – Abgehakt ist das leidige Thema Pflanztröge. 2018 wurden sie an See- und Summerstraße in Herrsching aufgestellt, um teure bauliche, fahrbahnverengende Maßnahmen zu vermeiden. Welch ein Aufschrei hatte es danach gegeben. „Heute kann ich darüber schmunzeln. Damals nicht“, sagte Verkehrsplaner Dr. Ralf Kaulen bei einer Zehn-Jahres-Bilanz im Gemeinderat. Nichts wurde mehr diskutiert. Heute sagt er ganz offen: „Diese Entscheidung war ein Schuss in den Ofen.“ Mittlerweile sind viele Tröge durch bauliche Maßnahmen oder Blumenbeete ersetzt und die Summerstraße ist Fahrradstraße – auch wenn die letzten Maßnahmen dazu nach der Frostphase erfolgen. Wie an See- und Summerstraße konnte Kaulen viele grüne Häkchen machen – allen voran hinter der Verschwenkung der Rieder Straße am Rathaus oder dem Auftrag für Fahrradschutzstreifen auf der Staatsstraße und die Markierungen auf Schönbichlstraße und Bahnhofsplatz. Kaulen hatte es sich bei Letzterem anders gewünscht, aber die Umgestaltung des Bahnhofsplatzes lässt sich aktuell aufgrund stockender Grundstücksverhandlungen nicht umsetzen. „Wir haben uns bemüht, den Platz trotzdem ein bisschen zu gestalten.“ Alles immer in enger Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Verkehr.
Viel Kritik hat das Konzept einstecken müssen. Sogar im Schwarzbuch des Bunds der Steuerzahler war die Gemeinde damit gelandet. Grünen-Gemeinderat Gerd Mulert wollte als Herrschinger, der viel mit dem Radl unterwegs ist, deshalb ein seltenes Lob aussprechen: „Ich find’s großartig, was Herrsching in den letzten Jahren geleistet hat. Vielen Dank! Ich fühle mich viel sicherer, wenn ich mit Fahrrad unterwegs bin.“
Und es geht weiter in der „Vorzeige-Gemeinde“, wie Kaulen Herrsching nennt. Denn selten seien ein Konzept so schnell erstellt und erste Maßnahmen umgesetzt worden. Jemand, der deutschlandweit Aufträge hat, wird es wissen. Aber es steht noch vieles mehr an – unter anderem eine Bürgerinformation, sobald die Fahrradstraße ganz fertiggestellt ist. Ein Ausbau der Multimobilität stünde Herrsching auch gut zu Gesicht – Carsharing, Bike-Sharing. Möglichkeiten gebe es viele. In einer Gemeinde mit knapp 11 000 Einwohnern würden sich auch E-Ladestationen gut machen, sagte Kaulen, konnte aber nur die an der VR Bank nennen. Seiner Berechnung nach sei das Ziel eine Anzahl von 75. „Das ist ausbaufähig.“ Ebenso die 30er-Zone, „es gibt noch Lücken.“ Auf Nachfrage von Thomas Bader (CSU) sei auch die Staatsstraße durch Breitbrunn vom Bereich Kloster ortsauswärts Richtung Inning für Tempo 30 in Verhandlung. Genauso wie der größte Wunsch der Breitbrunner: ein Radweg entlang der Staatsstraße zwischen Herrsching und Breitbrunn. Aber er steht auf der Liste.
Bürgermeister Christian Schiller, wie Kaulen ein gebranntes Kind in Zusammenhang mit Pflanztrögen, warf eine Anmerkung in die Runde: „Wenn Sie durch die ein oder andere Landkreisgemeinde fahren und denken, die Tröge da sehen ja aus wie unsere, dann denken Sie richtig. Es sind unsere.“ Einige hätten an andere Kommunen verkauft werden können. Er sagte dies am Montag und lachte. Damals war aber auch ihm danach immer weniger zumute.